2024-07-19

Whitefield und die Bergleute

„Geht hinaus auf ihre Straßen.“ (Lukas 10,10)

Von dem Prediger George Whitefield, der viele Menschen zu Christus brachte, wird berichtet, dass er sich besonders auch der Menschen auf der untersten Sprosse der sozialen Leiter annahm:

„Er hätte sich, menschlich gesprochen, kaum eine unwahrscheinlichere Zuhörerschaft aussuchen können als die Arbeiterfamilien der Kohlebergwerke von Kingswood. In jenem Distrikt wohnten ihrer einige tausend, und sie führten ein Leben in erbärmlichsten Umständen.

Männer, Frauen und Kinder trieben Stollen durch das Erdreich, arbeiteten endlose Stunden im Finstern, in Kälte und Nässe und waren von Seuchen geplagt. Schmutzig und verwahrlost wie sie waren, fand ein Fremder nur selten seinen Weg zu ihnen.

Die Bergleute hatten sich an ihr Leben im Abseits gewöhnt und waren zu einem mürrischen Geschlecht geworden, das nur misstrauische, hasserfüllte und furchtsame Blicke auf jeden Fremdling werfen konnte. 

Das waren die Menschen, zu denen Whitefield und Seward sich an jenem kalten Winternachmittag aufmachten. Was zog sie zu ihnen? Die Liebe Christi. Er schreibt:

Mein Inneres ruft nach den armen Bergleuten, die wie Schafe ohne Hirten sind. Ich hoffe, meinem Schöpfer dienen zu können, der einen Berg als Kanzel und den Himmel als Schallbrett hatte, der, als die Juden ihn verwarfen, seine Knechte an die Hecken und Zäune sandte.‘

So gingen denn die beiden Diener Christi zuerst von Hütte zu Hütte und luden die Menschen ein, zu kommen, um das Evangelium der Gnade Gottes zu hören.

Das muss ein seltsames Schauspiel gewesen sein: hier der junge Pastor im Talar mit seinem wohlhabenden Begleiter, dort die zerlumpten Gestalten, die mit ungewaschenem Gesicht direkt aus den Kohlengruben gestiegen waren. Und zögernd kamen sie, bis an die zweihundert. Der Anfang war gemacht, tags darauf schrieb Whitefield in sein Tagebuch:

‚Gepriesen sei Gott! Ich habe das Eis gebrochen! Ich glaube nicht, dass das Wohlwollen des Meisters je größer war, als während ich dort stand und auf freiem Feld diesen Hörern predigte. Das werden einige rügen; wollte ich aber Menschen gefallen, wäre ich Christi Knecht nicht.‘“

A.Sch. / M.K. / C.Sb.


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