Allem entsagen!
Die letzte Forderung an die Jüngerschaft finden wir in Lukas 14,33: „Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.“ — „Aber", bringst du vor, „diese Bedingung ist fast unmöglich zu erfüllen. Soll das heißen, dass Gott von seinen Jüngern fordert, buchstäblich alles aufzugeben? Wenn das so ist, dann bin ich sein Jünger nicht, denn ich habe noch ein Heim, eine Frau und ein kleines Bankkonto. Soll ich das alles aufgeben?“
In der neueren Übersetzung wird das Wort „aufgeben" mit „entsagen" übersetzt. Nun lesen wir: „Wer nicht entsagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.“ Entsagen und Aufgeben ist aber zweierlei. Gott verlangt von seinen Kindern, daß sie allem entsagen, obwohl er vielleicht nur von ganz wenigen Dingen, denen man vorher entsagt hat, ganzes Aufgeben fordert.
Einer Sache entsagen, heißt jeden Anspruch darauf abtreten. Das beste Beispiel finden wir vielleicht in Apostelgeschichte 4,32: „Auch keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein.“
Nichts, was ich bin oder habe, gehört mir selbst. Alles gehört Gott. Er erlaubt mir den Gebrauch nach seinem Wohlgefallen, aber er behält den ersten Anspruch. In dieser Erkenntnis stelle ich ihm gern alles zur Verfügung, löse meine Hände davon und übergebe mich ihm ganz als meinem Herrn. Wenn ich allen Anspruch entschieden abgetreten habe, kann ich freiwillig all diesen Dingen den Rücken zukehren.
So entsage ich allem, was ich bin und habe, es gehört nicht länger mir, sondern ihm. Von nun an hat er das ungeteilte Recht, damit zu tun, was ihm gefällt, und wenn Er zu irgendeiner Zeit zur wirklichen Aufgabe rufen sollte, so dürfte ich nicht einmal murren oder mich beklagen. Das gilt für mein Geld und für alle anderen Dinge.
Sobald ich allem entsage, wird Gott die Echtheit meiner Haltung prüfen. So ging es auch Abraham. Er hatte Isaak entsagt in der Erkenntnis, dass er Gott allein gehöre. Da verlangte Gott seine Opferung auf dem Berge Morija. Und Abraham weigerte sich nicht. Damit bewies er, dass sein Entsagen echt war.
Es wird auch uns nicht schwer sein, diese Probe zu bestehen, wenn unsere Absage ebenfalls echt gewesen ist. War sie hingegen nur oberflächlich gesprochen und unaufrichtig gemeint, wird die Prüfungszeit furchtbar sein, und wahrscheinlich wird man zu dem zurückkehren, von dem man sich losgesagt haben sollte. Wahre Jüngerschaft jedoch verlangt Entsagung.
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