2019-09-25

Kleinglaube hinsichtlich existentieller Bedürfnisse (1)

Zweimal spricht der Herr Jesus in den Evangelien von großem Glauben: In Verbindung mit dem Hauptmann, der darauf vertraut, dass der Sohn Gottes seinen kranken Knecht aus der Entfernung mit einem Wort gesund machen kann, und hinsichtlich der kanaanäischen Frau, die sich mit ganzem Herzen an seine Gnade und Barmherzigkeit klammert und nicht aufgibt, bis sie das, worum sie bittet, auch empfängt.

Doch leider muss der Herr auch öfters über den Kleinglauben der Menschen reden. Dabei ist es sehr interessant zu sehen, was Er als Kleinglauben beurteilt. Die Begebenheiten, in denen Er die Jünger als Kleingläubige anredet, zeigen uns, welches Vertrauen Gott eigentlich gerne bei uns sehen möchte - denn sicherlich verhalten wir uns oft nicht anders als die Zwölf, die ihren Meister für über drei Jahre täglich begleitet haben.

Kleinglaube hinsichtlich existentieller Bedürfnisse

 „Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. Wenn Gott aber das Gras des Feldes, das heute da ist und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: dann nicht viel mehr euch, ihr Kleingläubigen? So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen?, oder: Was sollen wir trinken?, oder: Was sollen wir anziehen? Denn nach all diesem trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles nötig habt. Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,29-33).

Es ist beeindruckend, dass der Herr Jesus zuerst hinsichtlich der existentiellen Bedürfnisse, wie beispielsweise Nahrung und Kleidung, von Kleinglauben bei den Jüngern spricht. Ist es nicht völlig normal, sich im Blick auf die Zukunft Sorgen über finanzielle Dinge zu machen? Ist es nicht einfach nur „vernünftig“, sich so gut wie möglich abzusichern, um alles optimal unter Kontrolle zu haben? Hat Gott uns dafür nicht einen Verstand gegeben? Wenn man die Zusagen Gottes außen vor lässt und das Ganze rein rational betrachtet, dann ist die Antwort auf diese Frage ein klares „Ja“. Doch der Sohn Gottes macht in der Bergpredigt deutlich, dass alle, die Ihm dienen, einen Vater im Himmel haben, der ganz genau weiß, was sie benötigen - und der treu und liebevoll für sie sorgt.

Wie leicht werden wir innerlich unruhig, wenn wir über die Zukunft nachdenken! Kann es sein, dass wir hin und wieder Angst davor haben, dass uns Dinge aus dem Ruder laufen und uns vielleicht irgendwann die finanziellen Mittel fehlen, die wir zum Leben brauchen? In der Regel beziehen wir Gott in diese Überlegungen nicht wirklich mit ein und vergessen dabei, dass Ihm an uns liegt und Er um uns besorgt ist. Wenn wir zuerst nach dem Reich Gottes trachten, aber gleichzeitig nicht damit rechnen, dass Gott ein liebender Vater ist, der uns alles gibt, was wir zum Leben brauchen, dann ist das Kleinglaube.

Wenn der Schöpfer sich schon darum kümmert, dass die Blumen, die eine sehr kurze Lebensdauer haben, so wunderbar „bekleidet“ sind, wie viel mehr wird Er dann für die Menschen sorgen, die Ihn als Vater kennen und an denen die zukünftige Herrlichkeit geoffenbart werden soll (s. Röm 8,18). Die Lilie blüht nur für eine kurze Zeit. Wir dagegen sind dazu bestimmt, dem Bild des Sohnes Gottes gleichförmig sein und seine Herrlichkeit für alle Ewigkeit auszustrahlen. Selbst die Vögel haben keine Angst, sondern genießen stattdessen jeden Tag die wunderbare Fürsorge des Schöpfers. Da wir in den Augen Gottes viel wertvoller als die Blumen des Feldes und die Vögel des Himmels sind (s. Mt 10,31), sollte es da für uns nicht selbstverständlich sein, unserem himmlischen Vater hinsichtlich unserer täglichen Bedürfnisse ganz zu vertrauen? Wir haben einen lebendigen Gott, der ein Erhalter aller Menschen ist - besonders der Gläubigen (s. 1.Tim 4,10)!

Bedeutet das jetzt, dass wir einfach nur zu Hause rumsitzen und die Hände in den Schoß legen sollen, weil Gott ja sowieso für uns sorgt? Nein! Paulus schreibt: „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen“ (2.Thes 3,10). Gott will, dass wir arbeiten - entweder indem wir einer beruflichen Beschäftigung nachgehen oder indem wir im Weinberg Gottes tätig sind und auf diese Weise an seinem Reich bauen. Die Frage ist, welche Aufgaben der Herr jedem von uns gibt und wie Er uns individuell führt. Das Neue Testament macht deutlich, dass grundsätzlich die Arbeit für Christus - und das Trachten nach seinem Reich - unsere leitenden Hauptgedanken sein sollen! Wir sollten uns allerdings davor hüten, uns in diesem Bereich irgendwie miteinander zu vergleichen und Neid in unseren Herzen aufkommen zu lassen. Jeder Diener steht vor seinem Herrn und soll sich persönlich von Ihm leiten lassen!

Für konsequente Nachfolge und Dienst für den Herrn, hat Gott uns aber auch für die gegenwärtige Zeit schon wunderbare Zusagen gegeben, auf die wir vertrauen können. Der Herr Jesus sagt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner  Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33). Wenn jemand, der dem Sohn Gottes dient, auf finanzielle Vorteile im Beruf verzichtet, um seinem Meister mehr zur Verfügung zu stehen, der wird erleben, dass Gott Ihn niemals im Stich lässt. Der Vater ehrt die, die dem Sohn dienen (s. Joh 12,26). „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm 8,32).

Es kann beispielsweise sein, dass ein Jünger vom Herrn geistliche Aufgaben bekommt, die so viel Zeit einnehmen, dass er seine berufliche Arbeitszeit auf 80% oder 60% verkürzen muss. Wenn er das in Abhängigkeit von Gott im Glauben tut, dann wird der Herr dafür sorgen, dass der Jünger trotz des verminderten Einkommens alles bekommt, was er zum Leben benötigt. Es erfordert lebendigen Glauben, solche Schritte zu gehen!

Der Evangelist Charles Stanley hat oft erlebt, dass Gott treu ist und auch im finanziellen Bereich zu dem steht, was Er verspricht. Folgende wahre Begebenheit macht das deutlich:

„In der Zeit, in der ich das Geschäft in Sheffield besaß, hatte ich nur ein kleines Kapital und wünschte auch nicht mehr. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass Gott sich derer, die auf Ihn rechnen, in besonderer Weise annimmt.

Einmal war ich lange Zeit auswärts und hatte die Hälfte dieser Zeit dazu benutzt, das Evangelium zu verkündigen. Nun musste ich am folgenden Montag eine Rechnung bezahlen und hatte das Geld nicht und wusste auch nicht, wo ich es hernehmen sollte. Da ich überzeugt bin, dass ein Christ stets zum genauen Termin bezahlen muss, trug ich die Sache Gott im Gebet vor.

Plötzlich dachte ich an einen großen Vorrat Schmirgel, von dem ich eine ganze Menge Behälter besaß, die ich nicht verkaufen konnte. Auch das sagte ich dem Herrn. „Wirf das Netz an der rechten Seite aus“, war die Antwort. „Herr, was ist die rechte Seite?“ fragte ich. Direkt danach kam der Gedanke, dass ER die rechte Seite ist. Darauf bat ich den Herrn, doch den Schmirgel für mich zu verkaufen, weil ich keinerlei Möglichkeit dazu sah und sicher nicht zu einem Preis, womit ich die Rechnung bezahlen konnte.

Während ich noch betete, kam ein Herr in meinen Laden und fragte: „Haben Sie noch Schmirgel?“ Ich bejahte und zeigte ihm die Ware. „Ja“, sagte er, „das ist gerade das, was wir brauchen. Wieviel haben Sie davon?“ Ich nannte ihm die Anzahl der Behälter, zwanzigmal mehr, als ich je in meinem Leben auf einmal verkauft habe, worauf er antwortete: „Wir nehmen alles zu dem Preis, den Sie mir nennen. Schicken Sie es uns morgen. Wir bezahlen Montagmorgen.“

Nachdem ich den Auftrag mit Dank angenommen hatte, fragte ich: „Nun sagen Sie mir doch einmal, wie Sie gerade zu mir gekommen sind und warum Sie gerade diese besondere Art Schmirgel gebrauchen können. Ich konnte die Ware trotz größter Mühe nicht verkaufen und hätte sie zurückschicken müssen, da sie mir irrtümlich zugesandt worden war.“ Er antwortete: „Ein Schleifer erzählte mir, dass Sie diese Sorte haben, die wir unbedingt brauchen, und darum kam ich. Ich kann mir gut denken, dass sie sie nicht verkaufen konnten, denn wir sind die einzige Fabrik, die diese Schmirgelsorte verwendet. Wir brauchen sie zum Schleifen von Artikeln für den russischen Markt.“ Ich lieferte und empfing genau den Betrag meiner Schuld.“ (Charles Stanley, Wie der Herr mich führte, EPV)

„Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und, den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmt ihren Glauben nach” (Heb 13,7).

 

J.P.S.


Artikelreihe: Kleinglaube

Kleinglaube hinsichtlich existentieller Bedürfnisse (2)


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