2016-09-24

Unzertrennlich: Gott loben und den Menschen Gutes tun

Nachdem wir gesehen haben, dass dieAnbetung das Erste war, was der Israelit tat, sobald er das Land besaß, kommen wir jetzt zu einem anderen, sehr wichtigen praktischen Ergebnis dieser Besitznahme. Es heißt: Aktive (!) Wohltätigkeit.

„Wenn du fertig bist mit dem Abtragen alles Zehnten deines Ertrages im dritten Jahr, dem Jahr des Zehnten, und du ihn dem Leviten, dem Fremden, der Waise und der Witwe gegeben hast, damit sie in deinen Toren essen und sich sättigen, so sollst du vor dem HERRN, deinem Gott, sprechen: Ich habe das Heilige aus dem Haus gebracht und habe es auch dem Leviten und dem Fremden,,der Waise und der Witwe gegeben, nach deinem ganzen Gebot, das du mir geboten hast; ich habe deine Gebote nicht übertreten und nicht vergessen“ (5.Mose 26,12-13).

Die innere Ordnung dieser Dinge gleicht genau dem, was wir in Hebräer 13,15-16 finden: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“. Das ist die Anbetung. „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“. Das ist Wohltätigkeit. Man könnte beides zusammen die obere und untere Seite des christlichen Charakters nennen: Gott loben und den Menschen Gutes tun. Wertvolle Kennzeichen! Möchten wir sie treuer darstellen! Eins ist sicher, dass beide immer zusammengehen. Ein Mensch, dessen Herz wirklich mit Lob und Dank zu Gott erfüllt ist, hat auch ein mitfühlendes Herz und eine offene Hand für die verschiedenen menschlichen Nöte. Er mag vielleicht nicht reich sein an menschlichen Gütern. Es mag sein, dass er mit Petrus sagen muss: „Silber und Gold habe ich nicht“ (Apg 3,6), aber er wird Mitgefühl, einen freundlichen Blick, ein tröstendes Wort haben, und diese Dinge reden stärker zu dem Herzen als das Öffnen der Geldbörse.

Unser Herr und Meister, unser großes Vorbild in allem, „der umherging, wohl tuend und alle heilend“ (Apg 10,38), aber wir lesen nie, dass Er jemand Geld gegeben hätte. Ja, wir glauben, dass Er nie einen Pfennig besaß. Als Er den Herodianern auf ihre Frage wegen der Steuerzahlung zu antworten hatte, musste Er sie bitten, ihm eine Münze zu zeigen, und als Er aufgefordert wurde, die Tempelsteuer zu entrichten, sandte Er Petrus an den See, um einen Stater herbeizuholen. Er führte, wie es scheint, nie Geld bei sich, und in der Reihe der Gaben, die Er seinen Dienern geschenkt hat, wird das Geld nicht erwähnt. Dennoch ging Er umher und tat Gutes. Wir sollten danach trachten, in unserem geringen Maß dasselbe zu tun.

Beachten wir auch die göttliche Ordnung, die uns in Hebräer 13 vorgestellt und in 5. Mose 26 erläutert wird. Die Anbetung hat den ersten und höchsten Platz. Wir mögen in unserer Klugheit meinen, Gutes zu tun, sich der menschlichen Gesellschaft nützlich zu erweisen und dergleichen mehr sei das Höchste. Aber das ist ein Irrtum. „Wer Lob opfert, verherrlicht mich“ (Ps 50,23). Gott wohnt unter den Lobgesängen seines Volkes. Es ist seine Freude, solche um sich zu haben, deren Herzen von dem Wissen um seine Güte, Größe und Herrlichkeit erfüllt sind, und darum sollen wir ihm stets die Opfer des Lobes darbringen. Der Psalmist sagt: „Den HERRN will ich preisen allezeit, beständig soll sein Lob in meinem Mund sein“ (Ps 34,2), nicht nur dann und wann oder wenn alles um uns her freundlich und heiter ist, wenn unser Lebensschiff glatt und leicht über die Wellen gleitet, sondern „allezeit“ - „beständig“.

Der Strom der Danksagung sollte ohne Unterbrechung fließen und kein Raum übrig bleiben für Murren und Klagen, Unmut oder Unzufriedenheit, Trübsinn oder Kleinmut. Wir sollten immer den Geist der Anbetung pflegen. Jeder Atemzug sollte gleichsam ein Halleluja sein. Die Zeit ist nicht mehr fern, wo es so sein wird. Alle Ewigkeiten hindurch wird unser Lob schallen. Wenn das „Wohltun und Mitteilen“ aufgehört hat, wenn niemand mehr unsere Hilfe und unser Mitgefühl braucht, wenn wir für immer Abschied genommen haben von dieser Szene des Kummers und der Leiden, des Todes und des Verderbens, dann werden wir ohne müde zu werden Gott in seinem Heiligtum droben preisen.

„Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht.“ Die Art und Weise, wie diese Ermahnung gegeben wird, ist von besonderem Interesse. Es heißt nicht: Vergesst nicht, „die Opfer des Lobes darzubringen“. Nein, wir sind in Gefahr, bei dem völligen und glückseligen Genuss unserer Stellung und unseres Teiles in Christus zu „vergessen“, dass wir von einer Welt des Mangels und der Not, der Prüfung und Schwierigkeiten umgeben sind, und darum fügt der Apostel diese heilsame und notwendige Ermahnung hinzu. Der geistliche Israelit sollte sich nicht nur des Guten erfreuen, das ihm sein Gott gegeben hatte, sondern er sollte sich auch an den Leviten, den Fremden, die Waise und die Witwe erinnern, d. h. an alle, die kein irdisches Erbe hatten und sich ganz und gar dem Werk des HERRN gewidmet hatten, und an die, die keine Heimat, keinen natürlichen Beschützer und keine irdische Stütze besaßen.

So sollte es auch bei uns sein. Der reiche Strom der Gnade fließt aus dem Herzen Gottes, erfüllt unsere Herzen bis zum Oberströmen und erfrischt und erfreut so unsere ganze Umgebung. Würden wir nur mehr genießen, was uns in Gott geschenkt ist, dann würde jede Bewegung und Handlung, jedes Wort, ja, jeder Blick wohltuend auf unsere Umgebung wirken. Nach den Gedanken Gottes ist der Christ ein Mensch, dessen eine Hand erhoben ist, um Gott die Opfer des Lobes darzubringen, während die andere mit den Früchten echten Mitgefühls gefüllt ist, um den menschlichen Nöten zu begegnen.

C.H.M.


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