2020-05-25

Die Leiden des Dieners

„Er meinte aber, seine Brüder würden verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gebe; sie aber verstanden es nicht“ (Apg 7,25)

Mose hatte selbst mit Ägypten und seinen Verlockungen gebrochen, bevor er versuchte, das Volk zu befreien. Als Diener riskierte er sein Leben und erschlug den Ägypter. Das war nichts anderes als Mühe und Gefahr im Dienst. Dies nahm er ohne Furcht oder Entmutigung auf sich.

Aber als dann einer, dem er am Tag zuvor gedient hatte, ihn zurückwies, sein Gegner wurde, indem er ihn für den Dienst, den er gerade geleistet hatte, beschimpfte (2. Mo 2,14), hat dieser große Diener tiefes Leiden geschmeckt. Er floh nach dieser Enttäuschung und lebte als Fremdling im Lande Midian (Apg 7,29). Er konnte sagen: „Sie haben mir … Hass für meine Liebe erwiesen“ (Ps 109,5). Und das bedeutet das bitterste Leiden.

Es sind nicht die Arbeit oder die Gefahr, die mit dem Dienst in Verbindung stehen, so groß sie auch sein mögen - es ist der Schmerz, den der Diener fühlen muss, dass er gerade dort, wo er am meisten gelitten hat, am meisten gehasst und verworfen wird.

Mose hatte gelitten, um zum Dienst fähig zu werden. Doch als er dann zu dienen versuchte, hatte er tiefen Schmerz, als er erfahren musste, dass sein Dienst nicht akzeptiert wurde. Er litt, um die Befähigung zu erlangen; er litt in seinem Dienst; und vor allem: er litt, weil er missverstanden und von denjenigen nicht akzeptiert wurde, um derentwillen er litt und denen er wirkungsvoll dienen konnte.

Und so ist es immer: Der größte Diener ist auch der größte Leidende. Der Diener, der von seinem Dienst abgebracht werden kann, weil er nicht angenommen wird von denen, denen zu dienen er berufen ist, hat noch nicht die einfachste Pflicht eines Dieners verstanden. Jeder, der den Menschen im Namen Gottes dienen möchte, hat mehr vonseiten des bekennenden Volkes Gottes zu leiden als vonseiten der öffentlichen Feinde.

Das bedeutet, dass er mehr darunter zu leiden hat, abgelehnt zu werden von denjenigen, denen sein Dienst gilt, als von der Welt selbst. Der Diener muss seitens des Volkes Gottes leiden; andernfalls wird er nicht befähigt sein, ihm durch die Schwierigkeiten hindurchzuhelfen.

J.B.S.


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