2020-07-03

Gnadengaben und Dienst für den Herrn

„Denn so wie ein Mensch, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab: Und einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, jedem nach seiner eigenen Fähigkeit; und sogleich reiste er außer Landes“ (Mt 25,14.15).

Matthäus 25,14-30 führt uns sehr deutlich vor Augen, wie ein Christ ein Diener, ein Arbeiter des Herrn wird. Der Herr selbst gibt ihm eine Gabe in Übereinstimmung mit der natürlichen Veranlagung, die er besitzt. Der Herr gibt einem Stummen nicht die Gabe eines Evangelisten oder Lehrers. Nicht, dass ein Stummer nicht das Evangelium bringen könnte! Gott ruft alle Gläubigen auf, die frohe Botschaft zu verkündigen. Aber wenn wir das tun, sind wir noch keine Evangelisten! Denen, die Gott als Seine Diener gebrauchen will, gibt Er bei ihrer Geburt bereits die natürlichen Gaben, die sie später für ihren geistlichen Dienst gebrauchen können.

Der Herr gibt Seine Gaben „… jedem nach seiner eigenen Fähigkeit“ (Mt 25,15), und Er leitet ihr Leben, auf dass sie für den speziellen Dienst, den Er ihnen später auftragen will, vorbereitet werden. Zu Jeremia sagt Gott: „Bevor ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt“ (Jer 1,5). Und Paulus sagt in Galater 1,15: „Als es aber Gott, der mich von meiner Mutter Leib an abgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn unter den Nationen verkündigte, ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zu Rate und ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren …“ (s. auch Apg 9,15) …

Es ist nicht verkehrt, wenn junge Gläubige den Wunsch haben, eine Gabe zu besitzen und darum beten; „… eifert aber nach den geistlichen Gaben“ (1. Kor 14,1). Aber das Ziel muss sein zu dienen, aufzuerbauen (V. 3), denn einem jeden wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben (12,7). Der Geist offenbart Sich im Interesse aller. Die Verantwortlichkeit eines jeden, der eine Gabe empfangen hat, ist also, dass er dadurch ein Schuldner derer geworden ist, zu deren Nutzen die Gabe gegeben ist. Er ist auch in dieser Beziehung nicht sein eigen.

In Verbindung mit Christus bestätigt der Heilige Geist den, den Er gebraucht, als einen Diener, selbst wenn sein Dienst darin bestehen sollte, die Versammlung zu regieren. Dieses Regieren ist der rechte Platz eines Dieners, der berufen ist, zu regieren. Aber in Epheser 4,16 steht, dass der Leib durch die Gaben sich selbst auferbaut in Liebe. Und in der Tat ist Liebe der praktische Prüfstein für alle wahre Auferbauung in Übereinstimmung mit Gott. Liebe ist der Geist des Dienstes. Sie bringt nicht allein zum Wirken, sondern zum Dienen in dem Werke. Sie sucht nicht sich selbst, sondern das des anderen. Sie ist die göttliche Natur in ihrer Offenbarung in dem Menschen.

Aber wie kann einer wissen, ob er durch den Herrn berufen wird? Matthäus 25 gibt die Antwort. Der Herr gibt Gaben und, ohne ausdrücklich zu sagen, was sie damit tun sollen, fragt Er, wenn Er zurückkommt, was sie mit den Gaben getan haben. Der Besitz einer Gabe ist zugleich der Auftrag, diese Gabe auszuüben.

Aber wie kann jemand wissen, ob er eine Gabe besitzt? In der Tat kann der Gläubige, der sich durch menschliche Gefühle leiten lässt, sich irren. Natürliche Beredsamkeit ist etwas ganz anderes als der Besitz einer Gnadengabe. Aber wodurch wissen wir, dass wir Frieden mit Gott besitzen? Wir sind den Weg gegangen, den Gott in Seinem Worte zeigt: Bekehrung - Glaube an das Werk des Herrn Jesus und an das Wort Gottes, das uns versicherte, dass nichts mehr zwischen Gott und uns steht, nachdem wir bei dem Kreuze gewesen waren. Und danach bestätigte es der Heilige Geist in unseren Herzen, indem Er uns die Freude dieses Friedens mit Gott schenkte. So ist es auch mit dem Dienst.

Wenn wir in Gehorsam gegen das Wort Gottes „die Tugenden dessen verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1. Pet 2,9), wird es sich zeigen, ob der Herr uns eine besondere Gabe gegeben hat, und der Heilige Geist wird das auch in unserem eigenen Herzen bestätigen. Der Herr wird auch in unserem Herzen das Bedürfnis wecken, Ihm in den Seinen zu dienen oder als Evangelist verlorenen Menschen die Botschaft der Errettung zu bringen. Aber wenn wir die Güte Gottes nicht praktisch in unserem Herzen kennen dadurch, dass wir in Seiner Gemeinschaft unseren Weg gehen, werden wir unser Talent in der Erde verbergen (Mt 25,24.25). Wie viele Talente werden wohl also begraben sein!

So ist also jeder, der eine Gabe empfangen hat, berufen, in den besonderen Dienst des Herrn zu treten. Und jeder, der die Gabe ausübt, ist ein Diener, ein Arbeiter des Herrn. Das hat nichts zu schaffen mit dem Haben oder Nicht-Haben eines Berufes zur Bestreitung des Lebensunterhaltes. Jeder Arbeiter hat das Recht, von seinem Werk zu leben (1. Kor 9,14). Aber er muss sich in persönlicher Gemeinschaft mit dem Herrn darüber klar werden, ob und wann er von diesem Recht Gebrauch machen muss.

H.L.H.


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