2020-10-19

Golgatha (11) – Der Platz unter dem Kreuz

Seine dritte Aussage am Kreuz

Alles, was der Herr bisher am Kreuz erlebt hat, hat Er allein durchlebt. Niemand war da! Alle Jünger hatten Ihn verlassen (Mk.14,50). Auch andere, Ihm nahestehende Personen, sind nicht da, um Ihm beizustehen. Es muss ein besonderer Moment für den Herrn gewesen sein, als sich plötzlich Sein Jünger Johannes mit vier Frauen dem Kreuz nähert. Dann stehen sie dort bei Ihm. Bei Ihm unter dem Kreuz. Nur Johannes beschreibt diese bewegende Szene in seinem Evangelium.

Eine dieser Frauen ist Maria, die Mutter von Jesus. Was in ihrer Seele vorgegangen ist, lässt sich kaum beschreiben. Dort hängt ihr ältester Sohn und wird auf grausame Art hingerichtet. Nur eine Mutter kann erahnen, was das bedeutet. „Auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen“, hatte Simeon ihr damals im Tempel gesagt, als der Herr noch ein Kind war. Jetzt war der Moment gekommen. Sie sieht Ihn leiden und kann nichts für Ihn tun! Eine traurige und schmerzhafte Szene.

Und der Herr? Er sieht seine Mutter dort stehen. Er selbst leidet unter der Folter der Kreuzigung, unter der Lästerung der hasserfüllten Menschen. Und doch empfindet Er mit ihr! Sie war Seine Mutter. Sie hatte Ihn großgezogen. Nun würde Er gehen und sie würde zurückbleiben. Voller Mitleid und Erbarmen kümmert Er sich jetzt, hier am Kreuz um sie. Er sieht sie an und sagt zu ihr: „Frau, siehe dein Sohn!“. Dann wendet Er sich Johannes zu. Er war der Jünger, der Seine Liebe besonders genossen hatte. Kein anderer Jünger hatte eine so vertraute Beziehung zu Ihm, wie er. „Siehe, deine Mutter!“. Er sollte sich um sie kümmern. So sorgt Er, der Mann der Schmerzen, in Seinen Leiden für Seine Mutter und zeigt Seinem Jünger Johannes, wie sehr Er ihn schätzte und ihm vertraute.

Wie lange diese Personengruppe unter dem Kreuz gestanden hat, wird nicht berichtet. Aber sie gehen nach einer Zeit wieder (vgl. Mk.15,40). Der Herr bleibt allein zurück…

Zu dieser Gruppe gehörte auch eine Tante des Herrn. Außerdem Maria Magdalene und die Frau des Jüngers Kleopas. Auch sie heißt Maria. Sie alle lieben den Herrn. Sie alle waren unter das Kreuz gekommen. Sie alle haben Seine Leiden aus der Nähe gesehen. Er würde sterben. Dann wäre Er nicht mehr da. Er würde ihnen wirklich fehlen! Maria Magdalene weint später an Seinem Grab (Joh.20,13). Die andere Maria geht mit ihrem Mann Kleopas niedergeschlagen nach Emmaus zurück (Lk.24,17). Sie wussten nicht, dass der Heiland dort nicht hing, weil die Menschen es so wollten, sondern weil Er es so wollte. Er wählte diesen Weg, die Leiden, das Kreuz und den Tod für sie! Aus Liebe, damit sie für immer bei Ihm sein könnten!

Als Johannes und die Frauen später Brot brechen, um an Seine Leiden zu denken, haben sie ohne Zweifel auch diese Szene, dieses Bild, wie Er dort vor Ihnen hing, vor Augen. Wie gut, bei Ihm unter dem Kreuz gewesen zu sein!

Auch ich darf unter dem Kreuz stehen, meinen Blick auf Ihn richten. Aber anders als Johannes und die Frauen damals weiß ich, warum Er dort hing. Er sieht mich voller Liebe an und ich höre Ihn sagen: „Das tat ich für dich!“ Was für ein schöner Platz.

 

Wir werden ewig daran denken,

dass Du am Kreuze für uns starbst,

und unsere Liebe Dir, Herr, schenken,

weil du uns ganz für Dich erwarbst!

Nimm, Jesu, uns, nimm unser Leben,

nimm, was wir sind, als Opfer an!

Du hast Dich selbst für uns gegeben,

Du hast so viel für uns getan!

A.S.


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