2025-10-28

Ein Geruch für Gott

„Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart! Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch Christi in denen, die errettet werden, und in denen, die verloren gehen; den einen ein Geruch vom Tod zum Tod, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben.“ (2. Kor 2,14-16

Auch wenn sich jeder Evangelist selbstverständlich Bekehrungen wünscht und dies auch das große Ziel ist, so ist dies doch nicht weit genug gedacht, wie Paulus oben schreibt. 

Bei den Triumphzügen antiker Eroberer, auf die er hier anspielt, wurde zu Ehren des siegreichen Feldherrn häufig Weihrauch versprüht - für die Eroberer ein Geruch des Sieges, für die Gefangenen ein verhängnisvoller Geruch, bedeutete er doch ihre Niederlage und somit ihren Tod. 

Es ist für uns Christen außerordentlich wichtig, dass wir ein Geruch für unsere Umgebung sein sollen. Ein Bibelausleger erklärt diese Stelle: „Alle Soldaten, die mitliefen, nahmen an der Ehrenerweisung teil. In derselben Weise sieht Paulus sich hier in Verbindung mit Christus, dem großen Sieger. Überall, wohin er kam, zeigte er Christus. Er wusste, dass Christus sein Leben lenkte und dass er deshalb mit Christus jeder Situation gewachsen war. War Christus nicht der Sieger? Wenn du es im Herzen hast, Christus in deinem Leben groß zu machen, wird das überall in deiner Umgebung, wohin du auch kommst, empfunden werden. Die Menschen werden Christus ‚riechen‘. Das konfrontiert sie mit Christus. Es führt notgedrungen zu einer Entscheidung: für oder gegen Ihn. Sie können sich dann der Art und Weise, wie du lebst, nicht entziehen. Davon steigt auch ein Wohlgeruch zu Gott auf. Stell dir nur einmal vor, wie es Gott erfreuen muss, auf der Erde Menschen zu finden, die Ihn daran erinnern, wie sein Sohn auf dieser Erde gewesen ist. Das ganze Leben des Herrn Jesus war ein Wohlgeruch für Gott. Jede Begegnung, die Menschen mit Ihm hatten, stellte sie vor eine Wahl. Der ‚Duft‘, den Er verbreitete, verurteilte die Menschen.“  [...]

Ob nun Menschen gerettet werden oder verlorengehen, in beiden Fällen ist es zum Wohlgeruch Gottes. Er kommt zu seinem Ziel, nämlich dass sich einmal jedes Knie vor dem Herrn Jesus verbeugen wird (Phil 2,10). Gott wird in jedem Fall verherrlicht: ob nun in Gnade bei denen, die das Evangelium annehmen, oder in Gerechtigkeit bei denen, die es ablehnen; entweder als Retter oder als gerechter Richter. Im letzteren Fall wird Gott dann am großen weißen Thron verherrlicht, wenn die Menschen Ihm nicht die geringste Schuld an ihrem furchtbaren Los vorwerfen können - sie haben die Botschaft ja gehört. Auch die antiken Feldherren wurden sowohl in den eigenen Untergebenen verehrt als auch in denen, die als (totgeweihte) Gefangene umhergeführt wurden. Sie waren ein lebendiger Beweis für den Sieg des Herrschers. 

Das oberste Ziel von Evangelisation 

So sehr wir uns auch Bekehrungen wünschen, so sollte doch das oberste Ziel sein, Gott zu verherrlichen. Wenn jemand die Botschaft ablehnt, wird Gott ihm am großen, weißen Thron diese Situation vorhalten können und dann sichtbar in Gerechtigkeit handeln. Dieser Gedanke mag helfen, wenn wir eine Gelegenheit wahrnehmen und die angesprochene Person die Botschaft dann doch ablehnt. Gott kommt zu seinem Ziel - seiner Verherrlichung! Der wünschenswerte Weg dahin ist natürlich die Errettung von Menschen. Und doch tragen auch diejenigen, die das Evangelium hören und ablehnen, dazu bei. Ein Bibellehrer sagt zu dieser Stelle: „In beiden Fällen wird Gott verherrlicht. Zu Ihm steigt im ersten Fall der Wohlgeruch der Gnade auf, im zweiten Fall der der Gerechtigkeit.“ 

Mehr Optionen als die Annahme der Botschaft, die Ablehnung der Botschaft oder das Nachdenken des Zuhörers gibt es nicht. In allen drei Fällen haben wir gewonnen, und es gibt für unsere Treue (Mt 25,21.23) immer Lohn auf unserem Himmelskonto. Aus Gottes Sicht sind wir immer ein Wohlgeruch, wenn der Geruch Christi von uns ausgeht. Immer! Das allein sollte uns schon vor Freude jubeln lassen, denn der Vater liebt ja nichts mehr, als seinen Sohn in uns zu sehen. Dieser Wohlgeruch steigt zu Gott auf, ganz egal wie unser Gegenüber auf den Geruch Christi im Evangelium reagiert.

Wenn sich jemand bekehrt, steigt das als Wohlgeruch zu Gott auf. In diesem Fall waren wir unserem Gegenüber ein Geruch vom Leben zum Leben. Aber wir sind auch ein Wohlgeruch für Gott in denen, die verloren gehen. Lehnt jemand das Evangelium ab, waren wir ihm ein Geruch vom Tod zum Tod. Die so herrliche Botschaft des Evangeliums ist einem solchen als sehr unangenehm in die Nase gestiegen. Er hat sich entschieden, Gottes rettende Kraft im Evangelium abzulehnen, womit er sein eigenes Urteil zur ewigen Verdammnis unterschrieben hat. Dieser Geruch wurde ihm also zum Tod. Aber auch das ehrt Gott, denn Er wird im Gericht gerecht sein und auch das wird zu seiner Ehre ausschlagen. In diesem Fall waren wir seine Boten und durch unser Zeugnis hat Gott nur einmal mehr unter Beweis gestellt, dass unser Gegenüber ein Sünder ist, der auch in der Gottesferne bleiben will. 

Jeder Prediger des Evangeliums weiß, wie schwer es ist, ‚geistlich stabil‘ zu bleiben, wenn die Arbeit offenbar keine Früchte zeigt. In jedem Fall wird er aufgefordert, sich in Gott zu freuen, ob er nun ein schlechtes Jahr hat oder große geistliche Durchbrüche erleben kann.“ (Aiden W. Tozer, 1897-1963) 

Wonach riechen wir? 

Ein zweiter Gedanke, der in diesem Vers steckt: Mit der Aufgabe des Evangelisierens können wir hier ebenfalls den Geruch mit ins Spiel bringen, den wir durch unser praktisches Leben um uns herum versprühen. Durch uns soll der Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort offenbart werden. Das führt uns zu der wichtigen Frage: Riechen wir nach Christus? Merkt man uns an, dass wir Ihm ähnlich sind? Hat Christus Gestalt in uns gewonnen (Gal 4,19)? Tragen wir im übertragenen Sinn unser wohlriechendes „geistliches Eau de Toilette“ auf? Ob wir in den Zug einsteigen, die Schulklasse oder das Büro betreten oder dem Postboten die Tür aufmachen: Alle um uns herum sollten Christus riechen. [...]

Impulse zur Selbstreflexion
  • Ist die Verherrlichung Gottes wichtiger als das Erretten von Seelen? Wenn ja, warum? 

  • Was lernst du aus der Tatsache, dass du in allen Menschen - ob gerettet oder nicht - ein Wohlgeruch für Gott sein sollst?  

  • Bist du dir bewusst, dass du beim Evangelisieren im Auftrag des Siegers unterwegs bist und seinen „Siegesduft“ versprühst?  

  • Was „riechen“ die Menschen bei dir? 

A.Sch. / C.Sb. / M.K.


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