2020-10-18

Der Sturm, der großen Segen brachte

Die jungen Missionare hatten oft unter Ruhr zu leiden, was von dem verunreinigten Wasser herrührte. Obwohl Sich an ihrem Körper die Belastung durch ihre Lebensbedingungen bemerkbar machte und man ihnen das äußerlich auch ansehen konnte, gab der Herr ihnen doch in Seiner Gnade die nötige Kraft für jeden Tag, wie Er in 5. Mose 33,25 verheißen hatte: „Wie deine Tage, so deine Kraft!" Sie kochten sorgfältig jeden Tropfen Wasser ab, aber es war einfach zu sehr verunreinigt, als dass das viel genützt hätte.

Sie hatten Sich hier inmitten eines Stammes von Indianern niedergelassen, die „Rot-Gurt-Indianer" genannt wurden. Ihre Hütten lagen zu beiden Seiten des Flusses auf einer Länge von mehr als dreißig Meilen. Jede Art von Schmutz und Unrat wurde in den Fluss geworfen. Jedermann wusch darin seine Wäsche, und alle badeten darin. Aber es war auch das einzige verfügbare Trinkwasser für die Indianer und die Missionare. Lange Jahre hatten die Indianer darunter gelitten; auch viele ihrer Kinder starben dadurch.

Der Missionar hatte mehrmals versucht, einen Brunnen zu graben, doch immer vergebens. Dies trieb sie oft zum Gebet auf ihre Kniee. Sie baten dann den Herrn, Er möge eingreifen und ihnen sauberes Trinkwasser geben. Im Winter war der Fluss trocken und Wasser war knapp. Im Gegensatz dazu brachte der Sommer die Regenzeit, wo der Fluss oft über die Ufer trat und große Verluste bei der Ernte verursachte.

Es war solch ein typischer Sommer, als der Missionar das kleine Ein-Raum-Wohnhaus fertigbekam. Der schwere Regen hatte eingesetzt. Diesmal war er stärker denn je. Der Hauptdamm, der an ihrer Seite des Flusses die Besitztümer der Indianer schützte, brach, was eine mächtige Überschwemmung im Gefolge hatte, die Sich nun auf das kleine Besitztum der Missionare zu bewegte.

Gegen drei Uhr morgens konnten sie hören, wie die Flut auf ihr kleines Haus zurauschte. Sie schlüpften rasch in ihre Kleidung, gingen auf ihre Knie und beteten, Gott möge doch diese Flut zur anderen Seite des Flusses wenden — um des Zeugnisses des Herrn Jesus Christus willen. Während sie beteten, brauste die Wasserflut schon vor ihrem Grundstück, wandte Sich dann aber zu der anderen Seite des Flusses. Und plötzlich war alles still. Nachdem sie dem Herrn gedankt hatten, legten sie Sich wieder hin und schliefen in Frieden die wenigen noch verbliebenen Stunden, bis der Tag anbrach.

Am Morgen gingen sie hinaus, um nachzusehen, was während des Sturmes passiert war. Gemeinsam schritten sie um ihr Grundstück herum. Zu ihrer Freude entdeckten sie, dass die Flut hinter ihrem Häuschen ein tiefes Loch ausgehöhlt hatte, aus dem ein Quell klaren Wassers floss. Voll Dankbarkeit knieten sie nieder und schöpften eine Handvoll von dem kalten Wasser. Es schmeckte so gut! Seit sie gekommen waren, um unter den Indianern zu leben, hatten sie noch kein so schmackhaftes und reines Wasser gehabt.

Später an diesem Morgen kamen einige Indianer, um nachzusehen, wie sie durch den Sturm gekommen waren. Als sie die Wasserquelle erblickten, riefen sie: „Caika!" Was bedeutet: „Schaut!" Oder „Schaut euch das an!" Und es war wirklich etwas zum Schauen, was Gott getan hatte! Dies war eine direkte Gebetserhörung.

Die Indianer begannen zu glauben, dass diese Missionare wirklich von „Ami", dem „einen wahren Gott", gesandt waren. Sie warnten die Missionare jedoch, ja nicht von dem Wasser zu trinken, denn sie dachten, es käme von den Bergen von einem Ort, wo Zauberer lebten. Später konnte der Missionar sie indessen vom Gegenteil überzeugen, indem er sie aufforderte, mit ihm zu der Quelle des Wassers zu gehen, um ihnen zu beweisen, dass dort keine Zauberer waren.

Der Fluss ist in den vergangenen fünfzig Jahren nie mehr an diese Stelle zurückgekehrt, sodass alle klares, reines Wasser zu trinken haben. Die Quelle fließt noch immer und bewässert eine große Anzahl indianischer Landbesitze, wenn alles trocken ist. Der Herr lebt! Er ist noch „derselbe gestern und heute und in Ewigkeit!" (Hebräer 13,8). Und Er sagt noch immer: „Rufe mich an am Tage der Bedrängnis: Ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen!" (Psalm 50,15).

„Kanäle haut er durch die Felsen, und allerlei Kostbares sieht sein Auge. Er dämmt Flüsse ein, dass sie nicht durchsickern, und Verborgenes zieht er hervor an das Licht" (Hiob 28,10.11). 


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