Gastfreundschaft? Na, klar! ...aber wie unangenehm darf es werden?
"Wenn Du meinst, die Welt sei unbarmherzig, und alle Nichtchristen seien egoistisch, dann mach`s doch besser. Kannst ja mal die Obdachlosen hier aus der Stadt zu Dir nach Hause einladen!"
Der Vorwurf kam von meinem (bis heute) noch ungläubigen Studienkollegen; er hatte recht, ich hatte schlecht über humanitäre Organisationen und Weltverbesserungs- Initiativen geredet. Der Schuss ging nach hinten los: wie peinlich wenn Gott manchmal selbst Ungläubige benutzt um uns auf unsere Fehler hinzuweisen.
Ich ging ziemlich getroffen zur Strassenbahn und bat den Herrn mich bereit zu machen, doch auch mein Wohnung für Obdachlose zu öffnen.
"Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und der täglichen Nahrung entbehrt, und jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch! ihr gebt ihnen aber nicht die Notdurft des Leibes, was nützt es? Also ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, an sich selbst tot."??Jak 2.15-17
Würde der Herr vielleicht heute abend jemand zu mir führen? Die Tür der Strassenbahn ging auf und... herein kommt ein Hund gefolgt von seinem Besitzer, und in mir sträubte sich alles. Herr, nicht einen Typ mit Hund, ich kann doch keinen Hund in meiner Wohnung haben!!! Ausserdem wollte ich mit diesem recht jungen Obdachlosen einfach kein Mitleid haben. Er soll doch arbeiten, wie jeder Andere auch... ausserdem roch er oder sein Hund genau wie er aussah und das war mir einfach zuviel an diesem Tag. Also, ich schaute weg und er stieg nach einem kleinen Spendenrundgang wieder aus in die kalte Nacht.
Von der Haltestelle bis zur Wohnung ging es durch einen Park, und ich sagte zum Herrn Jesus: Ein Hund, das geht nicht, ich bin müde, der stinkt... ich kann das nicht. Nicht heute, Herr.
Erst hatte ich ihn nicht bemerkt aber nach ein paar Metern fiel es mir irgendwie auf: der junge Mann da auf der Bank eben, las ein Buch. Es war ca 10Uhr abends, und es war wirklich kalt... wer liest denn da ein Buch in einem Park unter einer Laterne? Ich drehte um, und ging langsam ein paar Schritte zurück. Das Buch war auch noch ziemlich dick und gross... und schwarz... Ich trete an ihn heran: " Lesen Sie die Bibel?" Verängstigt sieht er mich an:"Ja, warum?"
Es war ein Bruder im Herrn Jesus, der durch schwierige Umstände in die Hände einer "christlichen" Sekte gefallen war, vor wenigen Tagen rausgeschmissen worden war, und kein Geld mehr hatte seine billige Notunterkunft zu bezahlen, und soeben gemerkt hatte, dass die Heilsarmee schon geschlossen hatte. Er wusste nicht wie er die Nacht verbringen würde.
Er nahm dankbar das Angebot an, sich bei mir auf einer Isomatte hinzulegen. Er hatte richtig Hunger und schon lange keine echte einfach Gemeinschaft mehr mit einem Gläubigen. Nach einem sehr guten Gespräch und Lesen des Wortes Gottes, legt er sich mit seinen wenigen Habseligkeiten hin und schlief ein.
Am Morgen ist er weitergezogen, und ich haben ihn leider nie wieder gesehen. Gott prüft unser Herz, wie es mit unser Nächstenliebe wirklich steht.
Wenn wir unser Haus Ihm öffnen, wird er uns auch die richtigen Menschen zuführen, denen wir dann von seiner Liebe weitergeben können, auch wenn es uns vielleicht im ersten Augenblick schwer fällt. Vielleicht werde ich (hoffentlich) irgendwann bereit sein, auch einen armen, ungepflegten Obdachlosen (wie den aus der Strassenbahn) aufzunehmen.
Wie froh bin ich, dass der "Gestank" unserer sündigen Welt den Herrn Jesus nicht abgehalten hat sich mit uns beschäftigen! Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt...!
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