Liebe und üble Nachrede?
„Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ (1. Korinther 13,6-7)
Der Liebe gutwilliger Sinn hat eine eigene Art, andere zu verstehen. Das hängt damit zusammen, dass das neue Leben der Liebe in uns nie hervortreten kann, solange wir nicht uns selbst und unseren eigenen inneren Seelenschaden erkennen. Und der, der seine eigene Sünde spürt, ist immer schnell bereit, andere zu verurteilen. Da ist etwas in ihm, das möchte gerne wissen, ob der andere alles auch so schlimm meinte, wie es nun den Anschein hat.
Bei jedem weltlichen Gerichtsverfahren ist es der Verteidiger, der die Aufgabe hat, auf die „mildernden“ Umstände hinzuweisen. Ist da auch in uns ein ähnlicher Verteidiger, der uns auf die mildernden Umstände bei unserem Bruder hinweisen darf?
Leider gibt es viele, die diesen Verteidiger abgesetzt haben! Darum floriert auch unter Christen die üble Nachrede so sehr. Die gleiche Liebe entschuldigt nicht nur den fehlsamen Bruder, sie züchtigt auch. Das ist gewiss die schwerste Pflicht der Liebe. Aber sie kann nicht anders, denn sie freut sich an der Wahrheit.
Diese Seite der Liebe brauchen wir Christen der Gegenwart. Wir Christen heute haben es dringend nötig, auf diese Seite der Liebe zu achten. Denn unter uns gibt es nur wenig ehrliche und liebevolle Bruderzucht. Die Richtungen stehen sich oft gespannt gegenüber.
Die Brüder der eigenen Richtung wagt man doch nicht zu tadeln, weil man sonst fürchtet, Truppen zu verlieren. Und den Brüdern in der anderen Partei sollte man sich aus guten Gründen nicht nähern. Also wird hinter dem Rücken geredet. Und hier droht eine Gefahr, die größer ist als die meisten anderen.
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