2020-06-24

Ein Weckruf zum Dienst (1)

„Mein Sohn geh heute hin, arbeite im Weinberg.“ (Mt 21,28)

Es fehlt in unseren Ländern nicht an Städten und Dörfern, wo das Evangelium nur selten oder gar nicht in seiner Fülle und Einfachheit gepredigt wird. Auch wurden die großen Wahrheiten des Christentums nie gelehrt, nicht einmal den bekehrten Seelen. Wir übertreiben nichts, und man könnte den aktuellen Zustand mit viel dunkleren Farben beschreiben und dabei bei der vollen Wahrheit bleiben. Es gibt nämlich nicht nur eine geistliche Hungersnot im ganzen Land, sondern die Flut des Unglaubens steigt rapide an und bedroht uns von allen Seiten. Schon gibt es viele Bildungsstätten, wo vom Christentum lediglich der Name übrig geblieben ist, die Lehrenden sich ihrer toleranten Ansichten rühmen und größter intellektueller Freiheit erfreuen, während ihre Herzen in Wirklichkeit von Satan getäuscht und sie Opfer eines pervertierten Willens sind.

Man muss nur die Plakate an den Türen der Kirchengebäude lesen, um zu erkennen, von wo der Wind weht. Einst wurden die Sünder eingeladen, „dem kommenden Zorn“ zu entfliehen, heute bietet man ihnen geistliche Konzerte an; einst weinten sie bei dem Bericht über die Leiden und die Liebe des Erretters, heute bringt man sie mit lustigen oder sentimentalen Geschichten zum Lachen. Sie laufen dem Abgrund entgegen, mitten in organisierter Belustigung und unter dem Vorsitz von Leuten, die bekennen, dem Herrn Jesus Christus zu folgen, und sich durch eine schreckliche Ironie noch mit Geld für das Böse bezahlen lassen, dem sie ihre Zuhörer entgegenführen.

Der Feind mobilisiert seine Kräfte noch auf einem anderen Gebiet und geht dabei noch subtiler vor. Wahrheiten, für die unsere Väter ihr Leben gegeben haben, für die sie ins Gefängnis geworfen und auf die Richtstätte der Märtyrer gestiegen sind, werden untergraben und begraben unter dem Mantel religiösen Eifers. Die hohe und erhabene Lehre der Rechtfertigung aus Glauben, unabhängig von Werken, wie von Paulus in Römer 3, 4 und 5 ebenso wie in seinem Brief an die Galater gelehrt, wird zu einem Schattendasein bestimmt; die so genannten „Sakramente“ werden für wirkungsvoll erklärt - vorausgesetzt, man erhält sie aus den Händen eines Priesters. Sie werden dem Volke als das einzige Mittel zum Heil angeboten, von göttlicher Autorität bestimmt.

All das ist sehr ernst, und wir können uns wohl fragen, welche Position wir angesichts dieses Bösen einnehmen. Sind wir uns der Verantwortung bewusst, die auf uns liegt? Können wir ehrlich sagen, dass wir alles tun was wir können? Dass wir tun, was der Herr angesichts dieses schrecklichen Zustandes von uns verlangt?

Sicher, wir danken Gott für die fleißigen Arbeiter, die schon auf dem Feld sind. Wir danken für jede Seele, die sich bemüht, die Wahrheit Gottes in alle Richtungen auszubreiten, öffentlich oder privat, durch Wort oder Schrift. Aber ach! Wie wenig Arbeiter im Vergleich zu der Unmenge an Bedürfnissen!

Warum das? Ist es etwa so, weil das Haupt der Kirche von Seinen Gaben zurückgehalten hätte? Sollte Er vergessen haben, dass Evangelisten, Hirten und Lehrer noch nötig sind „zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus“? Nein, nichts fehlt von Seiner Seite. Die Gaben sind gegeben, aber viele sind eingeschlafen, ungebraucht, ohne Entwicklung aus dem einen oder anderen Grunde: In einigen Fällen, weil man nicht sieht, dass die Gabe denjenigen, der sie empfangen hat, unter die Pflicht stellt, sie zur Ehre dessen zu gebrauchen, der sie gegeben hat, und dass sie nicht nötig hat, durch Menschen sanktioniert zu werden, bevor sie ausgeübt wird; weil Christus und Seine Rechte nicht den ersten Platz im Herzen haben.

Unbekannt


Vorheriger Artikel Nächster Artikel

Verwandte Artikel