Das intensive Flehen einer Mutter
„Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was irgend wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“ (1. Joh 3,21.22)
Es ist Gottes Absicht, ganze Familien beziehungsweise Häuser zu erretten (s. Apg 16,31). Die Beispiele von Noah, Rahab, dem Kerkermeister in Philippi und vielen anderen machen das sehr deutlich. Dieses Wissen sollte uns besondere Freimütigkeit geben, mehr für Familienangehörige zu beten, die noch nicht errettet sind!
Wir können das einerseits mit Ausharren und andererseits auch mit Dringlichkeit tun. Wichtig ist, dass es mit Glauben geschieht! Manchmal bekommt man bereits während eines Gebets die Gewissheit, dass es erhört worden ist. Ein anderes Mal schenkt Gott die Gewissheit der Erhörung erst nach längerem Ringen im Gebet. Für beides gibt es viele Beispiele aus der Kirchengeschichte, die uns ermutigen, mehr mit Glauben zu beten.
Als die Mutter von Hudson Taylor einmal für eine Zeit lang zu einem Besuch außer Haus war, bekam sie eines Tages nach dem Mittagessen einen starken inneren Drang, für die Errettung ihres 15-jährigen Sohnes zu beten. Da sie ausnahmsweise etwas mehr Zeit hatte, nutzte sie die Gelegenheit, ging in ein Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu. Dann fasste sie den Herzensentschluss, solange für ihren Sohn zu beten, bis sie die Gewissheit hätte, dass ihr Gebet beantwortet worden ist.
Zur gleichen Zeit ging der junge Hudson in das Zimmer seines Vaters und stöberte dort in dessen Bibliothek. Da ihn nichts wirklich anzog, schnappte er sich einen Korb mit Heften und nahm ein Traktat heraus, das interessant aussah. Er dachte: „Es gibt bestimmt eine Geschichte am Anfang und eine Predigt am Ende. Ich werde die Geschichte lesen und die Predigt beiseitelassen.“ So nahm er das Traktat und begann, darin zu lesen.
Währenddessen verbrachte seine Mutter Stunde um Stunde im Gebet und flehte für ihren Sohn. Sie tat es so lange, bis sie nicht mehr anders konnte, als Gott dafür zu preisen, dass Hudson sich bekehrt hatte. Der Geist Gottes hatte in ihr diese Überzeugung auf den Knien gewirkt.
„Der Unglaube, der sich nicht an Gott wenden will und sich weigert, eine Segnung von Ihm zu erbitten, ist es, der Gott ermüdet; nicht aber unverschämtes Anhalten und Drängen.“ (John G. Bellett)
80 Meilen entfernt las Hudson Taylor in dem Traktat, als ihm plötzlich ein Satz ins Auge sprang. „Das vollbrachte Werk Christi.“ Er fragte sich, warum der Autor diesen Ausdruck benutzt. Warum sagte er nicht: „Das sühnende Werk Christi“? Augenblicklich schossen ihm die Worte: „Es ist vollbracht“ durch den Kopf. Was war vollbracht? Vollkommene Sühnung für Sünde: Die Schuld war durch den Stellvertreter bezahlt worden. Christus starb für unsere Sünden, und nicht nur für die unseren, sondern auch für die ganze Welt. Dann dachte er: „Wenn das ganze Werk vollbracht und die Schuld bezahlt ist, was bleibt mir dann noch zu tun übrig?“
In diesem Moment dämmerte in ihm die freudige Überzeugung, dass es für ihn in der Welt nichts mehr zu tun gab, als auf die Knie zu fallen und den Retter und Seine Rettung anzunehmen und ihn dafür zu preisen. So kam es, dass, während seine Mutter den Herrn auf den Knien in ihrer Kammer lobte, auch der junge Hudson Ihm von Herzen für seine Errettung dankte. Anschließend erzählte er seiner Schwester von seiner Bekehrung, aber mit der Bitte, es noch niemandem weiterzusagen.
Als seine Mutter 14 Tage später nach Hause zurückkehrte, war Hudson der erste, der ihr an der Haustür begegnete. Er erzählte ihr, dass er sehr schöne Neuigkeiten für sie hätte. Sie umarmte ihn, drückte ihn an sich und sagte: „Ich weiß, mein Sohn. Ich freue mich seit 14 Tagen über die gute Nachricht, die du mir sagen musst.“ Hudson wunderte sich und fragte, ob seine Schwester ihr bereits davon erzählt habe. Doch seine Mutter versicherte ihm, dass sie diese Nachricht von keiner menschlichen Quelle mitgeteilt bekommen habe. Dann erzählte sie ihm von den Stunden, die sie an jenem Tag auf den Knien verbracht, und über die Gewissheit, die Gott ihr schließlich geschenkt hatte.
Das ist noch nicht alles: Kurze Zeit später nahm Hudson sich ein kleines Taschenbuch, das genauso wie sein eigenes aussah. Er öffnete es und stellte fest, dass es das Tagebuch seiner Schwester war. Sein Blick fiel auf einen Eintrag, in dem sie schrieb, dass sie so lange jeden Tag für ihren Bruder beten wollte, bis er sich bekehren würde. Genau einen Monat später hatte Gott Hudson Taylor von der Finsternis zum Licht geführt. (Hudson Taylor / A Retrospect / Moody Press)
Vorheriger Artikel Nächster Artikel