2021-07-10

Gesetzlich oder gehorsam?

„Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote.“ (Joh 14,15)

Gebote? Im Neuen Testament? Wann immer Menschen das Wort „Gebote“ hören, denken sie sofort an Gesetzlichkeit. Aber die beiden Ausdrücke sind keineswegs synonym. Niemand hat mehr von Geboten gesprochen als der Herr Jesus, und doch war niemand weniger gesetzlich als Er.

Was ist Gesetzlichkeit? Obwohl das Wort selbst im Neuen Testament nicht vorkommt, beschreibt es das unaufhörliche Streben des Menschen, sich Gottes Gunst zu verdienen. In seiner Grundbedeutung bezeichnet es den Versuch, durch das Halten von Gesetzen Rechtfertigung oder Heiligung zu erhalten. Das ist der eigentliche Wortsinn. Aber heute wird das Wort in einer anderen und viel weiter gefassten Bedeutung gebraucht, nämlich um das zu beschreiben, was man für starre, moralistische Regeln hält. Jeder Versuch, bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen als unerlaubt einzustufen, wird sofort mit dem Etikett „gesetzlich“ belegt. Ja, inzwischen wird das Wort „Gesetzlichkeit“ als handliche Keule verwendet, um fast alle Einschränkungen und Verbote, die eine christliche Einstellung kennzeichnen, niederzumachen.

Wie sollte ein Christ dann vorgehen, um die Gefahren zu vermeiden, die mit dieser neuen Vorstellung von „Gesetzlichkeit“ verbunden sind?

Zuerst einmal ist es wahr, dass ein Christ frei ist vom Gesetz, aber wir beeilen uns hinzuzufügen, dass er nicht gesetzlos ist. Er ist unter dem Gesetz Christi. Er sollte nicht so handeln, wie es ihm gefällt, sondern wie es Christus gefällt.

Zweitens müssen wir bedenken, dass das Neue Testament voller Gebote ist, einschließlich einer beträchtlichen Anzahl von Verboten. Der Unterschied ist, dass diese Gebote nicht als Gesetz mit einer damit verbundenen Strafe gegeben sind, sondern als Unterweisung in der Gerechtigkeit für das Volk Gottes.

Weiter können manche Dinge für einen Christen vielleicht erlaubt sein, sind aber deswegen noch nicht nützlich. Oder sie sind erlaubt, nehmen ihn aber gefangen (1. Korinther 6,12).

Es ist möglich, dass ein Gläubiger die Freiheit hat, etwas zu tun, und doch jemand anders durch sein Tun zu Fall bringt. Dann sollte er lieber darauf verzichten.

Nur weil jemand ein Verbot „gesetzlich“ nennt, ist es deswegen noch lange nicht schlecht. Heute gebraucht man auch das Wort „puritanisch“, um bestimmte Verhaltensweisen zu verurteilen, aber das Leben der Puritaner war weit mehr zur Ehre Christi als das vieler ihrer Kritiker.

Viele Verhaltensmuster wurden allgemein biblisch und gottesfürchtig akzeptiert. Aber heute werden sie von Christen als „gesetzlich“ bezeichnet und heruntergemacht. Das ist oft ein Zeichen, dass diese Christen selbst haltlos geworden sind und, aus ihren moralischen Verankerungen gerissen, mit dem Strom des Zeitgeistes dahintreiben. Sie sind so naiv, sich einzubilden, dass sie besser dastehen, wenn sie die sogenannten „Gesetzlichen“ oder „Puritaner“ mit Schmutz bewerfen.

Unsere Sicherheit liegt darin, uns so nahe wie irgend möglich an die Lehren der Schrift zu halten, und nicht ständig zu experimentieren, wie nahe wir dem Rand des Abgrunds kommen dürfen.

W.D.


Vorheriger Artikel Nächster Artikel

Verwandte Artikel