2020-07-12

Die Furcht des Herrn (2)

Die Furcht des Herrn bewirkt Heiligkeit

Die Furcht des Herrn soll bei uns Heiligkeit hervorbringen. Wir lesen in 2. Kor 6,18 und 7,1: „Ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes." „Durch die Furcht des Herrn weicht man vom Bösen", heißt es in Sprüche 16,6. Wie haben wir das Wort Furcht in diesem Zusammenhang zu verstehen?

Die Antwort ist einfach, wenn wir uns klarmachen, daß Gott hier als unser Vater und wir als Seine Söhne und Töchter betrachtet werden. Wir denken dann an Gott als einen vollkommenen Vater, der weise und gütig ist und der jeden von uns zu sehr liebt, als daß Er uns ohne Zucht aufwachsen läßt. Unseren himmlischen Vater zu fürchten, bedeutet also auch, daß wir Respekt vor Ihm haben und genau wissen, daß Er uns Zucht nicht ersparen kann, wenn wir Böses tun. Diese Furcht veranlaßt uns, vom Bösen zu weichen.

Als wir Kinder waren und andere uns zu etwas verleiten wollten, wovon wir wußten, daß es gegen den Willen unserer Eltern war, haben wir dann nicht gesagt: „Wenn ich das tue, bekomme ich eine Tracht Prügel" und hüteten uns deshalb vor dem Bösen? So sollte es auch mit unserem himmlischen Vater sein; wir sollten Ihn fürchten und vom Bösen weichen.

Furcht vor Gott und vor Seiner Zucht ist also Furcht in der landläufigen Bedeutung des Wortes, es schließt jedoch keinerlei Unsicherheit in sich. Im Gegenteil, die Erfahrung, daß Gott uns züchtigt, macht uns nur noch gewisser, daß wir Seine Kinder sind, daß wir Ihm lieb und wert sind und daß es Sein Ziel ist, uns zu segnen, damit wir Seiner Heiligkeit teilhaftig werden (Heb 12,5-10).

Psychologen sagen uns, daß die Unsicherheit vieler Jugendlicher heute daher rührt, daß ihre Eltern es versäumt haben, sie in vernünftiger Weise zu züchtigen und zu strafen. Nicht alle Züchtigung ist als Strafe für Übertretung zu betrachten, weil wir manchmal irren, indem wir Gottes Willen nicht erkannt haben oder es nicht verstanden haben, unsere Erkenntnisse auf die besondere Situation anzuwenden; dann soll die Korrektur des Herrn dazu dienen, daß wir „die Heiligkeit vollenden". Wenn Er uns züchtigt, brauchen wir uns nicht vor Grausamkeit oder übermäßiger Strafe zu fürchten, denn Sein Wort versichert uns, daß Er, wenn Er betrübt hat, sich erbarmt „nach der Menge seiner Gütigkeiten. Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschenkinder" (Klgl 3,32.33).

Wir sollten als Christen beständig damit rechnen, daß Er - anders als unsere natürlichen Eltern - in unserem Leben alles sieht: „Die Augen des Herrn sind an jedem Orte, schauen aus auf Böse und auf Gute" (Spr 15,3). Die Zucht ist uns ebenso gewiß wie unsere Errettung. (Heb 12,6. 7). Wie töricht wäre es, wenn wir unsere Sicherheit als Seine Söhne und Töchter verwechseln würden mit einem Freisein von Furcht vor Seiner Zucht!

Lehrt man die Sicherheit des Gläubigen, ohne die Furcht des Herrn entsprechend zu betonen, so kann das ernste Folgen haben. Als junger Christ fürchtete ich den Herrn nicht; als ich dann in Sünde gröbster Art verwickelt zu werden drohte, war ich meiner Errettung weiter gewiß, aber ich war auch nahezu blind dafür, wie unvermeidlich ich mir Gottes Zucht zuzog. Natürlich wußte ich, daß ich mich in ganz böse Dinge nicht einlassen konnte, und die Verantwortung für alles lag völlig bei mir. Diese Erfahrung hat mir enorm die Augen geöffnet für die „Furcht des Herrn" als Abschreckungsmittel gegen das Böse. Ich möchte wünschen, daß der Leser diese Furcht des Herrn durch die Unterweisung empfängt, und nicht erst durch sehr bittere Erfahrungen.

 

A.H.C.


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