Das Paradox der Nachfolge
Und die Kühe gingen geradeaus auf dem Wege nach Beth-Semes; auf einer Straße gingen sie, im Gehen brüllend, und wichen nicht zur Rechten noch zur Linken …“ (1. Samuel 6,12)
Die heiligsten Kühe aller Zeiten
Nie hat es heiligere Kühe gegeben als die der Philister. Wir lesen von ihnen in 1.Samuel 6,10-16. Sie zogen den Wagen Gottes - denn auf diesem neuen Wagen stand die Lade des Bundes, Sinnbild der Gegenwart Gottes in seinem Volk. Sie brachten die Lade des Bundes von Philistäa zurück nach Israel - und wurden dabei von einer unsichtbaren Hand gezogen. Denn ihre Kälber hatte man in die Ställe der Philister zurückgebracht. Insofern taten sie etwas völlig Unnatürliches, ja Paradoxes. Der unsichtbare Gott hatte seinen Finger in ihre Nasenringe gelegt. Er brachte sie dazu, etwas Widernatürliches zu tun. Danach wurden ihre Leiber als Brandopfer für Gott verbrannt. Nie vorher und nachher hat es heiligere Kühe gegeben, als die der Philister. Sie zogen den Wagen Gottes. Sie trugen die Last des Allmächtigen. Hierin sind sie ein Vorbild für uns. An ihnen lernen wir etwas über den Schmerz der Nachfolge:
1. Das Paradox der Nachfolge
2. Der Schmerz der Nachfolge
3. Die Geradlinigkeit der Nachfolge
Das Paradox der Nachfolge
„Und die Kühe gingen geradeaus auf dem Wege nach Beth-Semes; auf einer Straße gingen sie …“ (1. Sam 6,12). Die Kühe der Philister taten damit etwas Ungewöhnliches. Sie gingen den Weg von Ekron nach Beth-Semes. Zwölf Kilometer vom Norden der Philister-Ebene in den Norden Judas. Sie folgten nicht ihrem natürlichen Trieb, sondern wurden von einer übernatürlichen Kraft getrieben. Der Gott Israels hatte seinen unsichtbaren Finger in den Nasenring der Philister-Rinder gelegt und zog sie.
Dr. Bob Cook hat den jungen Christen, die Einsätze für „Jugend für Christus“ durchführten, einen Satz eingebläut: „Wenn ihr erklären könnt, was geschieht, dann hat Gott es nicht getan.“ Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Gott am ehesten in den unerklärbaren Dingen des Lebens gesehen wird. Dort, wo ein Mensch nicht das tut, was man von ihm erwarten würde, dort ist Gott am Werk.
Das beste Beispiel hierfür ist vielleicht Abram. Er verließ die Sicherheiten seiner Heimatstadt Ur in Chaldäa (1Mo 11,31), um in die Unsicherheit eines unbekannten Landes aufzubrechen. Warum tat er das? Die Antwort finden wir in 1.Mose 12,1. Gott hatte zu ihm gesprochen und ihn zum Aufbruch aufgefordert. Abram war nicht anders als die anderen in Chaldäa. Doch an ihn erging der unwiderstehliche Ruf eines Unwiderstehlichen.
Als ich 1999 in Italien ankam, begrüßte mich ein Kollege mit der seltsamen Frage: „Also gibt es keine Arbeit mehr für Dich in Deutschland, Carsten?“ Er konnte sich nicht erklären, wie man einen hohen Lebensstandard, wie den in Deutschland, ohne Weiteres gegen den einer anderen Realität eintauschen konnte. Aber er wusste ja auch nicht, dass ich nicht aus beruflichen, sondern aus geistlichen Gründen nach Italien gekommen war.
Gott lässt seine Diener paradoxe Dinge tun. Wer hat jemals für seine Peiniger um Gnade gebeten, wie Jesus es tat? Er bat um Vergebung für diejenigen, die ihn gerade zu Tode folterten! (Lk 23,34). Oder wer hätte je seine Karriere als Theologieprofessor in Israel geopfert, um einigen dekadenten Heiden in Europa von der Herrlichkeit des Gottes Israels zu erzählen? Paulus tat es (Phil 3,8). Welcher anständige Prophet Israels hätte jemals eine Prostituierte geheiratet? Hosea tat es auf das Geheiß Gottes (Hos 1,2-3).
Der Gott Israels hatte seinen unsichtbaren Finger in den Nasenring der Philister-Rinder gelegt und zog sie.
Charles Studd (1860 - 1924) verschenkte im Alter von 25 Jahren (1885) ein väterliches Erbe von umgerechnet 3,5 Mio. Euro u.a. an die Evangelisten Dwight L. Moody, Georg Müller, Dr. Barnardo und William Booth. Danach ging er mit seiner Frau zunächst nach Indien, dann nach China. Im Jahre 1913 ließ er seine Frau Priscilla in England zurück, um Zentralafrika zu missionieren. Er sah sie 1928 (also nach 15 Jahren), ein Jahr vor seinem Tod, noch einmal in Afrika. Sein Verhalten war paradox und unlogisch, aber seine Wirkung nachhaltig.
Christen tun ungewöhnliche Dinge. Sie lieben ihre Feinde. Sie tun denjenigen Gutes, die sie hassen. Sie geben Sicherheiten auf, um in Unsicherheiten zu leben. Ihre einzige wirkliche Sicherheit ist Jesus selbst. Sie schwimmen gegen den Strom. Ihr Verhalten hebt sich gegen das Verhalten der Mehrheit in der Gesellschaft ab. Eine unsichtbare treibende Kraft wirkt den natürlichen Trieben in ihnen entgegen. Ein unsichtbarer Gott hat den Finger in die Nase seiner „heiligen Kühe“ gelegt.
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