2024-05-29

Schläfst du oder wachst du?

„Ich schlief, aber mein Herz wachte.“ (Hohelied 5,2)

Welch ein Rätsel ist doch der Gläubige! Er schläft, und doch wacht er. Das Ich des Gläubigen schläft, doch sein Herz, seine Liebe ist wach. Bedeutet die Wachsamkeit des Herzens nicht: „Ich schlafe, aber ich bin nicht damit zufrieden, dass ich schlafe!“?

Der wahre Gläubige kann sich nicht mit einem falschen und faulen Frieden abfinden. Das göttliche Leben in ihm kämpft gegen die abscheuliche Schlange der Sünde, die versucht, ihn einzuschläfern. Kein erneuertes Herz kann vollkommene Ruhe genießen, solange es sich sagen muss, dass es ein Faulenzer im Weinberg ist.

Abgewichener Christ, wacht dein Herz? Wenn ja, so fordert es von dir, dass du dich dessen würdig verhältst, dem du angehörst. Kannst du von Gott erwählt sein und doch schlafen, während der Herr Jesus entehrt wird?

Du bist durch Christi Blut erlöst und kannst doch die Zeit verschwenden, die deinem Heiland gehört? Wie ist das möglich? Schäme dich und zeige dein Angesicht nicht mehr, denn dies ist Undankbarkeit und schwärzeste Farbe.

Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn ein Christ in Wahrheit diese Worte der Braut nachsprechen kann. Aber beachte, dass damit noch nicht viel gesagt ist. Rühme dich dessen nicht, dass dein Herz wach ist.

Sei dankbar dafür, dass dir die unendliche Liebe Gnade genug gewährt, dein Herz lebendig zu erhalten. Aber Klagen und Sehnsucht allein sind ein so geringes Werk der Gnade, dass du, anstatt dich damit zufriedenzugeben, erzittern solltest.

Ich fürchte, dass es Tausende von Gotteskindern gibt, die wach genug sind, um zu bemerken, dass sie schlafen. Aber ach, sie verharren in diesem traurigen Zustand.

Ich möchte jeden Gläubigen ermahnen, eine strenge Untersuchung seines geistlichen Zustandes vorzunehmen. Wenn dein Herz heute wach genug ist, um dir zu sagen, dass deine Liebe zu Jesus nachgelassen hat, dass deine Wärme und dein Eifer für Christus erloschen sind, dann bitte ich dich, auf die Stimme des Herrn Jesus zu hören: „Tue Buße und tue die ersten Werke!“

C.H.S.


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