2021-06-08

Der Betrug des Reichtums

„Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?“ (Lukas 16,11)

Der „ungerechte Mammon“ bezieht sich hier auf irdische Schätze und materielle Reichtümer. Es gibt wohl keine Illusion, die weiter verbreitet ist als diese, dass ein Mensch mit großem materiellen Besitz reich ist. Wir sprechen von Häusern und Land als Immobilien, weil wir glauben, dass sie „immobil“, unbeweglich, sind und nicht gegen unseren Willen weggenommen werden können. Wir sprechen von Aktien und Wertpapieren als „Sicherheiten“, weil wir glauben, dass sie uns wirkliche Sicherheit bieten können.

Aber in Lukas 16,11 unterscheidet der Herr zwischen dem „ungerechten Mammon“ und „wahrhaftigem“ Reichtum. Die Dinge, die die Menschen für Reichtum halten, sind es in keinster Weise.

Johannes war ein gottesfürchtiger Christ, der als Hausmeister auf dem Gut eines reichen Adligen arbeitete. Eines Nachts hatte Johannes einen sehr eindrücklichen Traum, in dem ihm gesagt wurde, dass der reichste Mann im Tal vor der nächsten Mitternacht sterben würde. Als Johannes am nächsten Morgen seinen Arbeitgeber traf, teilte er ihm den Traum mit. Anfangs gab sich der Millionär völlig gleichgültig. Er fühlte sich gesund wie nie zuvor. Und außerdem glaubte er ohnehin nicht an Träume.

Aber sobald Johannes an seine Arbeit gegangen war, rief er seinen Chauffeur und ließ sich zum Arzt fahren. Er verlangte eine gründliche Untersuchung seines gesamten Zustandes. Wie erwartet stellte sich heraus, dass er bei ausgezeichneter Gesundheit war. Und doch machte er sich immer noch Gedanken wegen Johannes' Traum, und deshalb sagte er beim Verlassen der Praxis: „Übrigens, Herr Doktor, könnten Sie heute vielleicht zum Abendessen kommen?“ Der Arzt nahm die Einladung an.

Das Abendessen nahm seinen gewohnten Gang, und man sprach über alle möglichen Themen. Mehrmals schickte sich der Arzt zu gehen an, aber jedes Mal drängte ihn sein Gastgeber, doch noch ein wenig zu bleiben.

Als die Uhr schließlich Mitternacht schlug, wünschte der gottlose reiche Mann, gewaltig erleichtert, dem Arzt eine Gute Nacht.

Einige Minuten später klingelte es. Als der Gutsbesitzer die Tür öffnete, stand da die erwachsene Tochter des alten Johannes und sagte: „Entschuldigen Sie bitte, aber meine Mutter wollte Sie wissen lassen, dass Vater einen Herzschlag hatte und gerade eben gestorben ist.“

Der reichste Mann des Tales war in dieser Nacht gestorben.

W.D.


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