Warten und Wachen bis Tagesanbruch
„Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen.“ (Hohelied 2, 16)
Wie die Soldaten halten wir Wache und warten auf den Tagesanbruch. Es ist Nacht, und die Finsternis vertieft sich; wie sollen wir uns bis zum Tagesanbruch verhalten? Wir wollen mit geduldiger Ausdauer im Dunkeln warten, solange Gott es will. Was für Schatten sich auch noch herabsenken mögen, was für kalte, feuchte Luft noch eindringen mag - wir wollen es ertragen.
Ihr Soldaten des Kreuzes dürft diese Schatten nicht meiden; der euch zu seinem Dienst berufen hat, wusste, was euch bevorsteht, und da er euch zur Nachtwache bestellt hat, so bleibt auf eurem Posten. Es wäre Feigheit zu sagen: „Wir wollen desertieren, weil es so dunkel ist.“
Versucht nicht wie Jona, dem Auftrag des Herrn zu entfliehen. Tut es nicht! Der Tag wird anbrechen, die Schatten werden fliehen! Bis dahin durchwacht die Nacht und fürchtet die Schatten nicht. Seid männlich und stark und erinnert euch an die Nacht, in welcher unser Meister um unseretwillen in Gethsemane gewacht hat. Er litt unter der Macht der Finsternis, und so ertragt ihr sie auch. Lasst euch nicht von der Furcht beschleichen, und wenn es dennoch geschieht, so erschrecke euer Herz nicht, sondern erhebt euch über eure Furcht, bis der Tag anbricht und die Schatten fliehen.
Was haben wir bis zum Tagesanbruch zu tun? Unsere Aufgabe ist ein hoffnungsvolles Wachen. Haltet eure Augen nach Osten gerichtet und schaut nach dem ersten Zeichen des kommenden Morgens aus. „Wacht!“ Wie wenig wird diese Art Arbeit getan!
Wir wachen kaum wider den Teufel, wie wir es tun sollten; aber wie viel weniger noch stehen wir wachend für das Kommen unseres Herrn bereit! Achtet auf jedes Zeichen seines Erscheinens, und lauscht auf den Ton der Räder seines Wagens. Haltet das Licht im Fenster brennend und lasst ihn sehen, dass ihr wach seid. Wacht, bis der Tag anbricht und die Schatten weichen!
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