Gibt es Glauben ohne Buße?
„Ich bezeuge sowohl Juden als auch Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus.“ (Apg 20,21)
Untersucht man die Bibel in dieser Hinsicht, so stellt man fest, dass Buße und Glauben die beiden notwendigen Elemente einer echten Bekehrung (Umkehr) darstellen. Wie die beiden Seiten einer Medaille. Beide müssen vorhanden sein. Das heißt: Eine echte Bekehrung besteht immer aus Sündenerkenntnis und Trauer über die Sünde, verbunden mit einem Abwenden von der Sünde (Buße) und einem Hinwenden zu Gott in Christus (Glaube).
Es ist unmöglich, dass das eine ohne das andere geschieht. Es gibt also keine Buße ohne Glauben und keinen Glauben ohne Buße. Deswegen bezeugte Paulus „sowohl Juden als auch Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus“ (Apg 20,21). Der (intellektuelle, objektive) Glaube ohne Buße wäre eine Art von Glauben, die wir auch bei den Dämonen finden, die bestimmte biblische Tatsachen über Gott und den Herrn Jesus für wahr halten (z. B. Mt 8,29; Jak 2,19), ohne dass damit ihre Rettung einherginge.
„Alle Versuche, das Wesen der Buße zu verwässern, damit der Betreffende ,einfach an Christus glauben‘ kann, sind falsch, widerwärtig und gefährlich. Sie verachten das Werk Gottes im Gewissen und ziehen den Glauben auf das Niveau eines reinen Intellektualismus herab.“ (William Kelly, 1821-1906)
Der englische Bibellehrer Frederick W. Grant schreibt: „Es gibt keinen wahren Glauben ohne Buße, keine wahre Buße getrennt vom Glauben.“ Ernst-August Bremicker erklärt diesen Zusammenhang folgendermaßen: „Glaube und Buße sind zwei Dinge, die untrennbar zusammengehören. Man kann sie wohl unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Hinzu kommt, dass beide eine Gabe Gottes sind. Gott bewirkt die Buße ebenso wie den Glauben. Es ist aber ebenso wahr, dass beides die Verantwortung von uns Menschen ist. Die Bibel fordert jeden Menschen auf, Buße zu tun und zu glauben.“
Bekehrungen nach Schema F?
Buße und Glaube sind die beiden notwendigen Elemente einer echten Bekehrung. Wir dürfen aber nicht meinen, dass jede Bekehrung nach demselben Schema verläuft. Der Herr Jesus sagt zu Nikodemus, dass der Wind weht, wo er will, und niemand weiß, woher er kommt und wohin er geht. Mit diesem unterschiedlichen Wehen des Windes vergleicht Er dann die neue Geburt eines Menschen (Joh 3,8).
Zum Beispiel bricht nicht jeder in Tränen aus und bekennt Gott heftig schluchzend seine Sünden. Das äußere Erscheinungsbild der Reue variiert. Die Dramatik einer Bekehrung kann sich ebenfalls unterscheiden. Bei Lydia z. B. tat der Herr Jesus einfach das Herz auf (Apg 16,14). Wir dürfen davon ausgehen, dass Buße bereits vorhanden war. Beim Kerkermeister von Philippi geschah im Vorfeld ein Erdbeben. Er erhielt im Zusammenhang mit diesem heftigen Ereignis ein bußfertiges Herz und folgte willig der Aufforderung von Paulus und Silas: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apg 16,31). Beide Bekehrungsgeschichten zeigen eine sehr unterschiedliche Dramatik. Aber beide Menschen bekehrten sich.
Es kommt auch nicht auf die Worte an, die man betet. Entscheidend ist das Herz, in welchem Gott Buße und Glauben bewirkt. Der Zöllner betete einfach: „Oh Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig“ (Lk 18,13), während der Krimielle am Kreuz zum Herrn Jesus sagte: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst“ (Lk 23,42). Ein Lippenbekenntnis allein rettet nicht. Das machen die Beispiele in der Bibel deutlich, bei denen die Menschen ihre Sünden bekannten, ohne es ernst gemeint zu haben. Eine Bekehrung kann außerdem eher langsam oder sehr plötzlich passieren.
Ein Bibellehrer gibt zu diesen variablen Aspekten einer Bekehrung, die auf Buße und Glauben beruht, eine wichtige Belehrung:
„Aber worauf ich hindeuten möchte, ist, dass wir uns selbst oder anderen einen großen Schaden zufügen können, wenn wir etwas verlangen, das variabel ist, und darauf bestehen. Wir könnten anderen Leuten sagen, dass sie nicht bekehrt seien, weil sie nicht unserem speziellen Maßstab entsprechen. Wir müssen demzufolge sehr vorsichtig sein, dass wir nicht über die Schrift hinausgehen und Dinge sagen, die die Bibel nicht sagt.“
Die Voraussetzung für Buße und Glauben: der Ruf des Evangeliums
Bevor es in Verbindung mit einer Bekehrung zu Buße und Glauben kommen kann, muss vorher das Evangelium gepredigt werden. Das Wort Gottes wird als der unverwesliche Same, der die Wiedergeburt bewirkt, in das Herz des Sünders gesät (Mk 4; 1. Pet 1,23; Jak 1,18). Durch den Ruf der wirksamen Predigt des Evangeliums in der Kraft des Heiligen Geistes wird dieser als ein geistlich Toter von neuem geboren und geht aus dem Tod in das Leben über (Röm 10,14.17; Joh 3,6; Eph 2,1). Das, was dabei im Herzen eines Menschen passiert, wirkt allein Gott in Seiner Souveränität (Eph 2,8). Niemand kann zu dem Herrn Jesus kommen, wenn der Vater ihn nicht zieht (Joh 6,44).
Impuls zur Selbstreflexion:
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Inwiefern achtest du beim Evangelisieren darauf, dass dein Gegenüber zur Buße geführt wird?
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Inwiefern achtest du darauf, ob dein Gegenüber echten und nicht nur intellektuellen Glauben zu erkennen gibt?
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