2009-08-02

Auf dem Weg zur Verlobung

Grundsätzliche Fragen

Kann es in der Praxis Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen geben, die genauso wertneutral sind wie Freundschaften Gleichgeschlechtlicher?

Was meinen wir überhaupt mit "Freunschaften" (vor der Verlobung)?

Wozu sollen Freundschaften vor der Verlobung dienen?

Welche Bibelstellen sprechen von "Freundschaften vor der Verlobung"?

Biblische Grundsätze zu dem Thema "Freundschaften vor der Verlobung"

Lesung: 1. Mose 24

2 Anwendungsmöglichkeiten:

  1. Der Knecht ist ein Bild vom Heiligen Geist
  2. Von der Vorgehensweise des Knechtes sowie der Handlungen Rebekkas können wir praktische Belehrungen für schriftgemäßes Vorgehen bei der Brautwahl lernen

Zu 1:

Der Knecht, ein Bild vom Heiligen Geist, wird vom Vater ausgesandt, um eine Braut für seinen Sohn zu suchen. Er sollte keine von den Töchtern der Kanaaniter nehmen, sondern eine aus seinem Land, aus seiner Verwandtschaft. Diese fand der Knecht in Rebekka, die er dem Isaak zuführte. Isaak brauchte nur seinem Vater (in der Anwendung: Gott) vertrauen, der wohl für ihn sorgen würde und es auch tat.

Zu 2:

Wenn wir nun von der Vorgehensweise des Knechtes sowie der Handlungen Rebekkas noch konkretere praktische Belehrungen für schriftgemäßes Vorgehen bei der Brautwahl lernen möchten, so müssen wir auch den Knecht als den jungen Mann sehen, der davon überzeugt ist, dass er heiraten soll und der sich nach einer Braut umsieht. Die übrigen Rollen sind soweit klar.

Die folgenden moralische Grundsätze können nun in der Reihenfolge, wie sie vorgestellt werden, abgeleitet werden:
  1. Der Vater berät den Suchenden und gibt ihm einige göttliche Grundsätze mit auf den Weg (v.1-9). Dieser ist gewillt, den Grundsätzen des Vaters zu entsprechen.
  2. Der Mann, der sich aufmacht, eine Braut zu finden, kommt nicht mit leeren Händen (v.10)
  3. Er reitet nicht sofort in die Stadt, sondern hält zunächst etwas Abstand, um in Ruhe beobachten zu können (v.11)
  4. Er betet zu Gott bevor er die Mädchen, die zum Schöpfen kommen, sieht. Er stellt Gott seine Situation und sein Begehr vor und bittet Gott um Hilfe, sodaß er sich ganz sicher sein kann, welche die Richtige ist (v.12-14). Übrigens betet er erst jetzt ganz spezifisch - als er noch bei dem Vater war, brauchte er für die grundsätzliche Ausrichtung nicht zu beten, da konnte ihm noch sein Vater gut raten. Bevor er vor der Stadt ankam, betete er aber auch noch nicht spezifisch.
  5. Dann geht es allerdings recht schnell weiter. Rebekka, ein Mädchen, die den grundsätzlichen Bedingungen entspricht, kommt ihm entgegen, um ihren Dienst zu verrichten (nicht um ihm nachzulaufen!) (v.15).
  6. Er findet sie anziehend (auch äußerlich!), es wird betont, dass sie eine Jungfrau war und nochmals unterstrichen, dass kein Mann sie erkannt hatte. Danach wird deutlich, dass sie sich nicht um ihn, sondern zunächst um ihren Dienst kümmert (v.16)
  7. Jetzt ergreift der Knecht die Initiative und läuft ihr entgegen und spricht zu ihr. Er bittet vorsichtig und bittet um wenig (v.17).
  8. Sie geht darauf ein. Ihre Antwort ist jedoch noch kürzer als seine Bitte. Allerdings handelt sie dann schnell. Ihre Willigkeit, dem Wunsche des Mannes zu entsprechen und für ihn zu sorgen, ist eindeutig. Sie denkt sogar weiter und bietet ihm eine weiter reichende Unterstützung an. Diese war beträchtlich, da durstige Kamele sehr viel Wasser trinken (v.18-20)
  9. Der Mann konnte da nur noch staunend zusehen. Er sah aber dennoch zu (in Abhängigkeit von Gott) bis es keine Zweifel mehr für ihn gab (v.21)
  10. Die nächste Initiative geht wieder von dem Mann aus. Er lässt sie unmissverständlich verstehen, dass er sie als Braut mitnehmen möchte, ohne jedoch bereits die Antwort "Ich will gehen" von ihr zu erwarten oder etwa zu bekommen (v.22)
  11. Er interessiert sich zunächst auch für das Elternhaus, die Familie, und möchte sie persönlich kennenlernen (v.23). Dass die Familie grundsätzlich in Ordnung war, wusste er bereits (Verwandtschaft von Abraham).
  12. Gerne geht sie darauf ein (v.24). Sie scheint in Harmonie mit ihrer Familie zu sein (v. 25). Die Unterbringung ist kein Problem. Sie zeigt einfach eine sehr positive Einstellung zu dem Ganzen, ohne konkret etwas zu der Sache selbst zu sagen.
  13. Daraus erkennt der Mann nun mit letzter Sicherheit, dass die Sache von Gott ist. Ihm bleibt nichts anderes zu tun, als Gott in tiefer Dankbarkeit zu loben (v.26-27).
  14. Nun geht Rebekka zu ihren Eltern (und Geschwistern, doch die Betonung scheint auf der Mutter zu liegen) und berichtet über das, was bisher geschehen ist (v.28). Sie sind noch nicht verlobt, auch nicht "inoffiziell". Der Mann hat auch noch nicht direkt mit den Eltern diesbezüglich gesprochen.
  15. Über ihren Bruder zeigt die Familie unverzüglich ihr Interesse am werbenden Mann und ihr Wohlwollen. Sie laden ihn ein und heißen ihn herzlich willkommen. Offensichtlich glauben auch sie, dass dies der Weg nach Gottes Gedanken für beide ist (v.29-31)
  16. Gerne nimmt der Mann die Einladung wahr. Doch hat er noch keine Ruhe, bis er ihnen nochmals gemeinsam die ganze Entwicklung erzählt hat (v.32-48). Dabei lässt er keine wesentlichen Punkte aus, wenn er auch in seiner Freude und Aufregung mit der Reihenfolge etwas durcheinander gerät.
  17. Dann richtet er die "offizielle Frage" an die Eltern. Sogar hier schließt er eine negative Antwort seitens der Eltern nicht aus - nicht, dass er selbst wieder Zweifel an der Sache bekommen hätte [vgl. v.48], sondern er respektierte sie und ihre Einschätzung der Sache (v.49)
  18. Die Antwort ist positiv. Gleichzeitig merkt man, dass es ihnen nicht ganz leicht fällt, Rebekka abzugeben („weder Böses noch Gutes“; v.20). Aber sie sagen dennoch eindeutig zu, dass er mit ihr losziehen darf (v.50-51).
  19. Daraufhin kann der Mann nur seine Dankbarkeit Gott gegenüber ausdrücken (v.52)
  20. Jetzt erst gibt er die richtigen Geschenke Rebekka, aber auch der Mutter sowie der Familie (v.53)
  21. Eine intensive Gemeinschaft mit der Familie beginnt (Essen, Trinken, Übernachten, v.54). Schon gleich am nächsten Morgen möchte der Mann mit ihr abreisen. Rebekka ist offensichtlich der Entwicklung und den Umständen nach bereit zum Heiraten. Er muss deswegen nicht noch warten.
  22. Da kommen sehr menschliche Gefühle seitens der Mutter und Geschwister (Bruder) auf, die Rebekka noch lieber etwas länger zu hause behalten würden (v.55).
  23. Der Mann ist damit nicht einverstanden und drückt dies höflich aus (v.56).
  24. So bleibt ihnen nur übrig, das Mädchen zu befragen, wie ihre Entscheidung ausfallen würde. Sie wird als durchaus mündig erachtet. Die elterliche Erziehung wird als abgeschlossen angesehen (v.57)
  25. Ihre Antwort ist eindeutig positiv und sicher (v.58). Spätestens jetzt kann man von einem verlobten Zustand sprechen.
  26. Daraufhin entlässt die Schwiegerfamilie die Tochter nun ohne Murren und gibt ihr noch Unterstützung (Amme, v.59) und ihren Segen mit auf den Weg (v.60)
  27. Für den restlichen Abschnitt übernimmt in der Anwendung Isaak wieder die Rolle des Verlobten.
  28. Wo hielt sich Isaak auf bevor er nun seine Verlobte empfängt? Am "Brunnen des Lebendigen, der mich gesehen hat", oder man kann sagen in der Gegenwart des Herrn, der seine Bedürfnisse kannte. Dann heißt es, dass er auf ein Feld ging, um "zu sinnen beim Anbruch des Abends". Dort sieht er Rebekka in der ferne kommen.
  29. Rebekka verhüllt sich sobald sie sich bewusst wird, dass sie kurz davor ist, ihn zu treffen. Sie weiß, dass sie noch nicht verheiratet ist und behält den gebotenen Abstand. Auch ihr Wille, unterwürfig zu sein, kommt hier schon zum Ausdruck.
  30. Daraufhin nimmt Isaak sie, führt sie in das Zelt seiner Mutter, sie heiraten indem sie "ein Fleisch werden" (damals gab es noch kein Standesamt) "und er hatte sie lieb". Interessant, dass dieser Satz ganz am Ende so ausdrücklich erwähnt wird!
  31. In dem Satz "Isaak tröstete sich nach dem Tode seiner Mutter" sehen wir die emotionale Lösung von dem Elternhaus, die mit der Hochzeit abgeschlossen werden sollte. Das bedeutet nicht, dass man seine Eltern nicht mehr lieben sollte oder ähnliches, ganz im Gegenteil, wenn der Herr einem dann Kinder schenkt, wird man sich erst in besonderem Maße bewusst, was die Eltern alles für uns getan haben. Nur sollte die emotionale Abhängigkeit von ihnen nicht mehr vorhanden sein.
Zusammengefasste Prinzipien:
  • In diesem Thema sollten die Eltern ihre Kinder gut beraten
  • Die Kinder sollten besonders auch bei diesem ganzen Thema in Harmonie mit ihren Eltern gefunden werden
  • Mann und Frau haben dieselbe geistliche Herkunft (Überzeugung)
  • Der werbende Mann sollte den nötigen finanziellen Grundstock mitbringen sowie fähig sein für den laufenden Unterhalt zu sorgen. Die Braut hat die nötige körperliche und vor allem emotionale Reife, um zu heiraten. Auch sie kommt materiell nicht mit ganz leeren Händen
  • Insgesamt sollte man behutsam bei der Annäherung vorgehen. Jeder Einzelschritt sollte in Abhängigkeit (unter ernstem Gebet) mit dem Herrn geschehen. Wenn man jeden Einzelschritt mit dem Herrn tut, wird die Gesamtlösung auch stimmen. Dann hat man auch besonderen Grund zu danken
  • Der Mann agiert, die Frau reagiert. Die Art der Reaktionen der Frau kann dem Mann die letzte Sicherheit geben, dass Gott ihm "Glück auf seiner Reise" gegeben hat
  • Eine kurze Kennenlernphase (in aller Öffentlichkeit!) vor der Verlobung ist der natürliche Weg, der auch in 1. Mose 24 vorgestellt wird. Die eigentliche Verlobung (das Versprechen) findet erst statt, nachdem die Tochter sowie der zukünftige Schwiegersohn mit den Eltern gesprochen haben. Die letzte Entscheidung fällt die als mündig erachtete Tochter
  • Die Mühe beim Loslassen der Tochter seitens ihrer Familie bedeutet keine grundsätzliche Ablehnung des zukünftigen Schwiegersohns. Sie ist natürlich, aber dennoch nicht richtig. Hier muss der Mann im Lösungsprozess mit dem gebührenden Ton nachhelfen. Für die Tochter sollte die Lösung kein größeres Problem darstellen, da sie sonst noch nicht reif zur Verlobung ist
  • Die elterliche Erziehung ist zum Zeitpunkt der Verlobung bei beiden abgeschlossen
  • Die Frau zieht zum Mann, nicht der Mann zur Frau. Dies ist dem Grundsatz nach so, wenn auch in der Praxis der Herr einem (z.B. arbeitsbedingt) den umgekehrten Weg zeigen kann
  • Die beiden bilden in jedem Sinn eine neue unabhängige Einheit

 

Bildliche Bedeutung auf Israel, Christus und die Versammlung:

Sara = Israel

Isaak= Herr Jesus

Rebekka = Versammlung

Nach dem geistlichen Tod Seines Volkes Israel (Kap.23), von dem der Herr dem Fleische nach kam, wird ihm - welche tröstende Tatsache für Sein Herz - eine Braut gegeben, die Versammlung (Kap.24). Israel ist, wie Sara unter den Kinder Heths, unter den Nationen begraben.

D.B.


Vorheriger Artikel Nächster Artikel

Verwandte Artikel