Was habe ich getan!
„Keiner ist, den seine Bosheit gereue, der da spräche: Was habe ich getan!“ (Jeremia 8,6)
Nur wenige Menschen unterziehen sich der Mühe, ihren Lebenslauf zu überdenken. Die meisten sind so nahe daran, bankrott zu machen, dass sie sich schämen, ihre Bücher durchzusehen.
Die große Masse der Menschen gleicht dem einfältigen Strauß, der, wenn er von den Jägern verfolgt wird, den Kopf im Sand begräbt, seine Augen schließt und dann glaubt, er sei in Sicherheit, weil er seine Verfolger nicht mehr sieht.
Aber bedenke, mein Freund, dass dir eine solche Untersuchung deines Lebens nicht den geringsten Schaden bringen kann. Kein Kaufmann ist je dadurch ärmer geworden, dass er seine Bücher durchgesehen hat. Er mag herausfinden, dass er ärmer ist, als er dachte, aber die Durchsicht seiner Rechnungen ist es nicht, was ihn ärmer gemacht hat.
Es ist besser, in die Vergangenheit zu blicken, solange sich noch etwas ändern lässt, als mit verbundenen Augen in der Hoffnung weiterzugehen, die Tore des Paradieses zu erreichen und erst dann zu merken, dass man im Irrtum war.
Man kann nichts dadurch verlieren, dass man Inventur macht, und eine kleine Selbstprüfung kann einem durchaus keinen Schaden bringen. Bedenke auch, dass die Zeit, die du zu einer solchen Selbstprüfung hast, sehr kurz ist.
Bald wirst du das große Geheimnis wissen. Meine Worte sind vielleicht nicht hart genug, um dir die Maske abzureißen. Aber es gibt einen, Tod genannt, der sich keine Komplimente sagen lassen wird. Du magst heute wie ein Heiliger einhergehen; aber der Tod wird dir bald dein geborgtes Gewand fortnehmen und dich vor Gottes Richterstuhl stellen.
Bedenke auch, dass, wenn du dich auch selbst betrügen magst, du doch nie deinen Gott täuschen kannst. Du magst falsche Gewichte benützen, und die Waagschale, in der du dich wiegst, mag nicht die Wahrheit sagen; aber wenn Gott dich prüft, so wird er nicht durch die Finger sehen.
Möge Gott diese Ermahnungen an unseren Seelen segnen und dazu dienen lassen, dass wir uns alle die Frage stellen: „Was habe ich getan?“
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