2025-07-23

Evangelium oder Lehre? – Und!

„Predige das Wort, … weise ernstlich zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre. … Tu das Werk eines Evangelisten.“ (2. Tim 4,2.5

Die ersten Jünger waren Menschenfischer - während heutige Jünger oft nicht mehr tun, als das Aquarium zu warten.“ (unbekannt) 

Kann man das Evangelisieren der Ungläubigen und das Belehren der Kinder Gottes gegeneinander ausspielen oder hier eine Wertung vornehmen, wie man es manchmal unter Christen hört? Folgender Brief, den John Nelson Darby im Jahr 1874 schrieb, mag eine Antwort geben: 

Nach meinem Empfinden ist, was die Gaben betrifft, Evangelisation das größte Vorrecht; ich selbst aber bin kein Evangelist, wenn ich auch, soweit ich Gelegenheit habe, das Werk eines Evangelisten tue, so gut ich es vermag. 

Sie sagen, das Evangelisieren habe die Belehrung der Heiligen in den Hintergrund gedrängt. Die Gaben des Evangelisten und des Lehrers sind absolut verschieden, aber ich sehe nicht, dass die eine die anderen verdrängen sollte. Paulus hat ganz gewiss das Evangelium verkündigt und dabei ebenso gewiss belehrt; man denke nur an die Thessalonicher. Wenn er vielleicht auch nicht sofortige Frucht erwartete, so fand er sie doch ganz bestimmt. Er spricht von sich selbst als einem Diener des Evangeliums, nennt sich aber auch einen Diener der Kirche (Versammlung). Für jedes dieser beiden Aufgabenfelder müssen wir mit Gott in Gemeinschaft sein, so wie wir von Ihm dazu berufen sind. Ist das der Fall, dann sehe ich nicht, weshalb nicht Kraft und Vollmacht für beides vorhanden sein sollte. 

Es gibt aber eine gewisse Art des Evangelisierens, die den Schwerpunkt auf die Errettung von Sündern legt und auf weitere Belehrung der Christen verzichtet. Gott mag das segnen, aber die Folgen bleiben nicht aus. Nur wenige sind von dem Gedanken beseelt, den Paulus in 2. Timotheus 2,10 zum Ausdruck bringt:Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen.‘ Man beschränkt sich darauf, Gott sei Liebe und wolle daher ‚lediglich‘ alle Menschen erretten. Das ist ja auch eine wunderbare Wahrheit. Das Ziel, das diesen Predigern jedoch vor Augen schwebt, ist aber reduziert auf die Errettung des Menschen und seine Sicherheit. 

Gottes Vorsatz und die Verherrlichung Christi dagegen bleiben hier leider außer Betracht. Bekennt einer, errettet zu sein, so glaubt der Prediger, seine Aufgabe erfüllt zu haben. Dass Gott an den Seinen ein Interesse hat und sie weiterführen will, so dass sie auferbaut werden, vergisst man ebenso wie die Verherrlichung Christi in seiner Versammlung. Wir sollten für die Heiligen beten und ihnen Gottes Wahrheit bezeugen. 

Das Verkehrte dabei ist natürlich nicht der Ernst und die Hingabe beim Evangelisieren (das ist ein Segen Gottes für die Versammlung), sondern dass man darin so aufgeht, dass der Mensch mit seinen Bedürfnissen ganz im Vordergrund steht und das auch nur beschränkt auf das ewige Heil, und Christus in seinen Rechten zu kurz kommt. Wird die Arbeit nur auf betont erweckliche Weise betrieben, so besteht die Gefahr, dass die Ergebnisse trügerisch sind. Da fehlt dann das solide Fundament, auf dem man aufbauen kann. [...]

Wenn wir Christus nahe sind, tun wir beides - evangelisieren und belehren. Seien wir nicht damit zufrieden, das eine anstelle des anderen zu tun. Möchten wir in Gemeinschaft mit Christus und mit Seiner Hilfe die Heiligen belehren und in Gemeinschaft mit Christus und mit seiner Hilfe das Evangelium verkündigen! 

Mir war es nie geschenkt, viel Frucht zu sehen, und mein Dienst war mehr gesegnet, wenn ich suchte, Seelen Frieden zu bringen, als wenn ich suchte, Seelen zu erwecken. Gott sei Dank ist da Einer, der über allem steht und alles tut. Lasst uns auf Ihn blicken.“ 

Brüder, tut etwas; tut etwas, tut etwas. Während Komitees ihre Zeit mit Resolutionen verschwenden, tut etwas. Während Gesellschaften und Vereinigungen ihre Verfassungen ausarbeiten, lasst uns Seelen gewinnen. Allzu oft diskutieren wir und diskutieren und diskutieren, während sich der Satan ins Fäustchen lacht. […] Geht an die Arbeit und seid mannhaft!“ (Charles H. Spurgeon, 1834-1892) 

Impulse zur Selbstreflexion: 

  • Woher kommt das Gefühl, dass oft Evangelium und Lehre gegeneinander ausgespielt werden?  

  • Worin liegt gerade der Segen der Verschiedenheiten der Gaben?  

  • Warum ist es wichtig, dass es nicht nur Evangelisten gibt, sondern dass jeder Gläubige einen evangelistischen Lebensstil hat? 

A.Sch. / C.Sb. / M.K.


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