Paulus und Agrippa
„Agrippa aber sprach zu Paulus: In kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden. Paulus aber sprach: Ich möchte wohl zu Gott beten, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie auch ich bin, ausgenommen diese Fesseln.“ (Apostelgeschichte 26,28.29)
Agrippa, von der klaren und ehrlichen Schilderung des Paulus überrascht und bewegt, versucht, sich dem Einfluss der persönlichen Ansprache durch Paulus zu entziehen, indem er sagt: „In kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden.“ Güte und Nächstenliebe hätten geantwortet: „Ich wollte zu Gott, dass du es würdest.“
Aber im Herzen des Paulus war eine Triebfeder, die dort nicht haltmachen konnte. „Ich wollte zu Gott“, sagt er, „dass nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie auch ich bin, ausgenommen diese Fesseln.“
Welch ein Glück und welch eine Liebe (und bei Gott gehen diese beiden Dinge immer miteinander), werden in diesen Worten deutlich! Ein armer Gefangener, betagt und verworfen, am Ende seiner Laufbahn angekommen - ist reich in Gott.
Gesegnete Jahre, die er im Gefängnis verbracht hatte! Er konnte sich selbst als Beispiel der Glückseligkeit vorstellen, denn sie erfüllte sein Herz. Es gibt Seelenzustände, die sich unmissverständlich kundtun.
Und warum sollte er nicht glücklich sein? Er sah nicht seine Strapazen, sah sein Werk in einem gewissen Sinn zur Vollendung gebracht, und er besaß Christus, und in Ihm alles.
Der verherrlichte Christus Jesus, der ihn in die Mühen und die Arbeit des Zeugnisses eingeführt hatte, war nun sein Besitz und seine Krone. Und das ist stets so. Das Kreuz im Dienst führt (kraft dessen, was Christus ist) zur Freude über all das, was Er ist, wenn der Dienst beendet ist; es ist in gewissem Sinn das Maß dieser Freude.
Das war in seiner ganzen Fülle der Fall bei Christus selbst; und durch die souveräne Gnade Gottes wird es auch bei uns in unserem Maß so sein. Die Worte des Paulus offenbaren, dass der Heilige Geist frei in dem Herzen wirken konnte und dass der Heilige Geist nicht betrübt war, so dass das Herz frei war, sich zu freuen.
Ein verherrlichter Jesus, ein Jesus, der ihn liebte, ein Jesus, der das Siegel Seiner Billigung und Liebe seinem Dienst aufdrückte, ein Jesus, der ihn zu Sich selbst in Seine Herrlichkeit nehmen würde und mit dem er eins war, ein Jesus, der den Vater offenbarte und durch den er die Stellung der Sohnschaft empfangen hatte - ein solcher Herr war die unerschöpfliche Quelle der Freude für Paulus und der herrliche Gegenstand seines Herzens und seines Glaubens. Und diese Person, in Liebe erkannt, erfüllte sein Herz mit jener Liebe, die zu allen Menschen ausfließen konnte.
Was konnte er ihnen Besseres wünschen, als das zu sein, was er war, ausgenommen seine Fesseln? War es möglich, dass er, erfüllt mit dieser Liebe, es nicht wünschen konnte oder dass ihn diese alle umfassende Zuneigung nicht bewegte? Jesus war ihr Maß.
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