2021-01-18

Die Opferung Isaaks (5)

„Und Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf Isaak, seinen Sohn; und in seine Hand nahm er das Feuer und das Messer; und sie gingen beide miteinander... Und Abraham baute daselbst den Altar und schichtete das Holz; und er band seinen Sohn Isaak und lege ihn auf den Altar oben auf das Holz. Und Abraham streckte sein Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten" (1. Mose 22,6-10).

Der Charakter des Dieners sollte stets mit dem des Anbeters Hand in Hand gehen, und das Werk unserer Hände sollte mit dem Wohlgeruch der brünstigen Seufzer unserer Herzen gewürzt sein. Wir sollten, mit anderen Worten, stets an unser Werk herantreten in dem Geist der Worte: „Ich und der Knabe wollen bis dorthin gehen und anbeten". Auf diese Weise würden wir vor jenem bloß mechanischen Dienst bewahrt bleiben, in welchen wir so leicht verfallen, indem wir nur der Arbeit wegen arbeiten und mehr mit unserem Werk als mit dem Herrn beschäftigt sind. Alles muss hervorströmen aus dem einfachen Glauben an Gott und aus dem Gehorsam gegen sein Wort.

„Durch Glauben hat Abraham, als er versucht wurde, den Isaak geopfert, und der, welcher die Verheißungen empfangen hatte, brachte den Eingeborenen dar" (Heb 11,17). Nur wenn wir im Glauben wandeln, vermögen wir unser Werk Gott gemäß zu beginnen, fortzusetzen und zu vollenden. Abraham begab sich nicht nur auf den Weg, um seinen Sohn zu opfern, sondern er verfolgte denselben auch, bis er den Ort erreichte, den Gott ihm bezeichnet hatte. „Und Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf Isaak, seinen Sohn; und in seine Hand nahm er das Feuer und das Messer; und sie gingen beide miteinander... Und Abraham baute daselbst den Altar und schichtete das Holz; und er band seinen Sohn Isaak und lege ihn auf den Altar oben auf das Holz. Und Abraham streckte sein Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten" (1. Mo 22,6-10).

Das war in der Tat ein „Werk des Glaubens" im erhabensten Sinne des Wortes. Es war kein falscher Schein, keine Heuchelei, kein Hinzunahen zu Gott mit den Lippen, während das Herz fern von Ihm blieb. Abraham sagte nicht: „Ich gehe Herr!" und ging dann doch nicht. Es war alles tiefe Wirklichkeit - eine Wirklichkeit, die der Glaube stets so gern hervorbringt, und die Gott so gern annimmt.

Es ist leicht, mit Ergebenheit zu prunken, wenn kein Anspruch auf sie erhoben wird. Es ist leicht zu sagen: „Wenn sich alle an dir ärgern werden, ich werde mich niemals ärgern... Selbst wenn ich mit dir sterben müßte, werde ich dich nicht verleugnen" (Mt 26,33.35), aber es handelt sich darum, in der Versuchung standzuhalten. Als Petrus auf die Probe gestellt wurde, brach er zusammen. Der Glaube redet nie davon, was er tun will, sondern er tut was er kann in der Kraft des Herrn. Nichts ist erbärmlicher als Hochmut und Anmaßung. Aber der Glaube handelt, wenn er auf die Probe gestellt wird; und bis dahin ist er damit zufrieden, still und verborgen zu bleiben.

Es bedarf kaum der Erwähnung, dass Gott durch diese heilige Tätigkeit des Glaubens verherrlicht wird; Er ist der unmittelbare Gegenstand derselben, wie auch die Quelle, aus welcher sie hervorströmt. Es gibt in der ganzen Geschichte Abrahams kein Ereignis, durch welches Gott mehr verherrlicht worden wäre, als durch den Vorgang auf dem Berge Morija. Dort wurde Abraham befähigt, von der Tatsache Zeugnis abzulegen, dass „alle seine Quellen" in Gott waren, ja, dass er sie hier nicht nur vor, sondern auch nach der Geburt Isaaks gefunden hatte.

In den Segnungen Gottes zu ruhen ist eine andere Sache, als in Gott selbst zu ruhen; auf Gott zu vertrauen, wenn man den Kanal vor Augen hat, durch welchen der Segen fließen soll, ist etwas ganz anderes als auf Ihn zu vertrauen, wenn dieser Kanal verstopft ist. Die Vortrefflichkeit des Glaubens Abrahams erwies sich darin, dass er bezüglich einer unzähligen Nachkommenschaft nicht nur dann auf Gott vertrauen konnte, als Isaak in Gesundheit und Kraft vor ihm stand, sondern auch ebenso völlig dann, wenn er den Knaben als ein rauchendes Opfer auf dem Altar erblicken würde. Das war in der Tat ein erhabenes, herrliches Vertrauen - ein Vertrauen ohne jegliche Beimischung; es stützte sich nicht zum Teil auf den Schöpfer und zum Teil auf das Geschöpf, sondern war gegründet auf ein festes Fundament, auf Gott selbst.

C.H.M.


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