2021-03-08

Die Gladiatoren des Kaisers

"Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben  verliert um meinetwillen, wird es finden." (Mt 16,25)  

Es war einige Zeit nach der Auferstehung Christi, als der berüchtigte Nero an die Macht kam. Er hatte eine Elitedivision von Soldaten, die wegen ihrer athletischen Tüchtigkeit ausgewählt worden waren. Sie waren bekannt als die Gladiatoren des Kaisers. Physisch gesehen waren diese Männer herausstechende Exemplare der menschlichen Rasse. Sie waren geschickt, muskulös und gut proportioniert - die Creme der römischen Männer. Wenn sie ins Kolosseum einmarschierten, sangen sie »Wir sind die Gladiatoren des Kaisers. Wir kämpfen für dich, o König. Ob wir leben oder sterben, alles geschieht zu deiner Ehre.« Dann trugen sie ihren Kampf für Nero aus.

Es kam die Zeit, da sie nach Norden in den Kampf gegen die germanischen Stämme geschickt wurden. Es war auch die Zeit, wo ein Erlass zur Unterdrückung des christlichen Glaubens ausging. Nero erließ besondere Befehle, um mögliche Christen in seiner Armee auszusondern. »Aussondern« war ein beschönigender Ausdruck für Vernichtung. Mitten im Winter stellte General Vespasian seine Truppen auf, einschließlich der Gladiatoren. Er brüllte: »Es ist mir zu Ohren gekommen, dass einige von euch diesen neuen Aberglauben, der Christentum genannt wird, angenommen haben. Ich bezweifle, dass das stimmt. Ihr seid dafür zu intelligent. Aber wenn irgendjemand ein Christ ist, soll er vortreten.« Zu seinem Erstaunen machten vierzig Gladiatoren den Schritt nach vorn, der den Tod bedeuten konnte. 

Der General entließ alle anderen Truppen und versuchte den Rest des Tages, die vierzig Männer von ihrem Glauben abzubringen. »Denkt an eure Familien. Denkt an eure Kriegskameraden. Denkt daran, was ihr verliert. Denkt an die Folgen, wenn ihr euer Christsein nicht widerruft.« Die vierzig Gläubigen waren seinen Reden und Drohungen gegenüber taub. 

Als Vespasian einsah, dass weitere Bemühungen fruchtlos waren, versammelte er seine Armee und gab eine letzte Gelegenheit zum Widerruf. »Ich befehle, dass alle Christen in dieser Armee vortreten.« Vierzig der Elitesoldaten kamen ohne zu zögern vor. Er hätte befehlen können, dass sie auf dem Fleck durch die Exekutionstruppe getötet würden, aber er hatte einen anderen Plan. 

Als es dunkel wurde, brachten seine Truppen sie auf einen zugefrorenen See, zogen sie aus und ließen sie dort in der bitteren Kälte stehen, damit sie erfrieren sollten. Vespasian sagte zu den nackten Männern:  »Wenn ihr eure Vernunft wiedererlangt und eurem Glauben abschwört, dann könnt ihr zum Ufer kommen. Es werden Feuer rund um den See sein und ihr werdet warme Kleider und Essen bekommen.« 

Während der Nacht starrten die anderen Soldaten, die rund um den See aufgestellt waren, in die Dunkelheit, um zu sehen, was vor sich ging. Sie konnten nichts sehen, aber immer wieder hörten sie die Männer singen: »Wir sind die vierzig Kämpfer Christi. Wir kämpfen für Dich, o König! Ob wir leben oder sterben, es geschieht zu Deiner Ehre.« 

In der Morgendämmerung sahen sie eine jämmerliche Gestalt über das Eis zu einer der Feuerstellen kommen. Die Soldaten beeilten sich, ihm entgegen zu laufen, sie wickelten ihn in Decken und brachten ihn schnell in die Wärme des Feuers. Der Mann hatte seinem Glauben abgeschworen.

Dann hörten sie über den vereisten See ein Lied: »Wir sind die neununddreißig Kämpfer Christi. Wir kämpfen für Dich, o König. Ob wir leben oder sterben, es geschieht zu Deiner Ehre.«  

Inzwischen war Vespasian eingetroffen. Er sah den einen Deserteur und hörte die neununddreißig Sieger singen. Sein Entschluss stand fest. Er legte seine Waffen ab und schritt hinaus, um mit den neununddreißig Männern zu sterben, die lieber in den Tod gehen wollten, als ihren Herrn zu verleugnen. 

(Nach einer Überlieferung: Aus dem Buch: "Leben über dem Durchschnitt" von William MacDonald)


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