Louise und der Umwelttechniker
„Tu das Werk eines Evangelisten“ (2.Tim 4,5)
Gott möchte jeden von uns gebrauchen, um das Werk eines Evangelisten zu tun. Wir sind Zeugen für unseren Herrn, die den Menschen den Weg zur Errettung zeigen sollen. Das gilt nicht nur für Männer, die in der Öffentlichkeit stehen, sondern auch für Frauen, die ihre Aufgaben mehr im häuslichen Bereich haben.
Folgende Geschichte soll besonders Schwestern Mut machen, sich vom Herrn im Evangelium gebrauchen zu lassen:
Louise war eine hingegebene Christin. Sie hatte die Aufgabe sieben Kinder zu erziehen und einen Haushalt zu führen. Außerdem lag es ihr am Herzen ihren Mann, der für den Herrn arbeitete, so gut zu unterstützen wie sie konnte.
Als ihr Mann einmal bei einer Konferenz sprach, fiel ihm ein, dass es ihr Geburtstag war. Er rief an und bedauerte, dass er nicht bei ihr sein und ein Geschenk vorbeibringen könne. Ohne zu zögern antwortete sie: »Du könntest mir nichts Besseres schenken, als dass du dort bist, wo Gott dich haben will und das tust, was Er will.«
Da war noch etwas anderes mit Louise. Dass ihr Tagesablauf mit Arbeit vollgestopft war, verhinderte nicht, dass ihr Herz dafür brannte, Seelen zu gewinnen. Sie lud oft Frauen der Nachbarschaft zu einem Kaffeestündchen ein, wo sie mit ihnen in der Bibel las. Nach einiger Zeit wurde es deutlich, dass sie mit ihrer eigenen Religion zufrieden waren. Sie hatten wenig Interesse an einer persönlichen Beziehung zum Herrn. Als Louise an einem frühen Morgen im Wohnzimmer betete, erinnerte sie sich an das Gleichnis vom großen Abendmahl in Lukas 14. Alle, die eingeladen waren, hatten Entschuldigungen, so schickte der Hausherr seinen Knecht auf die Straßen und an die Hecken, um andere zu holen.
Louise brachte das im Gebet vor den Herrn: »Herr, alle, die ich einlade, entschuldigen sich. Ich möchte gerne für Dich zu Unerreichten hingehen, aber ich bin hier bei meinen Kindern. Wenn Du mir irgendwen von den Straßen und Gassen schickst, werde ich sie zu Deinem Abendmahl einladen.« Im selben Augenblick hörte sie das Geräusch eines rückwärts fahrenden Müllautos. Aha, dieser Fahrer kommt von den Straßen und Gassen. Sie schaute zum Fenster hinaus und sah den Mann, der jetzt beschönigend Umwelttechniker genannt wird. Er hob die Mülltonne des Nachbarn auf und leerte sie in den Laster. Man konnte erkennen, dass sein Körper sich dabei vor Schmerzen wand.
Louise stand am Gehsteig, als der Wagen zu ihrem Haus kam. Als der Fahrer, Reg, ausstieg, fragte Louise ihn, ob er einen kaputten Rücken habe. »Nein«, sagte er, »ein schlechtes Herz.«
»Aber warum schleppen Sie dann jeden Tag die schweren Mülltonnen?«, fragte sie. »Kommen Sie, ich leere meine selbst aus«, entschied sie, hob die Tonne hoch und versuchte, den Inhalt in den Laster zu kippen.
Der Müllfahrer half ihr dabei und entgegnete: »Das ist die einzige Arbeit, die ich finden kann.«
»Gut, ich werde beten, dass Sie entweder eine bessere Arbeit oder ein besseres Herz bekommen.«
»Niemand schert sich um Müllleute«, sagte Reg traurig.
»Gott tut es«, antwortete Louise.
Eine Woche später wartete Louise an der Einfahrt, als der Laster ankam. Bevor Reg die Mülltonne erreichte, hatte Louise sie schon gepackt und leerte sie in den Laster. Er schaute sie an und fragte: »Na? Haben Sie für mich gebetet?«
»Jeden Tag.«
Reg konnte es nicht glauben, aber er sprach seinen Zweifel nicht aus. Louise fuhr fort: »Hören Sie. Die Bibel sagt, dass Glaube ohne Werke tot ist. Ich bete, aber Sie müssen sich nach einer anderen Arbeit umsehen.« Er nickte, sagte nichts und fuhr weiter.
Nach der nächsten Straßenbiegung sah er Maria, Louises Tochter, die auf dem Weg zur Grundschule war. Als der Laster nahe bei ihr hielt, rief Maria ihm zu: »Hallo, in unserer Familie beten wir für dich.« Nun wusste Reg, dass sich jemand um die Müllleute kümmert.
Nach einer Woche sagte Reg, als Louise an der Einfahrt wartete: »Frau Nicholson, ich glaube an Gott, Himmel und Hölle und all das, aber es muss noch einen weiteren Schritt geben. Gibt es einen weiteren Schritt?« Sorgsam erklärte Louise ihm Gottes Weg der Errettung und die Bedeutsamkeit des Glaubensschrittes. Er hörte aufmerksam zu, dann verschwand er mit einem Lächeln und einem Winken. Sie rief ihm nach: »Bewerben sie sich bitte um eine andere Arbeit.«
Eine weitere Woche beteten die Nicholsons unablässig für Reg. Am Tag der Müllabfuhr stand Louise wieder an der Einfahrt. Reg war nur so am Strahlen, als er vom Laster heruntersprang und lossprudelte: »Also, ich hab's gemacht.«
»Was gemacht?« Meinte er, dass er sich um eine Arbeit bemüht hatte? »Ich habe den Schritt gewagt, Frau Nicholson.« Etwas umständlich erklärte er, dass er sein Vertrauen auf den Herrn Jesus gesetzt hatte. Ist das wahr? Ist er wirklich errettet? dachte Louise. Na, ob es wahr war oder nicht, er sollte die Bibel lesen. Immerhin kommt der Glaube durch das Hören des Wortes Gottes. »Reg, Sie müssen anfangen, in der Bibel zu lesen. Sie ist wie Nahrung für die Seele.«
»Ach, Frau Nicholson, das hätten Sie mir vorher sagen sollen. Wenn es das ist, was ein Christ tun soll, muss ich Sie enttäuschen. Ich bin keine Leseratte. Ich lese nicht einmal die Zeitung«, sagte er und fuhr bis zum nächsten Haus. An der nächsten Ecke stieß er eine überschwere Tonne, die fast nicht von der Stelle zu bewegen war. Neugierig warf er einen Blick hinein. Obenauf lag eine ganz neue Bibel, die noch in Plastikfolie eingepackt war. Reg seufzte: »Na gut, Herr, ich werde dein Buch lesen.«
Er fing nicht nur an, die Bibel zu lesen, er ging auch zu der Gemeinde, in der die Nicholsons waren. Er erschien in einem leuchtend orangen Arbeitsanzug, vorne drauf war das Logo der Müllfirma. Es war das Beste, was er hatte. Dann saß er in der ersten Reihe und grinste wie ein Kind in einem Süßwarengeschäft. Alles gefiel ihm sehr gut - der Gesang, die Predigt, die Freundlichkeit der Menschen.
Als ihn jemand fragte, warum er an der Gebetsstunde am Dienstag und an einer weiteren in einer anderen Gemeinde in der Nähe am Mittwoch teilnahm, sagte er: »Ich muss nachsitzen. Ich habe eine Menge aufzuholen.«
Bald nach seiner Bekehrung wurde Reg getauft. Der Herr gab ihm Sieg über seinen Alkoholismus. Er besuchte die Zusammenkünfte der Gemeinde regelmäßig und brachte treu seine Freunde mit, damit sie das Evangelium hörten. Vom ersten Tag an freute er sich über seine Errettung.
Sein Herzleiden besserte sich zwar nicht, aber er konnte für mehrere Jahre eine weniger anstrengende Arbeit finden. Dann rief der Herr ihn heim, einen geliebten Bruder in Christus, der von den Straßen und Gassen zum großen Abendmahl gerufen worden war. Und das alles nur, weil eine treue Hausfrau betete: »Herr, gebrauche mich.«
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