Jonathan (1) – Ein Mann für seine Zeit
Zwischen Jonathan im Alten Testament und Barnabas im Neuen Testament besteht eine beachtenswerte Ähnlichkeit. Beide waren mit Huld und Liebe erfüllt, beide wurden in ihren Tagen besonders benutzt, aber beide zeigten auch in Zeiten einer Krise eine beklagenswerte Schwäche.
Barnabas trennte sich von Paulus, dem besonderen Werkzeug Gottes in seiner Zeit, während Jonathan sich von David, dem Mann nach dem Herzen Jehovas für den Thron Israels, trennte. In beiden Fällen waren natürliche und menschliche Gemütsbewegungen die Ursache; Barnabas wollte nicht von Johannes, genannt Markus, lassen (Apg 15,36-39), und Jonathan wich nicht von Saul.
Das Versagen dieser beiden wahren und vortrefflichen Zeugen Gottes ist zu unserer Belehrung in der Heiligen Schrift aufgezeichnet worden. Vielleicht gibt es nichts, was mehr unsere völlige Ergebenheit gegenüber unserem Herrn hindert, als natürliche und menschliche Gemütsbewegungen und Neigungen.
Wir finden es oft so schwierig, unserem Herrn den absoluten Vorrang in unserem Herzen und in unserem Leben einzuräumen. In diesem Zusammenhang wird Levi lobend in 5. Mose 33,8-11 in den Segensworten Moses vor seinem Tode genannt, weil er in den Tagen des goldenen Kalbes treu geblieben war und „von seinem Vater und von seiner Mutter sprach: Ich sehe ihn nicht; und der seine Brüder nicht kannte, und von seinen Söhnen nichts wusste".
Der Herr Jesus sprach in ähnlicher Weise für alle, die Seine Jünger sein wollten. Das Natürliche muss dem Geistlichen unterstellt und dienstbar sein, wenn wir unserem Herrn nachfolgen wollen. Der Herr Jesus, hier auf Erden verworfen, brachte nachdrücklich zum Ausdruck: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig" (Mt 10,37). Hierin liegt eine große Probe für unsere Herzen.
Jonathan („Jehova hat gegeben", eine wirkliche Gabe Gottes an Israel, wie Paulus eine Gabe Gottes an die Kirche Gottes) wuchs in einer bösen Zeit auf. Der König nach der Wahl des Volkes hatte bereits völlig versagt. Ausgerechnet der Feind, von dem er Israel erretten und befreien sollte und wofür er besonders erwählt war (1. Sam 9,16), bedrückte das Volk Gottes heftig. Das Volk war überall ohne Waffen, nur der König und sein Sohn durften Schwerter tragen. Im ganzen Lande gab es auf Veranlassung der Philister keinen Schmied, damit keine Waffen geschmiedet werden konnten (1. Sam 13,19-22).
Gottes Zeit war noch nicht gekommen, um David wirken zu lassen, so dass die ganze Lage in Israel völlig hoffnungslos erschien. Diesen Zustand kann man sich nur richtig vorstellen, wenn man daran denkt, dass Israel das von Gott erwählte Volk zur Führung und zum Segen aller Nationen auf der Erde sein sollte.
Aber das Volk war infolge seiner Untreue Gott gegenüber unfähig dazu geworden und daher abgesetzt worden. Könnte das nicht etwa auch ein Bild von dem heute vorhandenen, kraftlosen Zustand der Kirche Gottes sein? Aber Gott ist niemals ohne Hilfsquellen, für jede Not hat Er einen Mann, und Jonathan wurde von Gott wie eine schöne Blume aufgerichtet, um in dieser sorgenvollen Zeit in der Wildnis Israels zum Blühen zu kommen.
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