Voraussetzungen zur Jüngerschaft (9)
„So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ (Lukas 14,33)
Wie sollten wir eigentlich reagieren, wenn wir von einer finanziellen oder materiellen Not eines Gläubigen oder sogar einer ganzen Gemeinde hören? Geht uns das etwas an?
Wir haben bereits in Verbindung mit Apg 2 und 4 über die Lebenspraxis der ersten Christen in Jerusalem nachgedacht, die bereitwillig ihren eigenen Besitz opferten, um damit den Bedürfnissen ihrer Mitgeschwister dienen zu können, die nicht so viel wie sie selbst besaßen.
Das Vorbild der Mazedonier
In 2. Korinther 8 stellt Paulus den Christen in Korinth zunächst das anspornende Beispiel der Gläubigen aus Mazedonien vor:
Die Christen aus Mazedonien waren im Allgemeinen nicht besonders reich oder gut betucht, sondern vielmehr arm. Trotzdem waren sie außerordentlich freigebig und hatten deshalb die Geschwister in Jerusalem finanziell unterstützt, die wiederum in einer Not steckten. Dabei hatte der Apostel Paulus die Gläubigen nicht unter Druck gesetzt oder aus Eigennutz zum Geben motiviert.
Der Schlüssel zu ihrer Freigebigkeit war, dass die Gläubigen „sich selbst zuerst dem Herrn“ gegeben hatten und dann auch bereit waren, sich von ihrem Besitz zu lösen und „ihr Portemonnaie zu öffnen“.
Unsere Selbsthingabe an den Herrn Jesus macht jede andere Gabe für das Werk des Herrn nur leichter. Wenn wir uns selbst dem Herrn Jesus übergeben haben, stellen wir alles, was Er uns anvertraut hat, auch wieder unter Seine Verfügungsgewalt.
Das perfekte Vorbild des Herrn Jesus Christus
Anschließend beschreibt Paulus das perfekte Vorbild des Herrn Jesus Christus:
„Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ (2. Korinther 8,9)
Denk einmal daran, wie der Sohn Gottes als Mensch in diese Welt kam: Jesus wurde in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt, aus der normalerweise die Tiere fraßen. Als Er hier lebte und Seinen Dienst für Gott und die Menschen tat, da hatte Er keinen Platz, wo „Er Sein Haupt hinlegen“ konnte. Er verzichtete freiwillig darauf, als König den Thron in Jerusalem zu besteigen, obwohl nur Er der wahre Messias ist und ein Anrecht auf die Thronbesteigung gehabt hätte. Und als man Ihn schließlich soweit hatte, dass Er als Verbrecher verurteilt an einem Kreuz außerhalb der Stadtmauern Jerusalems hing, da hat Er sich nicht ein einziges Mal verteidigt oder gewehrt. Er wurde wirklich arm für uns.
Gott möchte Gleichheit
Im Anschluss daran möchte der Geist Gottes durch Paulus bei den Korinthern insbesondere die Bereitschaft zum Geben weiter anspornen. Sie sollten nicht nur darüber nachdenken, dass sie eine Gabe an die Gläubigen in Korinth senden könnten, sondern letztlich auch zum Tun übergehen.
Gott betont dabei besonders das Prinzip der „Gleichheit“: „In der jetzigen Zeit diene euer Überfluss für deren Mangel, damit auch deren Überfluss für euren Mangel diene, damit Gleichheit werde; wie geschrieben steht: „Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluss, und wer wenig sammelte, hatte keinen Mangel.“ (2.Kor 8,14.15)
Der materielle Überfluss der Korinther durfte von ihnen dazu eingesetzt werden, um dem Mangel der Christen in Jerusalem zu begegnen. Auch heute darf unser Überfluss dazu benutzt werden, den finanziellen Nöten von Glaubensgeschwistern zu begegnen. So sorgt der Herr Jesus dafür, dass es in Seiner Gemeinde eigentlich nie zu einer dauerhaften materiellen Not kommen muss. Das Geld der Reichen fließt so zu denen, die bedürftig sind. Und wenn es einmal so kommen sollte, dass ein Christ, der bis dato immer aus seinem Überfluss gegeben hat, jetzt in eine materielle Not gekommen ist, dann darf er darauf vertrauen, dass der Überfluss anderer Christen seinem Mangel dienen kann.
Gott möchte so einen „Ausgleich“ herstellen, um den finanziellen Nöten innerhalb der Gemeinde Gottes zu begegnen. Es sollte ein ständiger Geldfluss von solchen mit „Überfluss“, zu solchen mit „Mangel“ stattfinden. Dabei sei noch einmal betont, dass es hier nicht im Ansatz um ein kommunistisches Prinzip geht. Gott verurteilt auch nicht die Tatsache, dass es unter den Christen Reiche und Arme gibt. Er ermutigt vielmehr dazu, dass die Reichen ihren Besitz dazu einsetzen sollen, um der Not der Armen zu begegnen.
Das Manna als Vorbild
Um das vorher Gesagte zu untermauern, führt Paulus die Verteilung des Mannas in 2. Mo 16 an. Gott hatte pro Kopf ein Gomer (=Hohlmaß) des Mannas vorgesehen. Dabei konnte es sein, dass einer mehr und der andere etwas weniger sammelte. Letztlich war es offensichtlich so, dass der Israelit, der mehr gesammelt hatte, mit dem teilte, der nur weniger eingesammelt hatte. Auch hier sorgte Gott wieder für einen Ausgleich. Es nützte auch nichts, das Manna, was man am Morgen eingesammelt hatte, bis zum nächsten Tag zu horten und nicht mit anderen zu teilen. Geschah dies doch einmal, kamen die Würmer und zerfraßen das Manna.
Welchen Wert hat für Dich und mich die „Gleichheit“ im Volk Gottes? Arbeitest Du mit daran, dass ein „Ausgleich“ stattfindet und den finanziellen Bedürfnissen in der Gemeinde Gottes begegnet werden kann?
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