2020-07-13

Die Furcht des Herrn (3)

Die Furcht des Herrn ist nötig für den Dienst

Die Furcht des Herrn sollte uns kennzeichnen, wenn wir Ihm in der rechten Weise dienen wollen. Wir werden ermahnt: „Deshalb ... laßt uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht. Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Heb 12,28. 29). Um treue Diener zu sein, müssen wir daran denken, daß wir Sein Werk sind, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf daß wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,10).

Wie haben wir das Wort Furcht in diesem Zusammenhang zu verstehen? Wir sehen uns hier als Arbeiter, als Angestellte, und wir dienen Gott gleichsam als unserem Arbeitgeber und Dienstherrn. Bei einem irdischen Arbeitgeber zeigen wir unsere Ehrerbietung darin, daß wir unser Aufgabengebiet ohne Murren akzeptieren, daß wir überzeugt sind, daß seine Pläne erstklassig sind und daß wir seine Entscheidungen in jeder Hinsicht billigen. Wenn wir nun daran denken, daß wir im Dienst eines heiligen und gerechten Gottes stehen, wieviel mehr sollten wir uns dann davor fürchten, die Verantwortlichkeiten und Aufgaben, die Er uns zugedacht hat, nicht ernst zu nehmen, und das ganz besonders, wenn wir wissen, daß unser ganzer Dienst der Prüfung durch das verzehrende Feuer Seines Gerichts unterzogen werden wird.

Als Angestellte würden wir zu Recht den Tadel eines vernünftigen und gerechten Chefs fürchten, wenn wir beispielsweise den ganzen Tag nur herumsitzen würden, statt unsere Arbeit zu tun, oder wenn wir die Arbeit träge, gleichgültig oder schlampig verrichten würden. Auch einen Vorwurf wegen mangelnder Initiative hätten wir zu fürchten, wenn wir uns gar nicht darum kümmern würden, was der Wille unseres Vorgesetzten ist in den Dingen, die wir zu tun haben (dem entspricht, daß wir die Heilige Schrift unter Gebet zu studieren haben), oder wenn wir einfach etwas in Angriff nehmen würden, ohne einen Auftrag dazu empfangen zu haben.

Immer nur fragen, was des Herrn Wille ist, ohne ihn dann auch zu tun, ist wenig wert. Was nützt ein Angestellter, der seine ganze Zeit damit zubringt, die Direktiven zu lesen, Notizen zu studieren und sich zu erkundigen, inwieweit die Anweisungen des Chefs von anderen ausgeführt werden, wenn er selbst nie etwas tut?

Wir sollten wachsam sein gegenüber der Gefahr, die Bibel zu studieren, gute Schriften zu lesen, aber nur als intellektuelle Übung. Jedenfalls sollten wir gerechten Tadel von Gottes Seite doch genauso fürchten wie von seilen eines irdischen Vorgesetzten. Gott hat uns gewisse Verantwortlichkeiten und Aufgaben anvertraut, und jeder von uns sollte seine eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern bewirken (Phil 2,12). Die Tatsache, daß wir gleichsam Söhne des Chefs sind, sollte unsere Furcht vor seinem Missfallen nicht vermindern, sondern es sollte unsere Freude, treu für Ihn zu arbeiten, vermehren.

Als Knechte des Herrn sollten wir auch daran denken, daß die Furcht des Herrn ein wichtiger Bestandteil der Errettung selbst ist. Sprüche 14,27 sagt: „Die Furcht des Herrn ist ein Born des Lebens, um zu entgehen den Fallstricken des Todes." Wir, die wir vom zweiten Tod errettet worden sind, kennen die Liebe, die Gnade und die Barmherzigkeit Gottes, aber wir wissen auch, daß Gott als der gerechte Richter Seinen Zorn über die Gottlosen ausgießen wird.

Dieses Bewußtsein sollte bei uns mehr auslösen, als daß wir beim Brotbrechen unserem Heiland den Dank für die Errettung vor dem kommenden Zorn aussprechen. Es sollte bei uns die gleiche Wirkung haben wie bei dem Apostel Paulus, der sagte: „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen" (oder: „Da wir wissen, wie sehr der Herr zu fürchten ist, suchen wir Menschen zu überzeugen"; 2. Kor 5,11). Ganz gewiß ist etwas nicht in Ordnung bei uns, wenn wir unsere Nächsten nicht lieben und nicht versuchen, sie vor dem kommenden Zorn zu warnen. Es ist unsere heilige Pflicht, Gott als einen Gott der Liebe und als einen Gott des Gerichts Menschen zu bezeugen und darzustellen.

Als Diener Gottes sollten wir nie vergessen, daß sowohl Versammlungen als auch Individuen „entlassen" werden können! Wissen wir nicht von Versammlungen, die es versäumt haben, „die ersten Werke" zu tun, wo Gott dann deshalb den Leuchter aus seiner Stelle wegrücken mußte, wie Er die Epheser in Offenbarung 2,5 warnte? Paulus als Individuum brachte seine Gottesfurcht zum Ausdruck, wenn er sagt: „Ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, auf daß ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde" (1. Kor 9,27). Wenn jemand als Angestellter von seinem Vater fristlos entlassen wird, hört er nicht auf, Sohn zu sein, aber er hat nicht länger Gemeinschaft mit seinem Vater in seinen geschäftlichen Dingen und er kann keine Belohnung für seinen Dienst erwarten. Gewiß sollten wir solche Verluste fürchten, denn sie haben eine Auswirkung auf unser Leben in der Ewigkeit.

Die Furcht vor Versagen sollte uns nie zur Untätigkeit veranlassen. Gott läßt uns sagen: „Wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, welche ihn fürchten. Denn er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, daß wir Staub sind" (Ps 103,13.14). Möchten wir Seinen Willen zu erkennen suchen und ihn tun. Wenn wir Seinen Willen recht verstehen, wird Er uns reichlich belohnen, und wenn wir ihn schlecht verstehen, wird Er uns in gnädiger Weise über das belehren, was wir wissen müssen, so daß wir und andere reichlichen Segen empfangen können. Wir sollten nicht jenem bösen und faulen Knecht gleichen, der sagte: „Ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde" (Mt 25,25). Wer Gott kennt, wird Ihn nie in dieser Weise fürchten, sondern wird das Talent, das der Herr ihm anvertraut hat, nehmen und es „mit Frömmigkeit und Furcht" benutzen.

Laßt uns also einander helfen, den Herrn recht zu fürchten, denn in der Furcht des Herrn ist ein starkes Vertrauen, und Seine Kinder haben eine Zuflucht; Ihn zu fürchten, bewahrt uns vor den Schlingen des Bösen und zeigt uns den Weg, auf dem wir Ihm als gute und treue Knechte dienen können, so daß Er an jenem Tage zu jedem von uns sagen kann: „Gehe ein in die Freude deines Herrn!"

A.H.C.


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