2023-04-26

Das Zeugnis von John Owen (Teil 2)

„Wie liebe ich dein Gesetz! Es ist mein Sinnen den ganzen Tag. Weiser als meine Feinde macht mich dein Gebot, denn immer ist es bei mir.“ (Psalm 119,97.98)

John Owen war ein Puritaner, der in schweren Zeiten viel für Gott gewirkt hat. Im vorigen Artikel haben wir gesehen, welchen Stellenwert die Gemeinschaft mit Gott für ihn hatte. Es ist allerdings auch hoch interessant, in welcher Gesinnung er die Schrift studierte.

Sein letztes Buch, das er bei seinem Tod gerade beendet hatte, trägt den Titel Meditations on the Glory of Christ. [1] Das sagt viel über die Ausrichtung und den Ausgang seines Lebens aus. Er schrieb darin:

Die Offenbarung ... Christi ... verdient unsere tiefsten Gedanken, unser bestes Nachsinnen und unsere größte Sorgfalt dabei. Kann es eine bessere Vorbereitung auf [unseren zukünftigen Genuss der Herrlichkeit Christi] geben als unsere beständige Beschäftigung damit, während wir schon jetzt diese Herrlichkeit betrachten, wie sie uns im Evangelium offenbart wird? [2]

Die Betrachtung, die Owen vor Augen steht, beinhaltet mindestens zwei Dinge. Einerseits gibt es das, was er seine »tiefsten Gedanken« und sein »bestes Nachsinnen« oder an anderer Stelle das »beharrlichste Nachsinnen« nennt, und andererseits unablässiges Gebet. Diese beiden werden in seiner Abhandlung über den Hebräerbrief erläutert.

Eine seiner größten Leistungen war die Abfassung des siebenbändigen Kommentars über den Hebräerbrief. Als er ihn gegen Ende seines Lebens abschloss, sagte er: »Nun ist meine Arbeit getan, es ist Zeit für mich zu sterben.« [3] Wie konnte er dieses große Werk schaffen und gleichzeitig nahe bei Gott bleiben? Im Vorwort erhalten wir einen Einblick:

Nun muss ich sagen, dass nach all meinem Forschen und Lesen das Gebet und das beharrlichste Nachsinnen meine einzige Zuflucht waren und bei Weitem die nützlichsten Mittel, was Licht und Hilfe betrifft. Dadurch wurden meine Gedanken von so mancher Verwirrung befreit (Hervorhebung durch den Verfasser). [4]

So nahte sich Owen Gott durch Gebet und beharrliches Nachsinnen. So fand er Licht und Freiheit. Es war ein Eifer für die Gemeinschaft mit Gott, der sich mit Erkenntnis paarte. Nach diesem Eifer wollen wir streben.

Es ist die fundierte persönliche Erkenntnis, die unserem Eifer die nötige Ausgewogenheit und Nüchternheit gibt und ihn umso heller leuchten lässt. Mit dieser Erkenntnis und diesem Eifer wollen wir Tag um Tag und Stunde um Stunde Gott nahen.

 


[1] A. d. Ü.: Svw. Nachsinnen über die Herrlichkeit Christi. A. d. H.: Dieses Werk ist im englischsprachigen Raum meist unter dem Titel The Glory of Christ erschienen (deutsche Ausgabe: Die Herrlichkeit  Christi: Köstlicher als Gold, überarbeitete Neuauflage, Waldems-Esch: 3L Verlag, 2013).

[2] Works, I, S. 275.

[3] God's Statesman, S. 168.

[4] Works, I, lxxxv.

J.P.


Vorheriger Artikel Nächster Artikel

Verwandte Artikel