2019-06-13

Aber auf dein Wort

„Aber auf Dein Wort" (Lukas 5,5)

Wie tief beeindrucken uns diese Worte jenes Fischers am See Genezareth! Noch hatte er wenig von dem Herrn erkannt, der nach einer Nacht vergeblicher Bemühungen ihm sagte: „Fahre hinaus auf die Tiefe und lasset eure Netze zu einem Fange hinab."

Bei der ersten Begegnung, als sein Bruder Andreas ihn zu Ihm führte, „blickte Jesus ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn Jonas; du wirst Kephas heißen" (Joh 1,42). Wie wird er überrascht gewesen sein, dass der Messias ihn kannte und ihm Zukünftiges sagte. Bei der Heilung seiner Schwiegermutter von einem starken Fieber (Lk 4,39) lernte er dann Seine Macht kennen. Diese Erlebnisse werden ihn veranLasst haben, völliges Vertrauen zu diesem von Gott Gesandten zu fassen. Das Wort des Herrn war ihm Autorität. Er täuschte sich nicht: den Segen des reichen Fischfanges als Antwort auf seinen Glauben vermochte er allein nicht zu bergen.

Die Tage, in denen der Herr Jesus hier auf der Erde gelebt hat, sind längst vorüber. Von Mund zu Mund redet Er nicht mehr mit den Menschen. Doch Er hat Sein Wort, dieses „zweischneidige Schwert" und den „Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens", in unsere Hände gelegt. „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste." So wurde uns das Wort Gottes vermittelt und niedergeschrieben, und der Herr selbst sagt in Seinem Gebet: „Dein Wort ist Wahrheit."

Unsere Tage sind in besonderer Weise dadurch gekennzeichnet, dass man die Autorität des Wortes zu untergraben sucht. Der Feind macht alle Anstrengungen und gebraucht alle List, um uns das Fundament unseres Glaubens zu rauben oder wankend zu machen. Doch „wenn Dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhen?"

Ein großer Evangelist schrieb vorn in seine Bibel: „Meine Errettung ist gesichert durch Christi Blut und ist mir versichert durch Gottes Wort." So darf jeder Gläubige sagen. Seine Sicherheit ist nicht abhängig von der Stärke seines Glaubens; aber sein Friede und seine Freude, der Genuß der Heilsgewißheit und aller Segnungen wird davon abhängig sein, inwieweit er dem, was Gott uns in Seinem Worte sagt, völlig vertraut.

Sollte eine bekümmerte, mit Zweifeln geplagte Seele diese Zeilen lesen, so lass dir sagen: Blicke nicht auf dich und dein Zukurzkommen, schenke dem Worte Gottes und Seinem Zeugnis völliges Vertrauen! „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, welches Gott gezeugt hat über seinen Sohn. Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. Dies habe ich euch geschrieben, auf dass ihr wisset, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes" (1. Joh 5,10-13).

In Johannes 4 kommt ein königlicher Beamter zu Jesu mit der Bitte: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt. Und der Mensch glaubte dem Worte, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin." Sein Sohn lebte, und sein Nachfragen ergab, „dass es in jener Stunde war, in welcher Jesus zu ihm sagte: Dein Sohn lebt". Das Wort des Herrn war also Bürgschaft für das Leben des Sohnes.

Ebenso kommt in Matthäus 8 ein Hauptmann zum Herrn und sagt vertrauensvoll: „Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund werden." „Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, und dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund in jener Stunde" (Mt 8,13).

In beiden Begebenheiten erkennt man, wie durch den Glauben an das Wort die Person geehrt wird, aus deren Mund es hervorkommt. Unerschütterlicher Glaube, Vertrauen auf Sein Wort und Seine Macht, welche Freude für den Herrn! „Als aber Jesus es hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, welche nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch, selbst nicht in Israel habe ich so großen Glauben gefunden."

Wird nicht durch den Unglauben und die Geringachtung des Wortes Gottes der traurige Herzenszustand des Menschen offenbar? Ist es nicht eine Geringschätzung Dessen, der gesprochen hat in Seinem Wort, und ist es nicht eine Ablehnung Seiner selbst, wenn man Sein Wort nicht anerkennt, es nicht für wahr hält? Es ist der Gott, „der nicht lügen kann", dessen Stimme wir in Seinem Worte hören. Er ist aber auch der „Gott der Treue" (5. Mo 32), der zu Seinem Worte steht. Lasst uns dies bedenken, wenn bange Zweifel in uns aufsteigen wollen. Wie können wir ihn verunehren - vielleicht unbewusst -, wenn wir Zweifeln Raum geben! Seine Zusagen sind für Ihn verbindlich, und wir dürfen ihnen kühn vertrauen.

„Auf dein Wort." Wie wurde der Herr geehrt und der Glaube des Simon belohnt! Das Netz riss, und die beiden Schifflein füllten sich, so dass sie sanken. Welche Fülle des Segens, und wie gewaltig die Wirkung: „Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr." Entsetzen hatte ihn ergriffen; er wurde so klein, weil der Herr ihm so groß wurde.

Lasst uns das Wort Gottes stets mit heiliger Ehrfurcht lesen, allezeit wachend über die Kritik unseres Verstandes! Möchten wir in jedem „Wenn" und „Aber", das in unseren Herzen aufkommen will, eine List des Feindes erkennen! „Sehet zu, dass nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christo" (Kol 2,8). Die Weisheit der Menschen und die Weisheit Gottes decken sich nicht, aber nur diese letzte ist zuverlässig.

Lesen wir das Wort nicht, um unseren Verstand zu bereichern, sondern ist das Herz maßgeblich beteiligt, so wird die für den Verstand unergründliche Person unseres hochgelobten Herrn uns größer und kostbarer werden, und wir werden in gleichem Maße in unseren Augen abnehmen. Fürwahr, ein großer Gewinn!

Wir nehmen in späteren Tagen am gleichen See bei Simon Petrus einen ähnlichen Zug wahr. Die Volksmenge war entlassen, der Herr auf den Berg gestiegen, und die Jünger im Schifflein litten Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Als in der vierten Nachtwache der Herr, wandelnd auf dem See, zu ihnen kommt, ruft Er ihnen zu: „Seid gutes Mutes, ich bin's; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiffe und wandelte auf den Wassern, um zu Jesu zu kommen" (Mt 14,27-29). Sein Wort war Befehl für Petrus, er wagte den Schritt, das unruhige Element unter die Füße zu nehmen, und wandelte sicher wie sein Herr, solange er Ihn im Auge behielt.

Das geistliche Auge erkennt in der Volksmenge ein Bild von Israel, das der Herr verlässt. Er nimmt den Weg nach oben, wo Er jetzt weilt und betet. In der kleinen Jüngerschar im Schifflein sehen wir den schwachen Überrest Israels in der Zeit der Drangsal. Nachdem Petrus durch die Hand des Herrn das Ziel erreicht hat und so beim Herrn ist, kommt der Herr ins Schifflein. Petrus auf dem Gewässer zeigt uns die wahre Stellung der Braut Christi. Sie hat den Ruf Christi vernommen, ist aus der Welt ausgegangen, und ihr Weg ist ein Weg des Glaubens, nicht der Natur. Nun ist es die Sache des einzelnen, in den Tagen des Verfalles auf den Kommenden zu blicken und den Glauben zu betätigen, um die Anerkennung von Philadelphia zu erlangen: „Du hast mein Wort bewahrt."

Der Weg des Glaubens ist nichts für die Natur, aber es ist der Weg Gottes. Ist der Glaube tätig, so ist nicht der Verstand der Wegweiser für uns, aber auch unsere Gefühle sind nicht bestimmend. Der Geist Gottes, der in uns wohnt, will uns stets dahin leiten, das Wort Gottes zu befragen. Geben wir dem Geiste Gottes Raum, so werden wir durch Gottes Wort Antwort bekommen auf unsere Fragen.

„Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst." Denken wir an die vielen getrennten Wege, die die Kinder Gottes gehen, wo liegt die Ursache dieser für uns alle so demütigenden Tatsache? Es fehlt nicht an dem guten Willen und der Bereitschaft, das Werk Gottes zu fördern; aber man ist nicht willig, sich einfach unter das Wort Gottes zu stellen, setzt also im tiefsten Grunde die eigene Meinung und den eigenen Willen über den Willen Gottes. Als der Herr einst Seinen Jüngern sagte, „dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tage auferweckt werden müsse" (Mt 16,21), erkühnte sich Petrus, den Herrn zu strafen, „indem er sagte: Gott beruhe dich, Herr! dies wird dir nicht widerfahren". Der Herr weist ihn ernst zurecht mit den Worten: „Geh hinter mich, Satan! du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnest nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist." Ohne Frage liebte Petrus seinen Herrn und ließ sich durch seine Gefühle für Ihn leiten, und doch, wie beschämend und demütigend war die Rüge!

„Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Klar und verheißungsvoll sind diese Worte des Herrn, und wie gesegnet wird der Weg, wenn wir sie beachten! Leider wird oft ganz anders gehandelt. Man macht seinen Plan und wählt seinen Weg nach eigenem Ermessen und möchte dann die Bestätigung des Herrn haben. Ist aber unser Weg nicht mit dem Worte Gottes zu vereinbaren, so ist es nicht Gottes Weg. Wir sollten stets erst nach Seinem Worte greifen und unter Gebet den eigenen Willen beiseite setzen, dann werden wir bald klar sein in der Erkenntnis der Gedanken Gottes.

Lieber junger Bruder, liebe junge Schwester, vielleicht stehst du vor der Wahl eines Ehepartners. Was willst du tun? Mit Ernst warnt das Wort Gottes vor einem ungleichen Joche. Bist du in Gefahr, dich mit einem Ungläubigen zu verbinden, so lass dich warnen! Es mögen natürliche Zuneigungen da sein, auch berechtigte Hoffnungen, dass der Unbekehrte bald zum Glauben kommt, und Versprechungen gegeben werden, mitunter Gottes Wort zu gehen; sei wachsam! Stelle bei diesem so wichtigen Schritt im Leben den Willen Gottes über deine Wünsche und Meinungen und sprich von Herzen: Herr, nur auf Dein Wort!

Vielleicht bewegt den einen oder anderen die Frage, wie die „Liebe zu allen Heiligen" zu verwirklichen ist. Unsere Gefühle mögen uns leiten, tolerant zu werden und Kompromisse zu machen, doch der einzige Maßstab ist und bleibt das Wort Gottes. „Hieran wissen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten" (1. Joh. 5,2).

Wie sehr wird doch der Herr verunehrt, indem man so wenig prüft, „was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist." Ein aufrichtiges Herz trauert über die Geringachtung der göttlichen Grundsätze, wie sie in Seinem Worte verankert sind. Wir wollen uns gegenseitig ermuntern, mehr das Wort Gottes zu erforschen, um Seine Gedanken zu erkennen. Möchten wir stets darauf bedacht sein, in allem Seine Anerkennung zu suchen! Wir können sie nur finden in der Unterwürfigkeit unter Sein Wort.

Der Weg ist schmal und wird umso schmaler, je mehr wir begehren, ihn zu gehen nach Gottes Wort. Es gilt, die himmlische Berufung zu verwirklichen, sich abzusondern von aller Art des Bösen. Der Natur liegt das nicht, sie hält den Weg für unmöglich; der Glaube erhebt sich über die Umstände, achtet die Widerstände und Schwierigkeiten gering und blickt auf das Ziel. Der Herr hat Sein Auge auf die geliebten Seinen gerichtet, schenkt immer wieder Mut und möchte das Vertrauen stärken. Seine Hand lässt uns nicht. In eigener Kraft vermögen wir nichts; in diesem Gefühl der Ohnmacht und Abhängigkeit wollen wir immer wieder vertrauensvoll sagen:  „Aber auf Dein Wort."

Unbekannt


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