Ein gutes Gedicht braucht Zeit
„Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.“ (1. Korinther 15,10)
Wenn man das Leben gut führt, ist dies wie das Schreiben von Gedichten. Und deswegen ist es anstrengend, richtig anstrengend. Oftmals vergeht Stunde um Stunde, ohne dass ein Dichter viele neue Zeilen aufs Papier gebracht hat. Aber die Schönheit des fertigen Gedichts belohnt ihn für die große Mühe, die er für das Verfassen des Gedichts aufgewendet hat.
Ähnlich verhält es sich in unserem Glaubensleben. Würde man nachlässig leben, gliche dies der Abfassung eines Prosatexts, während man ein Gedicht zu Papier bringen sollte. Lebte man ohne Einsicht, entspräche dies dem Schreiben eines Gedichts, bei dem weder Versmaß noch Reime stimmen.
Das wäre nicht so anstrengend, aber die Wirkung wäre nicht annähernd so groß. Bei seinem Wirken gebraucht Gott den Grundsatz der Schönheit, und ein Leben, das sein Wesen widerspiegeln will, sollte dem entsprechen.
Schönheit und Wahrheit kommen nicht durch mystische Erleuchtungen und Inspirationen, wenn man gerade geistig untätig ist und auf »Eingebungen« wartet. Schönheit, Wahrheit und unwiderstehliche Tiefe kommen vielmehr durch sorgfältiges Nachdenken, Abmühen und Beten sowie durch Selbstkorrektur.
Deshalb wollen wir uns nicht zurücklehnen und warten, sondern allen Fleiß für den Herrn und Seine Sache aufbringen, so wie ein eifriger Dichter geduldig an seinem Gedicht arbeitet und nicht nachlässt, bis es fertig ist.
Wenn dann der Herr etwas durch uns bewirken konnte, ist es Seine Gnade, die das vollbracht hat. Aber damit das geschehen kann, ist Fleiß erforderlich. Lasst uns deshalb daran arbeiten, dass unser Leben wie ein schönes Gedicht wird.
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