Die Kraft des Fastens und Betens

„Und er sprach zu ihnen: Diese Art kann durch nichts ausfahren als nur durch Gebet und Fasten“ (Mk 9,29).

Die Jünger waren einmal nicht in der Lage einen Dämon auszutreiben, weil es ihnen an Glauben mangelte. Der Herr hatte von ihnen erwartet, dass sie mehr Glauben an den Tag legen würden. Wie hätten sie das tun können? Durch Gebet und Fasten. 

Über die Jahrhunderte der Kirchengeschichte hinweg haben Gläubige immer wieder die Erfahrung gemacht, dass der Herr sich in besonderer Weise dazu bekennt, wenn wir unter Gebet fasten. Amy Carmichael, die dem Herrn in Japan und Indien dienen durfte, hat das auch erlebt. 

Eines frühen Morgens erzählte man ihr, dass ein Mann aus der Nachbarschaft von einem "Fuchs-Geist" besessen sei. Dieser Geist wurde in Japan angebetet, Heiligengräber wurden ihm geweiht und häufig wurden steinerne Füchse Seite an Seite mit Buddha-Figuren platziert.

Was dieser Dämon mit dem armen Mann machte, schien neutestamentlichen Berichten sehr zu ähneln - "wo immer er ihn ergreift, reißt er ihn, und er schäumt und knirscht mit seinen Zähnen" (Markus 9,18).

Amy ging direkt in ihr Zimmer und fragte Gott, warum sie ihn nicht austreiben konnte. "Wegen deines Unglaubens", war Seine Antwort. Sie verbrachte Stunden auf ihren Knien, bevor sie Misaki San fragte, ob sie den Glauben hatte, dass der Herr Jesus willig war, den Teufel aus diesem Mann auszutreiben. Misaki San erschrak zunächst, aber nach einigem Nachdenken und Gebet verkündete sie, dass sie es glaubte.

Amy hatte den Impuls, sofort zu gehen, doch sie erinnerte sich daran, dass den Jüngern gesagt wurde, ein solcher Dämon könne nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden. Gemeinsam mit ihrer Freundin tat sie beides, während sie in der Zwischenzeit eine Nachricht sandte, in der sie um die Erlaubnis bat, den Mann zu sehen. In der Antwort wurde dies bejaht, jedoch er sei sehr wild. Er habe sechs Füchse und sei gefesselt.

Nach einigen Stunden, von denen Amy nur berichtete, dass sie ernst gewesen waren, gingen die beiden zu dem Haus. Der Mann lag ausgestreckt auf dem Boden, befestigt an zwei überkreuzte Balken, gebunden an Händen und Füßen. Sein Körper war übersäht mit Verbrennungen und Wunden.

Kleine Kolben mit gemahlenen Medikamenten waren auf seine Haut gesetzt und angezündet worden. Sie brannten langsam und glimmten dabei rötlich.  

Nichts hatte die Fuchsgeister bisher vertreiben können, doch Amy rief sich in Erinnerung, dass die Macht Gottes einen Dämon hatte austreiben können, dessen Name Legion war. Sie verkündete der Menschenmenge in dem Raum, dass ihr mächtiger Herr Jesus die sechs Geister austreiben könne. Bei dem Namen Christus ergriff den Mann ein schrecklicher Krampf, höllische Macht wurde freigesetzt und Gotteslästerungen, die selbst sie als solche erkennen konnte, ertönten aus seiner Kehle. Er kämpfte, wurde gewaltsam am Boden gehalten, die Frau kniete nieder und betete, der Kampf wurde stärker. Satan schien sie zu verspotten.

"Könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich in diesem Moment fühlte?", schrieb Amy. "Der Name des Herrn wurde unter den Heiden verunehrt, und ich war Schuld daran! Es wäre, weit, weit besser gewesen, wenn ich nie gekommen wäre!" Doch sie hörte die Antwort des Hirten: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Mir ist alle Gewalt gegeben. Diese Zeichen werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.

Amy versicherte der Ehefrau, dass Gott sie erhören würde, und die beiden gingen nach Hause. Eine Stunde später erreichte sie eine Nachricht - die Füchse seien fort, die Stricke gelöst, der Mann sei wieder er selbst. Am nächsten Morgen bat er darum, Amy und Misaki Sin zu sehen. Bis auf die Verbrennungen war er nicht wiederzuerkenne. Er schenkte ihnen  einen Zweig mit scharlachroten Granatapfelblüten und gezuckertes Eiswasser. Er und seine Frau knieten freudig mit den betenden Frauen nieder, während sie mit "Hai! Hai!" (Ja! Ja!) in das Gebet einstimmten.