Freundlich, aber dreist
„Verstehst du auch, was du liest?“ (Apostelgeschichte 8,30)
Im Sommerurlaub auf dem Campingplatz wollte unsere kleinste Tochter spätabends trotz beharrlichen Fahrens im Kinderwagen nicht einschlafen. Direkt an der Straße stand ein Zelt, in dem sich mehrere Personen unüberhörbar unterhielten, weshalb ich mich in der Nähe des Zeltes aufhielt. Es ging um die verpfuschte Kindheit und den alkoholabhängigen Vater.
Irgendwann fing ich an zu beten, was der Herr von mir wollte. Unsere Kleine war mittlerweile eingeschlafen und so wäre ein Gespräch theoretisch möglich gewesen. Mir fuhren verschiedene Gedanken durch den Kopf: „Kann ich da jetzt einfach hingehen und mich einladen? Wirkt das nicht unverschämt?“ Kurzum … das wär zu dreist! „Das kann ich nicht tun“, dachte ich.
Während ich im Gebet immer noch am Zelt auf und ab fuhr, öffnete sich plötzlich der Reißverschluss von innen und ein junger Kerl trat aus dem Zelt. „Jetzt ist der Moment“, dachte ich, ging hin und sprach ihn an.
Nach einer kurzen Begrüßung stellte ich direkt mein Anliegen vor: „Ihr habt euch so laut unterhalten und ich habe euer Gespräch mitbekommen. Darf ich mich mal zu euch setzen?“ Dreist, aber freundlich.
Etwas verdutzt berichtete er das den anderen Zeltinsassen, die der Anfrage zustimmten. Plötzlich saß ich mit drei Wildfremden in einem Zelt und wir sprachen übers Evangelium, während unsere Kleine schlafend im Kinderwagen dabei stand.
Folgende Begebenheit kann ebenfalls Mut geben, dreist, aber freundlich zu evangelisieren. Ein Mann sagte zu einem Christen, der ihm gerade das Evangelium bringen wollte: „Ich werde nicht an Jesus glauben, da ich einmal von einem aus der Kirche betrogen wurde.“
Der Christ erwiderte: „Dann würde ich dir empfehlen, wir halten das schriftlich fest.“ Er holte seinen Notizblock hervor und schrieb darauf: „Der Grund, warum ich nicht an deinen Sohn glauben will, ist der, dass mich ein Christ betrogen hat.“
Er gab den Zettel seinem verdutzten Gesprächspartner, sagte ihm: „Wenn du im Gericht vor Gott stehst, gib ihm einfach diesen Zettel“, und ging davon. Gerade als er sein Wohnhaus betreten hatte, stand der Mann vor dem Tor. „Ich bringe dir das Stück Papier wieder. Das kann ich niemals vor Gott als Ausrede benutzen.“ Nicht lange danach fand er Frieden mit Gott.
In der passenden Gelegenheit darfst auch du, in Abhängigkeit vom Herrn, freundlich, aber dreist sein.
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