Hierhin und dorthin
„Und er wandte sich hierhin und dorthin, und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand“ (2.Mose 2,12).
Wenn wir Mose als Vorbild sehen, können wir in diesen Zügen seines Lebens die Sendung Christi zu den Kindern Israels erkennen sowie dessen Verwerfung durch die Juden: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!“ (Lk 19,14).
Betrachten wir ihn andererseits in seinem persönlichen Charakter, so finden wir, dass er wie andere Fehler machte und Schwachheiten offenbarte, dass er bald zu eilig, bald zu langsam ans Werk ging. Doch alles dient nur dazu, die unendliche Gnade und unerschöpfliche Geduld Gottes ans Licht zu stellen.
Auch beim Fortschreiten eines vor der Zeit begonnenen Werkes werden sich immer Unsicherheit und Mangel an ruhiger Abhängigkeit zeigen. Mose „wandte sich hierhin und dorthin“. Wenn jemand mit oder für Gott wirkt, in völligem Verständnis seiner Gedanken über Einzelheiten seines Werkes, so fühlt er kein Bedürfnis, sich „hierhin oder dorthin“ zu wenden. Wenn die Zeit Gottes wirklich da gewesen wäre, wenn Mose die Überzeugung gehabt hätte, zur Ausführung des Gerichts göttlich bevollmächtigt zu sein und wenn er sicher gewesen wäre, dass Gott mit ihm war, so würde er sich gewiss nicht „hierhin und dorthin“ gewandt haben.
Die Tat Moses enthält für jeden Diener Gottes eine Belehrung von großem praktischen Wert. Zwei Dinge sind es, durch die sie beeinflusst wurde, nämlich: die Furcht vor dem Zorn des Menschen und die Hoffnung auf die Gunst des Menschen. Der Diener des lebendigen Gottes aber sollte sich weder durch das eine noch durch das andere beeinflussen lassen. Was gilt der Zorn, was gilt die Gunst eines armen Sterblichen für den, der mit einem göttlichen Auftrag betraut ist und sich der Gegenwart Gottes erfreut? Beides ist für ihn von geringerer Bedeutung als der Staub auf der Waagschale. „Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst“ (Jos 1,9).
Wenn der Diener Christi auf diesem Boden steht, wendet er sich nicht, „hierhin und dorthin“, sondern er handelt nach der Weisheit des göttlichen Rates: „Lass deine Augen geradeaus blicken, und deine Wimpern gerade vor dich hinschauen“ (Spr 4,25). Gottes Weisheit leitet uns immer an, aufwärts und vorwärts zu schauen.
Wenn wir bemüht sind, dem zürnenden Blick eines Sterblichen auszuweichen oder sein beifälliges Lächeln hervorzurufen, können wir sicher sein, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wir stehen dann nicht auf dem wahren Boden des Dienstes für Gott, es fehlt uns die Gewissheit, von Gott zu unserem Dienst berufen zu sein und in der Gegenwart Gottes zu handeln. Beides ist für jeden Diener Gottes unerlässlich notwendig.
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