Sehen sie Christus im Christen? (2)
„… damit sie durch das Verhalten ohne Wort gewonnen werden mögen.“ (1. Pet 3,1)
„Das Evangelium macht Christen, aber man sieht’s ihnen nicht an den Kleidern an, sondern an den Werken der Liebe.“ (Martin Luther, 1483-1546)
Der Atheist Friedrich Nietzsche sagte einmal über die Christen: „Ich könnte an ihren Erlöser glauben, wenn sie nur ein wenig erlöster aussehen würden.“ Nichts hat solch einen großen Einfluss auf die Effektivität unserer Worte wie unser Verhalten. Wenn wir von Christus sprechen, müssen die Leute Ihn in uns sehen, wenn das Evangelium in ihre Herzen fallen soll.
Folgende Aussage des Bibellehrers Charles Swindoll ist dahingehend sehr interessant: „Ob ihr es wollt oder nicht, aber die Welt beobachtet uns mit der Aufmerksamkeit einer Möwe, die im flachen Wasser nach einer Garnele Ausschau hält. Der Glaubende wird ständig überwacht. Das ist unser größtes Berufsrisiko. Und wenn wir von unserem Heiland sprechen und dem Leben, das er anbietet, dann wird alles an dem gemessen, was andere an uns gesehen haben.“ Den gleichen Gedanken drückt auch Major Ian Thomas aus: „Nur wenn deine Lebensqualität die Nachbarn verblüfft, kannst du sie beeindrucken. Es muss anderen völlig klar sein, dass das Leben, das du führst, nicht nur empfehlenswert ist, sondern dass es alle menschlichen Erklärungen übersteigt. Es liegt über dem, was ein Mensch aus eigener Kraft nachmachen kann, und so wenig sie das verstehen, ist es doch deutlich die Folge davon, dass Gott sich in dir widerspiegelt. Kurz gesagt bedeutet das, dass deine Nachbarn überzeugt sein müssen, dass der Herr Jesus Christus, von dem du sprichst, in deinem Leben Mittelpunkt ist.“
Das stille Zeugnis
Im Folgenden sollen zwei weitere Beispiele aus der Kirchengeschichte zeigen, dass der Herr unser (stilles) Zeugnis1 dazu benutzen kann, um Menschen zur Bekehrung zu bringen:
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Sir Henry M. Stanley sagte über den Afrika-Missionar David Livingstone: „Ich ging nach Afrika mit Vorurteilen gegen Religion, als der überzeugteste Ungläubige in London. Es folgte eine lange Zeit des Nachdenkens für mich. Ich war dort draußen, weit entfernt von einer westlichen Zivilisation. Ich sah diesen einsamen alten Mann, David Livingstone, und fragte mich: ‚Warum lebt er hier in so einer Umgebung? Was inspiriert ihn?‘ Über Monate hinweg, nach unserem ersten Zusammentreffen, fand ich mich wieder als sein Zuhörer und staunte über den Mann, der die Worte ‚Verlasse alles und folge mir nach‘ verwirklichte. Als ich seine Frömmigkeit, seine Freundlichkeit, seinen Eifer, seinen Ernst sah und wie still er seinen Dienst verrichtete, wurde ich so nach und nach durch ihn bekehrt, obwohl er es in keiner Weise versucht hatte.“
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Oscar Cubas war ein Mann aus Honduras, der dem Herrn in Nicaragua diente und in einem Dorf namens Tauquil ein christliches Zusammenkommen gründete. Es war sein Verlangen, den Menschen das Wort Gottes zu verkündigen und gleichzeitig vorzuleben, was bedeutete, dass er immer bescheiden, geduldig, liebevoll und freundlich auftrat. Tauquil war leider eine Hochburg der Kommunisten, deren Einfluss aber weiter und weiter sank, je mehr Menschen sich bekehrten. Weil diese Salz und Licht waren, hatte ihr Leben einen großen geistlichen Einfluss auf die Region. Aufgrund der wachsenden Anzahl an Gläubigen planten diese, ein Versammlungsgebäude mit einem Privathaus für Oscar Cubas zu bauen. Leider grenzte das Grundstück an das von Santos, einem führenden Kommunisten, der über das Schwinden seiner Macht zornig war. So fing er an, Oscar zu schikanieren. Das führte einmal so weit, dass dieser wegen des lächerlichen Vorwurfs, einen abgestorbenen Baum gefällt zu haben, ins Gefängnis kam. Nachdem er freigelassen wurde, rächte er sich jedoch nicht - er hielt alle Schikanierungen aus und war darin Christus ähnlich. Die Dorfbewohner gerieten in Staunen. Weil das Haus von Oscar direkt an Santos‘ Grundstück grenzte, baute dieser sein Klosetthäuschen direkt neben die Küche des Christen. Oscar schwieg. Er grüßte Santos immer freundlich und respektvoll. Er dachte nicht daran, es ihm heimzuzahlen. In seinem kindlichen Vertrauen dachte er, dass es Gottes Sache sei, den Kampf zu führen. Er gab sich damit zufrieden, stille zu halten und zu sehen, wie Gott die Rettung schaffen würde. Eines Tages krachte das Toilettenhäuschen zusammen, als Santos gerade darin saß - der Mann spürte erniedrigt, dass er schmählich gegen Gott verloren hatte. Das Unfassbare geschah: Santos wurde ein Christ. Jemand kommentierte diese Geschichte folgendermaßen: „Oscar war ein Beispiel für Christus. Er litt geduldig, weil er Gutes tat. Lieber ertrug er es, falsch behandelt zu werden, als für sein Recht zu kämpfen. Er betete für die, die ihn verfolgten, und überließ dem Herrn das Übrige. Er rächte sich nicht. Nachdem wir das gesagt haben, wollen wir überlegen, warum Christen sich nicht rächen sollen. Wenn wir uns genauso wie andere Leute verhalten, verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit, dass der Herr das Leben verändert und Christen anders sind. Ein Teil unseres Zeugnisses für Christus und seine errettende Gnade ist eine demütige Haltung. Die gesamte Aufgabe der Gemeinde und das Zeugnis des Evangeliums werden gehindert, wenn Christen Rache und Vergeltung üben.“
„Ohne Zweifel wäre ich ein Christ, wenn die Christen es vierundzwanzig Stunden täglich wären.“ (Mahatma Gandhi, 1869-1948)
Impulse zur Selbstreflexion:
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Hätte Santos sich bei dir als Nachbar ebenfalls bekehrt?
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Wenn die Menschen dich beschreiben sollen, würden sie dann auch Charaktereigenschaften Christi nennen?
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Die Widerspiegelung welcher Charaktereigenschaften des Herrn Jesus fällt dir schwer?
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