Christus dargestellt vor allen Menschen
Christus - dargestellt vor allen Menschen
Wenn der Apostel vorgestellt hat, dass die wahre christliche Schar aus Gläubigen besteht, in deren Herzen Christus eingeschrieben wurde, geht damit eine zweite große Wahrheit einher. Paulus sagt nicht nur: „Ihr seid ein Brief Christi“, sondern auch: „die ihr offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid“, „gekannt und gelesen von allen Menschen.“
Es ist eine Sache für ein Zusammenkommen, ein Brief Christi zu sein, aber es ist eine ganz andere Sache, als Zusammenkommen in einem Zustand zu sein, dass allen Menschen etwas von dem Wesen Christi offenbart wird. Die Verantwortlichkeit eines Zusammenkommens besteht nicht darin, so zu leben, dass man ein Brief Christi wird, sondern darin, dass man sich in dem Bewusstsein, ein Brief Christi zu sein, so verhält, dass der Brief von allen Menschen gelesen wird. Wenn jemand einen Empfehlungsbrief schreibt, dann möchte er damit die Person, die in dem Brief genannt wird, empfehlen. Wenn also der Geist Gottes Christus in die Herzen der Gläubigen einschreibt, dann tut er das, damit alle zusammen ein Empfehlungsbrief werden, der Christus dieser Welt empfiehlt, d.h. dass sie durch ihren heiligen und abgesonderten Wandel, ihre Liebe zueinander, ihre Demut und Sanftmut, ihre Milde und Gnade das liebliche Wesen Christi darstellen.
So war es bei den Gläubigen aus Korinth. Sie hatten zwar unordentlich gelebt, doch infolge des ersten Briefes des Apostels hatten sie sich vom Bösen gereinigt, so dass der Apostel jetzt sagen kann, dass sie als Versammlung nicht nur ein Brief Christi waren, sondern ein Brief „gekannt und gelesen von allen Menschen.“
Ach, das Geschriebene mag undeutlich werden, aber es hört nicht auf, ein Brief zu sein, nur weil es befleckt und verwischt ist. Christen gleichen oft der Inschrift auf irgendeinem alten Grabstein. Man findet schwache Anzeichen einer Inschrift, hier und da einen Großbuchstaben, der andeutet, dass ein Name auf dem Stein gestanden haben muss. Aber er ist so verwittert und verschmutzt, dass man die Schrift kaum entziffern kann. So geht es uns vielleicht auch. Wenn der Geist erstmals Christus in die Herzen einer Schar von Gläubigen einschreibt, sind ihre Zuneigungen warm und ihr kollektives Leben spricht deutlich von Christus. Die frische und klare Schrift ist gekannt und gelesen von allen Menschen. Doch mit der Zeit schleichen sich aufgrund fehlender Wachsamkeit und fehlenden Selbstgerichts Neid, Streit und Bitterkeit ein, und das Zusammenkommen hört auf, einen Eindruck von Christus zu vermitteln.
Doch trotz all unseres Versagens sind wir Christen ein Brief Christi, und es bleibt wahr, dass es Gottes große Absicht ist, dass alle Menschen das Wesen Christi in Seinem Volk sehen sollen. Wir haben hier also eine schöne Beschreibung der wahren christlichen Schar. Es ist eine Schar einzelner Gläubiger, die zu Christus hin versammelt sind, in deren Herzen Christus eingeschrieben ist, „nicht mit Tinte, sondern mit dem Geiste des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens“. Wie die Menschen in den Steintafeln lesen konnten, was die Gerechtigkeit Gottes von dem Menschen unter Gesetz forderte, so soll heute die Welt in dem Leben des Volkes Gottes lesen, was die Liebe Gottes dem Menschen unter Gnade geben will.
Artikelreihe: Briefe Christi
Christus eingeschrieben in die Herzen Christus als Gegenstand und Ziel in der HerrlichkeitVorheriger Artikel Nächster Artikel