Erweckung in Martinpur
Bakht Singh war erst 34 Jahre alt und meinte, eine derartige Situation erfordere eine erfahrenere, ältere Persönlichkeit. Doch sie baten ihn jeden Tag eindringlich, nach Martinpur zu kommen. Letzten Endes erklärte er sich bereit unter der Bedingung, dass er in Youngsonabad wohnen und nach den Versammlungen in Martinpur jeden Abend dorthin zurückkehren würde. Er wollte keine Nacht an diesem Ort verbringen. Sie waren damit einverstanden.
Lan Din, der im Juni 1937 zum Glauben gekommen war, schrieb Folgendes über den Zustand in Martinpur:
»Mein Vater hatte sich um eines Vorteils willen als Christ ausgegeben. Ich selbst glaubte nicht einmal, dass es einen Gott gibt. Ich dachte nur an Essen und Trinken und Vergnügungen. Wer weiß schon, was nach dem Tod kommt? Mein Heimatdorf war ein christliches Dorf. Wenn ich dort war, gab ich vor, ein Christ zu sein. Außerhalb des Dorfes sagte ich, ich sei ein Moslem. Die Verwandten meines Vaters waren Moslems. Es gab an dem Ort eine Mission und eine christliche Kirche. Ich war voller Stolz und glaubte nicht, was der Pastor sagte. Ich schloss mich einer Gruppe an, die gegen den Pastor eingestellt war. Wir kamen überein, die Mission und den Pastor zu bekämpfen. Ich wurde der stellvertretende Leiter dieser Organisation. Meine Aufgabe war es, die Christen zu drangsalieren. Aufgrund meiner Lebensführung war ich neidisch auf diejenigen, die Frieden mit Gott gefunden hatten. Ich wusste nicht, was Christentum wirklich war. Ich hatte keine Ahnung von Religion. Mein Lebensinhalt war essen, trinken und mich vergnügen. Wer wusste denn, was nach dem Tod kommt?
Ich veranlasste die Kinder des Dorfes dazu, Steine auf das Haus des Missionars und des Pastors zu werfen. Einmal erwischte ich den Pastor und schlug ihn mit meinem Schuh.« (In Indien ist es die größte Demütigung, jemanden mit dem Schuh zu schlagen.)
Als Bakht Singh in dem Dorf ankam, sah er vier oder fünf ältere Menschen unter einem Baum sitzen und rauchen. Mr. Jacob, der Schuldirektor der christlichen Schule in Martinpur, war unter ihnen. Sie riefen ihn und fragten spöttisch: »Wer sind Sie, und weshalb sind Sie hergekommen?« Bakht Singh entgegnete, er sei nur gekommen, um für die Menschen in Martinpur zu beten.
Sie sagten: »Beten? Sie können die ganze Nacht beten, und nichts wird hier geschehen. Da sind schon viele gekommen und wieder gegangen. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit!« Das war für ihn eine große Herausforderung.
Bei seiner Ankunft hieß Pastor Sohan Lal Joseph Bakht Singh willkommen. Die Versammlungen wurden wegen der großen Teilnehmerzahl auf dem Schulgelände abgehalten. Die meisten Menschen zeigten überhaupt kein Interesse daran, die Botschaft zu hören. Selbst während der Verkündigung gab es welche, die rauchten, lachten, spotteten und Witze machten. Viele saßen in Gruppen beieinander, schwatzten und lachten. Es war sehr schwer, ein Maß an Ordnung aufrechtzuerhalten, auch wenn sie gebeten wurden, still zu sein. Bakht Singh wusste nicht, was er tun sollte. Eine große Versammlung, aber kein Interesse an der Botschaft. Er hatte noch nie eine derartige Opposition und Verspottung in seinem Dienst erlebt.
Vom 4. bis 8. Juni rang Bakht Singh im Gebet. Er konnte nicht eine einzige Nacht schlafen und fastete und betete. Er redete mit niemandem und bat nur Gott, er möge sich über die Menschen erbarmen.
Bakht Singh predigte über die Geschichte von Lazarus in Johannes 11. Der war schon vier Tage tot und stank bereits. Dann fragte er: »Wie lange seid ihr schon tot? Welchen schlechten Geruch verbreitet ihr? Seid ihr schon seit 20 oder 30 oder 40 Jahren tot?«
Am Abend des 14. Juni teilte Bakht Singh den Zuhörern mit, dass dies die letzte Versammlung wäre. Er würde am nächsten Tag weggehen. Dann sagte er: »Würdet ihr bitte aufstehen zum Gebet?« Alle standen auf. Während er betete, fiel ein Mann zu Boden, und Bakht Singh dachte, dass ihn vielleicht ein Skorpion gestochen habe. Es fielen noch mehrere zu Boden und riefen den Herrn um Erbarmen an. Das ging einige Stunden so weiter. Es waren über 1500 Menschen, die an dieser Versammlung teilgenommen hatten.
Unter denen, die sich bekehrten und ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus setzten, waren auch der Pastor und der Schuldirektor. Die Stimme der Vergebung erschallte jetzt im ganzen Ort an Stelle der Stimme des Streites.
Den Menschen wurde eine Gebetslast auferlegt, und man konnte sie überall im Dorf und selbst auf den Feldern auf den Knien sehen. Die Männer, welche »Huka-Huble-Buble« geraucht und Bakht Singh verspottet hatten, als er in das Dorf kam, zerbrachen ihre »Huka« und verbrannten sie. Sie bezeugten öffentlich ihren Glauben und verbrachten die ganze Nacht im Gebet.
Bakht Singh schlug vor, dass eine Dankesversammlung und ein Liebesmahl abgehalten werden sollten. Jeder trug dazu etwas bei, und es gab keinen Mangel. Einige trennten sich von ihrem Schmuck; andere gaben ein Huhn, eine Ziege oder Getreide. Mehr als 3000 Menschen kamen zu der Dankesversammlung mit anschließendem Liebesmahl. Das ganze Dorf hatte sich in einen Ort der Liebe, des Lebens und des Friedens verwandelt. Während des feierlichen Umzugs schmückten die Menschen Bakht Singh mit Girlanden und schenkten ihm Süßigkeiten und rote Rosen. Er blieb einige Wochen in Martinpur und hielt morgendliche Bibelstunden und Abendversammlungen ab. Fast alle im Ort bekehrten sich. Sie zündeten ein großes Feuer an und verbrannten alles, was nicht von Gott war, so wie es auch in Apostelgeschichte 19 beschrieben wird.
Der Geist der Erweckung berührte jedermann und durchdrang das Leben und das Verhalten der Menschen. Überall wurde gebetet, sei es auf den Feldern oder in den Schulen. Menschen aller Altersgruppen beteten Tag und Nacht. Ältere Menschen taten sich in Gebetsgruppen zusammen. Der Herr hatte an dem Ort ein neues Werk begonnen. Viele junge Männer gingen aus dem Ort heraus, um das Evangelium in Pakistan und Teilen Indiens zu verkündigen. Nach einigen Jahren rief der Herr 1952 an diesem Ort eine Gemeinde nach neutestamentlichen Grundsätzen ins Leben. Danach entstanden ähnliche Gemeinden überall in Pakistan. Es waren ungefähr 70 junge Menschen, die von Ort zu Ort gingen, um das Evangelium zu verkündigen. Gott wirkte durch sie an 35 bis 40 Orten.
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