2019-10-07

Kleinglaube in den Stürmen des Lebens (2)

„Und als er in das Schiff gestiegen war, folgten ihm seine Jünger. Und siehe, ein großes Unwetter erhob sich auf dem See, so dass das Schiff von den Wellen bedeckt wurde; er aber schlief. Und die Jünger traten hinzu, weckten ihn auf und sprachen: Herr, rette uns, wir kommen um! Und er spricht zu ihnen: Was seid ihr furchtsam, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf und schalt die Winde und den See; und es trat eine große Stille ein. Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was für einer ist dieser, dass auch die Winde und der See ihm gehorchen?“ (Mt 8,23-27)

Das Beispiel der Herrnhuter Brüder, das John Wesley tief beeindruckt hat, zeigt, dass es möglich ist Gott selbst in lebensbedrohlichen Situationen zu vertrauen und dabei völlig ruhig zu bleiben:

„Am Samstagabend, dem 17. Januar 1736, saßen John und Charles Wesley mit Colonel Oglethorpe und anderen in der Kajüte der SIMMONDS beisammen, weit draußen auf dem Atlantik. Die See war rau gewesen, und die Wolken waren den ganzen Tag über immer dicker geworden. Jetzt stampfte das Schiff, wobei die Situation von Minute zu Minute bedrohlicher wurde.

Plötzlich »brach eine riesige Woge über die Kajüte herein, mit einem Geräusch und einem Schlag wie von einer Kanone. Und nachdem zwei oder drei von uns von Kopf bis Fuß durchnässt waren, brach sie über die Staatskajüte herein, die wir schließlich durch die Fenster verließen.« …

Wesley war als Geistlicher von einer Gruppe von sechsundzwanzig deutschen Auswanderern tief beeindruckt. Sie gehörten der Herrnhuter Brüdergemeine an, allgemein als die »Herrnhuter Brüder« bekannt … Die Deutschen waren immer fröhlich. Sie nahmen niederste Arbeiten auf sich, für die die englischen Auswanderer zu stolz oder zu bequem waren, sich auch nur damit zu befassen. Und wenn die Passagiere oder die Mannschaft sie schmähten oder verunglimpften oder sie sogar niederschlugen, boten sie die andere Wange dar. Bei ihrem Gottesdienst sangen sie sehr schöne Choräle …

Wesley … konnte seine Furcht nicht ablegen, weil das Schiff »mit äußerster Gewalt« wankte und bebte. Der Sturm legte sich, aber wenige Tage später erhob sich ein neuer. Der Kapitän ließ das Schiff treiben. Am Samstag, dem 24. Januar, etwa um dreizehn Uhr, ging Wesley aus der Kajüte. Eine große Welle warf ihn nieder.

Am Sonntagabend rollte das Schiff so stark, dass er kaum die Kajüttreppe begehen konnte, um die sechsundzwanzig Herrnhuter zu besuchen. Er fand sie fröhlich einen ihrer großartigen Choräle singen. Während sie sangen, schlug eine große Woge über dem Schiff zusammen, zerriss das Hauptsegel und ergoss sich zwischen die Decks. Unter den Engländern begann eine schreckliche Panik auszubrechen.

»Die Deutschen schauten auf und sangen ruhig und ohne Unterbrechung weiter. Ich fragte einen von ihnen später: ›Hattet Ihr keine Angst?‹ Er erwiderte: ›Ich danke Gott, nein!‹ Ich fragte: ›Aber hatten nicht Eure Frauen und Kinder Angst?‹ Er erwiderte sanft: ›Nein. Unsere Frauen und Kinder fürchten sich nicht zu sterben.‹«“ (John Wesley und die große Erweckung, CLV, 2017)

Wir können die Begebenheit der Jünger auf dem See geistlich auf uns anwenden. In unserem Leben gibt es manchmal heftige Stürme beziehungsweise Situationen, in denen uns alles "aus dem Ruder läuft" und mit denen wir bei weitem überfordert sind. Doch genauso real wie der Sturm, ist auch der, der den Sturm wieder stillen kann! 

Es kann sein, dass wir in unseren Köpfen einiges über Gott wissen, was wir über Ihn gelesen oder in Predigten gehört haben. Aber theoretische Erkenntnis allein ist kein gutes Fundament für lebendigen Glauben.

Was letztendlich wirklich zählt, ist, dass wir das, was wir über Ihn wissen, im Herzen verinnerlichen, und Ihm deshalb fest vertrauen. Selbst wenn wir schon seit Jahren bekehrt sind, sollen wir immer weiter „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ wachsen (2.Pet 3,18). Je mehr wir im Glauben ergreifen, wie groß und wunderbar Er ist, umso mehr werden wir den Frieden Gottes und seine Gnade im Alltag wirklich genießen (s. 2.Pet 1,2).

Wenn der Herr einen Sturm in Deinem Leben zulässt, dann ist das eine besondere Gelegenheit, in der Du Ihn durch Vertrauen ehren kannst. Oft benutzt Er sogar gerade scheinbar ausweglose Situationen dazu, um Seine Herrlichkeit zu offenbaren und Dich zu Bewunderung und Anbetung zu führen. Deshalb fasse Mut und fürchte dich nicht!

„Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Joh 11,40).

J.P.S.


Artikelreihe: Kleinglaube in den Stürmen des Lebens

Kleinglaube in den Stürmen des Lebens (1)


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