2024-08-25

Raus zu denen, die nicht reinkommen

„Schau zur Rechten und sieh: Ich habe ja niemand, der mich erkennt; verloren ist mir jede Zuflucht, niemand fragt nach meiner Seele.“ (Psalm 142,5)

Undankbar und mit billigen Ausreden werden im Gleichnis vom großen Hochzeitsmahl (Mt 22,1-14) die Einladungen, die der König an die edlen Bürger ausspricht, abgelehnt. Doch der Hochzeitssaal wird doch noch voll: Die Knechte des Königs gehen dorthin, wo normalerweise niemand Einladungen verteilt - auf die Landstraßen, wo sich das arme Volk aufhält -, und lädt die ein, an die niemand gedacht hätte.

Auch wenn die erste Bedeutung dieses Gleichnisses heilsgeschichtlich zu verstehen ist, könnte man doch folgende Anwendung machen: Der Großteil der heutigen Ober- und Mittelschicht lehnt den Herrn Jesus ab. Zu gering die Bedürfnisse, zu groß der Wohlstand. Und dennoch geschehen die meisten evangelistischen Bemühungen in diesen Bevölkerungsschichten.

Was jedoch ist mit den Armen, den Alkoholsüchtigen, den ungeduschten und übelriechenden Obdachlosen? Mit denen, die niemals ihren Fuß in einen Saal zur Predigt setzen, niemals am Büchertisch stehenbleiben, niemals einen Kalender annehmen geschweige denn lesen würden?

C. H. Spurgeon sagt dazu: „Wenn den Armen das Evangelium gepredigt werden soll, dann müssen wir sie aufsuchen, wo sie zu finden sind: an den Zäunen und an den Landstraßen. Es ist nutzlos, eine prachtvolle, prunkende Kapelle für eine auserlesene Gesellschaft aus den höchsten Kreisen aufzubauen und dort an die Predigt für die Armen zu denken. Sie werden sich scheuen einzutreten und können so nicht hören.

Daher muss das Evangelium da gepredigt werden, wo die Armen auch wirklich hinkommen; und wenn sie nicht kommen wollen, so muss man zu ihnen gehen. Ach, dass doch Gott seinen Kindern solchen Ernst und Eifer verleihen möchte, dass sie das Evangelium an die Straßen und Zäune hinaustragen, um das Volk zu nötigen, hereinzukommen, bis dass das Haus voll werde! Oh Gott, gib uns doch dies Kennzeichen deiner Gnade, dass den Armen das Evangelium gepredigt wird.“

Mehr und mehr wird uns bewusst, wie wichtig es ist, wortwörtlich rauszugehen zu den Leuten. Die Zeiten, in denen Charles Spurgeon, John Wesley, George Whitefield oder Wilhelm Busch riesige Gebäude und Billy Graham ganze Parks mit mehr als 100.000 Zuhörern füllen konnten, sind leider vorbei. Umso wichtiger für uns, zu den Menschen hinzugehen, wenn sie nicht mehr kommen.

Hier ist - wie immer - der Herr Jesus für uns das beste Beispiel. Er zeigt, dass der Ackerbauer tatsächlich aufs Feld raus muss. Die Evangelien berichten von 132 Kontakten, die der Herr mit Menschen hatte: sechs im Tempel, vier in den Synagogen - und 122 draußen. Der Herr ging hin zu den Leuten; nie wartete Er in Petrus’ Haus in Kapernaum darauf, dass sie zu Ihm kamen. Der Fischer geht dahin, wo die Fische sind.

A.Sch. / C.Sb. / M.K.


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