Golgatha (15) – Durst nach Gott
Seine fünfte Aussage am Kreuz
„Mich dürstet!“ Sechs Stunden sind bereits vergangen. Sechs Stunden hängt der Herr am Kreuz. Unterschiedliche, vielfältige Leiden und Qualen hat Er ausgehalten. Jetzt hat Er Durst!
Nur Johannes beschreibt diese Szene in Seinem Evangelium. Ihm ist wichtig zu zeigen, dass der menschgewordene Jesus der ewige Sohn Gottes ist. Erstaunlich, dass gerade er diese Szene auf Golgatha beschreibt. Der Herr hat Durst. Ein überaus menschliches Bedürfnis. Obwohl der Herr der wahre Sohn Gottes ist, ist Er ebenso wahrer Mensch gewesen. Unfassbares Geheimnis.
„Mich dürstet!“ Zum ersten Mal äußert der Herr ein persönliches Bedürfnis. Während all der Stunden am Kreuz hat Er an andere gedacht - hat nichts für sich selbst gesucht. Ganz gleich, ob es die waren, die Ihm diese Leiden zufügten, ob es der Verbrecher am Kreuz war, oder ob es Seine Mutter war. Er hat Sich für sie eingesetzt. Hat sich um ihre Bedürfnisse gekümmert. Jetzt aber hat Er Durst! Nach stundenlangen Leiden am Kreuz gehört der Durst zu Seinen körperlichen Qualen, die Er leidet. Er hat wirklich Durst!
Und doch lässt Johannes keinen Schatten auf den Herrn fallen. Er zeigt Seine tatsächliche Motivation. „Damit die Schrift erfüllt würde“. Wie herrlich ist mein Heiland! Nicht Sein menschliches Bedürfnis steht im Vordergrund, sondern die Erfüllung der Schrift! Obwohl Er wirklich Durst hat, motiviert Ihn die Erfüllung des Wortes Gottes, dieses Bedürfnis auszudrücken. Er denkt wieder nicht an sich! Hätte die Schrift nicht erfüllt werden müssen, hätte Er nicht gesagt, dass Er Durst hat!
Ohne Frage hat der Heiland auch in anderer Hinsicht Durst. Ihn dürstete nach Seinem Gott. In Psalm 63 drückt Er es so aus: „Es dürstet nach dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und lechzendem Land ohne Wasser“. Oder in Psalm 42: „Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“. Er sehnt sich danach, wieder zu Seinem Vater zu gehen! Das war die wahre, vor Ihm liegende Freude, derentwegen Er das Kreuz ertrug (Heb.12,2).
Und dann denke ich an dieses wunderbare Lied. Ein Lied, das ebenfalls von Seinem Durst spricht. Der Dichter drückt es so aus:
Wie hat Dich nach dem Heil gedürst',
dem Heil verlorner Sünder!
Es floss Dein Blut am Kreuzesstamm,
es floss für uns, o Gotteslamm,
nun sind wir Gottes Kinder.
Danke Herr! Du hattest Durst auf Golgatha - mein Durst ist nun für immer gestillt (Joh.4,14)!
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