2024-09-05

Die entscheidende Blickrichtung

„Jesus vergoss Tränen... hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir." (Joh 11,35.41)

Der Mann von Sichar, der ermüdet am Brunnen saß, ist der­selbe, der Menschen den Heiligen Geist gibt, damit sie das ewige Leben genießen können (s. Joh 4,14). Der Sohn des Zimmermanns, der im Boot auf dem Kissen schlief, besaß die Macht, dem Sturm und den Wellen zu gebieten und Seine Jünger aus jeder Not zu erretten. Er war innerlich bewegt über das Elend der Menschen und gleichzeitig in der Lage, mit einem Wort Kranke augenblicklich gesund zu machen. Er zeigte sowohl menschliche Gefühle als auch göttliche Kraft. Er ermutigte die Niedergeschlagenen, richtete müde Seelen durch Worte der Gnade auf und rief gleichzeitig Tote aus den Gräbern hervor. Er weinte mit den Weinenden und freute sich mit den sich Freuenden (s. Joh 12,1.2).

Das Leben Jesu war von einem erwartungsvollen Blick zum Himmel gekennzeichnet. Als es darum ging, den Bedürf­nissen von 5000 hungrigen Männern zu begegnen, nahm Er fünf Brote und zwei Fische in Seine Hände, blickte nach oben und dankte Gott dafür (s. Mt 14,19). Ein anderes Mal schaute Er auf zum Himmel und seufzte, während Er einen Taubstummen heilte (s. Mk 7,34). Auch am Grab von Lazarus zeigte Er dieselbe Blickrichtung, als Er mit der festen Über­zeugung betete, dass der Vater Ihn erhören würde - und wieder strahlte die Herrlichkeit Gottes hervor! Schließlich erhob Er, wenige Stunden vor Seinem Tod, noch einmal voller Vertrauen die Augen nach oben und betete, wie nie zuvor ein Mensch gebetet hat (s. Joh 17).

Der Blick auf die Konsequenzen der Sünde ruft Tränen her­vor; doch der Blick nach oben führt zur Dankbarkeit. Wenn Tränen von Gebet begleitet werden, führt Traurigkeit nicht zur Resignation. Hanna betete unter Tränen. Sie schüttete ihre Seele vor dem Herrn aus und fasste Mut. Mit einem zer­brochenen Herzen war sie nach Silo gekommen, doch mit Zuversicht ging sie wieder nach Hause (s. 1. Sam 1,18). Gott erhörte ihr Flehen, weil ihre Motivation die Ehre Gottes und ihr Anliegen in Übereinstimmung mit Seinem Willen war.

Auch Josaphat hat nicht resigniert, als er sich mit dem Volk in einer, menschlich gesehen, ausweglosen Situation be­fand. Er bekannte dem Herrn im Gebet seine Hilflosigkeit. Aber dabei blieb er nicht stehen: Er betete: „In uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt; und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet“ (2. Chr 20,12). Der Psalmist hatte die gleiche Blickrichtung und sagte: „Ich erhebe meine Augen zu dir, der du in den Himmeln thronst!“ (Ps 121,3). Im Neuen Testament werden wir dazu aufgefordert, unsere Augen auf „den Anfänger und Vollender des Glaubens“ zu richten, der jetzt mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt zur Rechten Gottes sitzt (s. Heb 12,2). Gelebte Abhängigkeit ist mit einem erwar­tungsvollen und anhaltenden Blick nach oben verbunden - bis Er uns gnädig ist (s. Ps 123,2).

J.P.S.


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