Die Kraft des gemeinsamen Gebets
„Wahrlich, wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteil werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ (Mt 18,19)
Das ist eine gewaltige Zusage für das gemeinsame Gebet. Doch sie ist an eine Bedingung geknüpft: Es muss Einmütigkeit herrschen, wenn Christen zusammen beten. Zum einen müssen wir in Frieden und Liebe zusammen sein und zum anderen müssen wir uns einig werden, wofür wir konkret beten wollen. Wie können wir zu dieser Einmütigkeit gelangen? Indem wir beispielsweise vor dem Beten über konkrete Gebetsanliegen sprechen und übereinkommen, sie gemeinsam vor den Thron der Gnade zu bringen.
Die ersten Christen haben einmütig zusammen gebetet. Zum einen waren sie ein Herz und eine Seele und zum anderen waren sie sich einig, wofür sie konkret beten wollten. Sie erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und erlebten, wie der Herr auf ihr Gebet antwortete. Damals kam die Antwort Gottes, indem die Erde erbebte, die Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden und mit großer Kraft Zeugnis von der Auferstehung Jesu ablegten.
Aber wie ist das heute? Sind wir heute einmütig, wenn wir zusammen beten? Haben wir Frieden und ungeheuchelte Bruderliebe untereinander? Tauschen wir uns über Gebetsanliegen aus und kommen überein, konkret dafür zu beten? Oder erinnern unsere gemeinsamen Gebete nur an eine liturgische Zusammenkunft?
„Unser Gebet braucht nicht Länge, sondern Kraft. Die Dringlichkeit unserer Not ist ein exzellenter Lehrer zur Kürze.“ (Charles H. Mackintosh)
Dass die Zusage des Herrn auch für unsere Zeit noch volle Gültigkeit hat, macht die folgende Begebenheit deutlich, die ein Christ vor einigen Jahren in einem Zusammenkommen von Gläubigen gemacht hat:
„Wir hatten jeden Sonntag vor dem 8-Uhr-Gottesdienst eine Gebetsgemeinschaft. Als wir uns eines Sonntags von den Knien erhoben, sagte ein Nebenmann: »Herr Pastor, ich möchte Sie bitten, für meinen Jungen zu beten. Er ist nun zweiundzwanzig Jahre alt und war seit Jahren nicht mehr in der Kirche.« Der Pastor erwiderte: »Wir könnten jetzt noch einige Minuten dafür erübrigen.« So knieten wir nochmals nieder und brachten ernste Fürbitte für diesen jungen Mann vor Gott.
Obwohl diesem jungen Mann nichts davon bekannt wurde, kam er am gleichen Abend zur Kirche. Etwas in der Predigt überführte ihn von seiner Sünde. Mit zerbrochenem Herzen kam er in die Sakristei und nahm Jesus Christus als seinen Heiland an.
Eines Montagmorgens war mein Freund, der in der Gemeindearbeit stand, beim wöchentlichen Vorstandstreffen zugegen. Er sagte zum Pastor: »Diese Bekehrung gestern Abend ist für uns doch ein Aufruf zum Gebet — ein Ruf Gottes. Sollten wir ihm nicht Folge leisten?« »Was meinen Sie damit?« fragte der Pastor. Mein Freund meinte: »Sollten wir nicht einmal den Schlimmsten in unserer Gemeinde auswählen und für ihn beten?« Durch einmütigen Beschluss wählten sie K. als den Schlimmsten aus, den sie kannten. Dann »wurden sie eins« im Gebet für seine Bekehrung.
Am Ende jener Woche, als sie an einer Wochenend-Gebetsversammlung im Gemeindesaal teilnahmen und der Name jenes Mannes gerade auf ihren Lippen war, öffnete sich die Tür, und herein schwankte K. Er war ziemlich betrunken. Noch nie hatte er diesen Versammlungsraum betreten. Ohne daran zu denken, seine Mütze abzunehmen, sank er auf einen Stuhl nahe am Eingang und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Die Gebetsversammlung wurde auf einmal zu einem Ort der Seelsorge. So wie er war — betrunken —, suchte er den Herrn, der ihn suchte. Er ging niemals mehr zurück. Heute ist er einer der gesegnetsten Hafenmissionare des Landes.“ (Der kniende Christ / Herold Verlag)
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