2018-12-30

Elia am Bach Krith (2)

„Und es soll geschehen: Aus dem Bach wirst du trinken, und ich habe den Raben geboten, dich dort zu versorgen. Und er ging hin und tat nach dem Wort des HERRN: Er ging hin und blieb am Bach Krith, der vor dem Jordan ist. Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und Brot und Fleisch am Abend, und er trank aus dem Bach.  Und es geschah nach Verlauf einer Zeit, da vertrocknete der Bach, denn es war kein Regen im Land“ (1.Kön 17,4-7)

Ferner muss sich der Prophet, um sich der Fürsorge Gottes zu erfreuen, an den von Gott bestimmten Platz begeben. Das Wort an Elia lautet: „Ich habe den Raben geboten, dich daselbst zu versorgen.“ Es blieb nicht Elia überlassen, sich selbst seinen ver­borgenen Platz zu wählen. Er muss sich Gottes Wahl unterwerfen. Dort allein sollte er sich der Segnungen Gottes erfreuen.

Unbedingter Gehorsam gegen das Wort Jehovas ist der einzige Pfad des Segens. Elia ging seinen Weg, denn wir lesen: „Er ging hin und tat nach dem Worte Jehovas.“ Er ging, wohin Jehova ihm zu gehen geboten hatte, er tat, was Jeho­va ihm zu tun geboten hatte. Wenn der Herr sagt: „Gehe hin und tue“, wie zu dem Gesetzgelehrten im Evangelium, dann ist unmittelbarer Gehorsam, der nicht nach dem Grund fragt, das einzig Richtige.

Doch der Bach Krith birgt eine noch tiefere und schwerere Lektion für den Propheten - die Lektion des Baches, der vertrocknet. Jehova hatte gesagt: „Aus dem Bach wirst du trinken“; im Gehorsam ge­gen das Wort „trank er aus dem Bach“; und dann lesen wir, was zuerst so sonderbar klingt: „Der Bach vertrocknete“. Derselbe Bach, den Je­hova ausersehen, aus dem zu trinken Er dem Pro­pheten geboten hatte, trocknet aus.

Was kann das bedeuten? Hat Elia vielleicht einen verkehrten Schritt getan, befindet er sich in einer falschen Stel­lung? Unmöglich! Gott hatte gesagt: „Ich habe den Raben geboten, dich daselbst zu versorgen.“ Tat er etwas Unrechtes? Nicht im Entferntesten; hatte Gott nicht gesagt: „Aus dem Bache wirst du trinken“? Ohne jede Frage war er am richtigen Platz und tat, was recht war. Er war an dem Platz, den Gott be­stimmt hatte; er war dem Wort Jehovas gehorsam - und doch vertrocknete der Bach.

Wie schmerzlich ist diese Erfahrung, wie rätselhaft diese Fügung! An dem Platz der Bestimmung Gottes zu sein, im Gehorsam gegen Sein ausdrückliches Ge­bot zu handeln und dann doch plötzlich vor das voll­ständige Versagen der Vorsorge gestellt zu werden, die Gott für die täglichen Bedürfnisse getroffen hat. Welch eine Prüfung für den Glauben!

Hatte Elia nicht vor dem König kühn gesagt, dass er vor dem lebendigen Gott stehe? Nun wird er vor den ver­trocknenden Bach gestellt, und die Wirklichkeit seines Glaubens an den lebendigen Gott wird geprüft. Wird sein Glaube an den lebendigen Gott standhaft bleiben, wenn irdische Ströme versiegen? Wenn Gott lebt, was macht es dann aus, wenn der Bach ver­trocknet? Gott ist größer als alle Gütigkeiten, die Er erweist. Gütigkeiten mögen entzogen werden, Gott aber bleibt. Der Prophet muss lernen, Gott mehr zu vertrauen als den Gaben, die Er gibt. Daß der Geber größer ist als Seine Gabe, ist die tiefe Lektion von dem Bach, der vertrocknete.

H.S.


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