„Mein Sohn, doch nicht ins Ausland?“ (2)
„Niemand, der die Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.“ (Lukas 9,62)
Stell dir einmal folgende Situation bei der Speisung der 5 000 Menschen in Johannes 6 vor: Petrus bringt Brote in die erste Reihe, Andreas in die zweite. Die ersten zwölf Reihen bekommen reichlich ab. Doch die Menschen ganz hinten in der 49. oder 117. Reihe winken. Sie wollen auch etwas - und bekommen nichts. Undenkbar, nicht wahr?
Doch haben wir beim Evangelium nicht oft diesen begrenzten Blick, dass wir nur die vor Augen haben, die in unserer Nähe wohnen? Es gibt jedoch heute noch viele in der 49. oder 117. Reihe, die nichts von Christus wissen. Oswald Smith sagt:
„Viele von uns haben einen begrenzten Blick. Wir sehen nur unseren eigenen Bereich, unser Dorf oder unsere Stadt, und nichts darüber hinaus. Es gibt solche Leute, die nur an ihre eigene Kirche oder Gemeinde denken und nicht das geringste Interesse für andere und ihre Arbeit haben.
Es gibt auch Menschen mit einem weiten Blick. Vor ihrem geistigen Auge steht eine ganze Stadt oder eine Provinz, und sie sind bereit, ihr Leben und ihre Arbeit für die Evangelisation dieses Gebietes einzusetzen. Doch auch sie haben noch Scheuklappen an. Sie schauen niemals weiter als über die Grenzen ihrer Stadt oder Provinz hinaus.
Dann gibt es Menschen mit einem sehr weiten Herzen. Sie denken an ein ganzes Land und wollen sich für die Evangelisationsarbeit dieses Landes einsetzen. Doch ihr Blickfeld ist noch begrenzt, denn sie sehen nicht über die Grenzen ihres Landes hinaus, in dem sie leben. Es gibt auch Leute, deren Blick noch weiter reicht …“
(Wir möchten aber vermeiden, dass der Dienst im Ausland als wertvoller als der im Inland angesehen wird. Zentral bei dieser Fragestellung ist: „Welche Aufgabe hat der Herr für mich persönlich?“ Wir arbeiten da, wo der Herr uns hinstellt. Abgesehen davon lässt sich dennoch festhalten, dass der Eifer für Auslandsmission, verglichen mit der Zeit vor zwei bis drei Jahrhunderten, abgenommen hat.)
Möglicherweise hast du den Eindruck vor dem Herrn, dass er dich ins nahe oder ferne Ausland ruft - wie soll man dann damit umgehen, wenn Glaubensgeschwister kein Verständnis für einen solchen Schritt haben?
Der Herr selbst hat klare und deutliche Worte gesagt: „Niemand, der die Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes“ (Lk 9,62). Mit anderen Worten: Wenn der Herr dir eine solche Last aufs Herz gelegt und eindeutig seinen Willen gezeigt hat (was natürlich die Grundvoraussetzung ist!), sollst du dich nicht durch solche Hindernisse auf dem Weg beirren lassen.
Das befolgte auch der Apostel Paulus: „Als es aber Gott wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn unter den Nationen verkündigte, ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zu Rate und ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging fort nach Arabien“ (Gal 1,15-17).
Natürlich ist es gut und wertvoll, sich mit geistlichen Geschwistern auszutauschen sowie auch geistliche Ratschläge wertzuschätzen und anzunehmen. Und doch steht der einzelne Diener zuerst vor seinem Herrn und ist Ihm zu Gehorsam verpflichtet.
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