2021-03-15

Die Frucht des Unglaubens

„Und wir brachen auf vom Horeb und zogen durch diese ganze große und schreckliche Wüste, die ihr gesehen habt, des Weges nach dem Gebirge der Amoriter, so wie der HERR, unser Gott, uns geboten hatte; und wir kamen bis Kades-Barnea. Und ich sprach zu euch: Ihr seid gekommen bis zu dem Gebirge der Amoriter, das der HERR, unser Gott, uns gibt. Siehe, der HERR, dein Gott, hat das Land vor dich gestellt; ziehe hinauf, nimm in Besitz, so wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat; fürchte dich nicht und verzage nicht!“ (5. Mose 1,19-21).

Das war ihre Garantie, dass sie ihren Besitz sofort antreten konnten. Der HERR, Ihr Gott, hatte ihnen das Land gegeben. Es war ein Geschenk Seiner großen Gnade aufgrund des Bundes, den Er mit ihren Vätern gemacht hatte. Es war Sein Wille, das Land Kanaan dem Samen Abrahams, Seines Freundes zu geben. Das hätte das Volk beruhigen sollen bezüglich der Art des Landes und seiner Einnahme. Die Kundschafter hätten nicht ausgesandt zu werden brauchen. Der Glaube kundschaftet nicht aus, was Gott gegeben hat. Der Glaube sagt: „Was Gott gibt, muss wertvoll genug sein, und Er ist auch in der Lage, in das einzuführen, was Seine Gnade für mich bereitet hat.“ Israel hätte wissen können: Derselbe Gott, der uns durch die „große und schreckliche Wüste“ geleitet hat, kann uns auch in unser verheißenes Erbe bringen.

Diesen Schluss hätte der Glaube gezogen, denn er beurteilt die Umstände immer von Gott aus, nie aber beurteilt er Gott nach den Umständen. „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?“ „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“

Wenn ich im Glauben auf Gott blicke, so beschäftige ich mich wenig mit den Schwierigkeiten. Sie werden entweder gar nicht gesehen, oder nur als eine Gelegenheit zur Entfaltung der Macht Gottes betrachtet.

Doch das Volk glaubte bei dieser Gelegenheit nicht, sondern nahm Zuflucht zu den Kundschaftern. Hieran erinnert sie Mose: „Und ihr tratet alle zu mir und spracht: Lasst uns Männer vor uns hersenden, dass sie uns das Land erforschen und uns Bescheid bringen über den Weg, auf dem wir hinaufziehen, und über die Städte, zu denen wir kommen sollen“ (V. 22).

Hätten sie nicht Gott vertrauen können? Gott hatte sie aus Ägypten herausgeführt, einen Weg für sie durch das Meer gebahnt und sie durch die dürre, schreckliche Wüste geführt. War Er nicht imstande, sie nun auch in das Land zu bringen? Aber nein, sie wollten Kundschafter aussenden, weil ihre Herzen Gott nicht vertrauten.

Im vierten Buch Mose hatte der HERR selbst Mose den Auftrag gegeben, Kundschafter auszusenden. Doch warum tat Mose das? Wegen des niedrigen Zustandes des Volkes. Von neuem sehen wir den charakteristischen Unterschied und doch auch die Übereinstimmung in den beiden Büchern. Das vierte Buch teilt uns die allgemeine Geschichte mit, das fünfte Buch dagegen die verborgene Ursache der Sendung der Kundschafter. Ein Bericht ergänzt den anderen. Wir würden die Begebenheiten nicht so gut verstehen können, wenn wir nur einen Bericht hätten.

Vielleicht fragt jemand, wie es denn unrecht sein konnte, die Kundschafter auszusenden, wo doch der Herr es befohlen hatte. Das Unrecht bestand nicht in der Sendung der Männer, nachdem der Herr einmal den Auftrag dazu gegeben hatte, sondern in dem Wunsch des Volkes, sie überhaupt zu senden. Dieser Wunsch war eine Frucht des Unglaubens, und der Befehl erfolgte nur wegen dieses Unglaubens.

C.H.M.


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