2019-04-01

Heilig im Gericht

„Und der HERR der Heerscharen wird im Gericht erhaben sein, und Gott, der Heilige, sich heilig erweisen in Gerechtigkeit“ (Jes 5,16).

Gott ist Licht. In Ihm gibt es keine Finsternis (vgl. 1.Joh 1,5). Er bewohnt ein unzugängliches Licht (vgl. 1.Tim 6,16) und ist umgeben von furchterregender Pracht (vgl. Hiob 37,22). Er ist so majestätisch, herrlich und rein, dass ein sündiger Mensch Ihn in Seiner Absolutheit nicht sehen und dabei am Leben bleiben kann (vgl. 2.Mo 33,20; 1.Tim 6,16). Selbst die gewaltigen Seraphim (Brennende) bedecken ehrfürchtig ihre Angesichter und Füße in der Gegenwart des Heiligen.

Gott ist gerecht und in dem Sinn heilig, dass Er das Böse in Seiner Gegenwart nicht ertragen kann - Er muss es richten. Er ist der Richter der ganzen Erde; die höchste Instanz, die es gibt, und die das finale Urteil über jeden Menschen spricht.

Bereits im Alten Testament hatte Gott sich im Gericht, in Verbindung mit dem Pharaoh Ägyptens, verherrlicht. Damals sagte Er: „Denn dieses Mal will ich alle meine Plagen in dein Herz senden und über deine Knechte und über dein Volk, damit du weißt, dass niemand auf der ganzen Erde ist wie ich“ (2.Mo 9,14). Genauso ist es geschehen!

Als Gott Seinem irdischen Volk auf dem Berg Sinai das Gesetz gab, heißt es: „Da waren Donner und Blitze und eine schwere Wolke auf dem Berg und ein sehr starker Posaunenschall; und das ganze Volk, das im Lager war, zitterte… Und der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR auf ihn herabstieg im Feuer; und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr“ (2.Mo 19,16.18). Wie ernst die Übertretung des Gesetzes zu Beginn von Gott bestraft wurde, zeigt uns das Beispiel des Mannes, der am Sabbat Holz auflas. Das Urteil des HERRN über ihn lautete: „Der Mann soll gewiss getötet werden; die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb des Lagers steinigen“ (4.Mo 15,35).

Doch auch im Neuen Testament lesen wir: „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Heb 12,29; vgl. 5.Mose 4,24). Die erste Sünde, die uns seit dem Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten berichtet wird, wurde von Gott mit dem Tod geahndet. Ananias und Saphira starben beide aufgrund ihrer Heuchelei. Von den Korinthern waren etliche krank oder entschlafen, weil sie das Mahl des Herrn mißbraucht hatten. Johannes schreibt, dass es Sünde zum Tod gibt (1.Joh 5,16), Paulus stellt das Gesetz von Saat und Ernte vor uns (vgl. Gal 6,7) und Petrus sagt, dass die Zeit gekommen ist, dass das Gericht beim Haus Gottes anfängt (vgl. 1.Pet 4,17).

Mit heiliger Eifersucht und mit Augen wie eine Feuerflamme beobachtet der Sohn Gottes in richterlicher Majestät seit fast 2000 Jahren das Zeugnis der Christenheit (vgl. Offb 2; 3). Zu Beginn sagte Er: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ (Offb 2,4) und gegen Ende lautet Sein Urteil: „So, weil du lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund“ (Offb 3,16). 

Wir kennen den Herrn Jesus als das Lamm Gottes, dass in Sanftmut und Ergebenheit zur Schlachtung geführt wurde, um die Sünde der Welt wegzunehmen (vgl. Jes 53,7; Joh 1,29). Doch es gibt auch eine andere Seite des Lammes, die oft übersehen wird: Sein schrecklicher Zorn. Das Lamm wird in Kürze ein so furchtbares Gericht über diese Erde bringen, dass die Menschen zu den Bergen und den Felsen sagen werden: „Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes“ (Offb 6,16).

Jesaja schreibt über das kommende Gericht: „Verkrieche dich in die Felsen und verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät! Die hochmütigen Augen des Menschen werden erniedrigt, und die Überheblichkeit der Männer wird gebeugt werden; und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag… Und man wird sich in Felsenhöhlen und in Erdlöcher verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, um die Erde zu schrecken“ (Jes 2,10-11.19).

Wir haben oft ein falsches Bild davon, was Gerechtigkeit eingentlich bedeutet. Gott wäre absolut gerecht, wenn Er einen Menschen, der einmal gesündigt hat, augenblicklich lebendig in den Feuersee werfen würde. Dass Er es nicht sofort tut, ist reine Langmut und Barmherzigkeit. Der Prediger sagt: „Weil das Urteil über böse Taten nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder in ihnen voll, Böses zu tun“ (Pred 8,11). Wenn Naturkatastrophen oder schreckliche Unfälle geschehen, werfen die Menschen Gott Ungerechtigkeit vor und fragen vorwurfsvoll wie Er das zulassen konnte - dabei sollten sie eigentlich dankbar sein, dass diese Dinge nicht schon viel früher geschehen sind! „Wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit“ (Jes 26,9).

Der Psalmist sagt: „Du hasst alle, die Frevel tun … den Mann des Blutes und des Truges verabscheut der HERR“ (Ps 5,6-7). Wenn ein Mensch dem Befehl Gottes - Buße zu tun - nicht gehorcht (vgl. Apg 17,30), häuft er sich durch seine Unbußfertigkeit und Sünden selbst Zorn auf (vgl. Röm 2,5; Kol 3,6). Der Zorn Gottes, der über dem Sünder schwebt, bleibt auf ihm (vgl. Joh 3,36), bis schließlich der Zorn des Lammes in einem schonungslosen, fürchterlichen Gericht über ihn ausgegoßen wird.

Derselbe Jesus, der in Sanftmut und Demut unter den Menschen lebte, wird wiederkommen um Krieg zu führen und die Erde in Gerechtigkeit zu richten (vgl. Apg 17,31). Er ist der von Gott bestimmte Richter der Lebendigen und der Toten (vgl. 2.Tim 4,1), von dem Johannes schreibt: „Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, … und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, … und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen“ (Offb 19,12.13.15).

Er ist es, der das letzte, endgültige und unwiderufliche Urteil über alle sprechen wird, die als unversöhnte Sünder sterben. Wie unfassbar ernst ist die Szene, die uns das heilige Wort Gottes im Blick auf die Schwelle zur Ewigkeit vor Augen malt: „Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel … Und die Toten wurden gerichtet … nach ihren Werken … Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen … die Hölle des Feuers … die ewige Pein … die äußerste Finsternis: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein … wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“ (Offb 20,11.12.15; Mt 25; 8,12; Mk 9,47-48). Je mehr wir diese Begebenheit und die Beschreibung der Hölle auf uns wirken lassen, desto besser verstehen wir, was der Schreiber des Hebräerbriefs meint, wenn er sagt: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Heb 10,31).

Das Bewusstsein darüber, dass Gott heilig und erhaben ist und Seine Augen stets auf uns gerichtet sind, sollte uns dahin führen unser Leben in Heiligkeit und Ehrfurcht vor Gott zu leben. Gleichzeitig darf uns das schonungslose und furchtbare Gericht, dem unzählige verlorene Seelen entgegengehen, nicht kalt lassen. Deshalb schreibt Paulus: „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen … Lasst euch versöhnen mit Gott“ (2.Kor 5,11.20)!

J.P.S.


Artikelreihe: Herrlichkeiten des Heiligen

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