Golgatha (4) – Gnade, die betet
Seine erste Aussage am Kreuz
Angeschlagen, aufgerichtet, für jeden gut zu sehen hängt der Heiland am Kreuz. Er erträgt furchtbare Qualen. „Alle meine Gebeine haben sich zertrennt“, sagt Er in Psalm 22,15. Unvorstellbare körperliche Schmerzen. Und der Mensch? Er offenbart in diesen Stunden seinen tiefsten Hass. Der Heiland sieht sie alle dort stehen. Die geistlichen Instanzen des Volkes. Pharisäer, Sadduzäer, Schriftgelehrte und die Hohenpriester. Ihr Hass vereint die sonst so uneinigen Gruppen. Er sieht die falschen Zeugen. Menschen, die bereit waren zu lügen, um Ihn hinrichten lassen zu können. Er sieht die Diener des Hohenpriesters, die Ihn nach der ungerechten Gerichtsverhandlung angespuckt hatten. Sie haben Ihm ins Gesicht geschlagen, Seinen Kopf verhüllt und lästernd gefragt: „Wer ist es, der dich schlug?“. Er sieht das Volk. Übermäßig hatten sie gebrüllt: „Weg mit diesem“, „Kreuzige, kreuzige ihn!“ Was mag in diesen Augenblicken in Seiner Seele vorgegangen sein?
Lukas lässt uns einen kleinen Blick in das Herz Jesu tun. Zum ersten Mal spricht der Herr am Kreuz. Aber was sagt Er? Drückt Er aus, wie sehr er leidet? Kommen Vorwürfe, oder der Ruf nach Gerechtigkeit und Rache? Heiliger Zorn?
Nein, nichts von alledem.
Der Heiland betet! Angesichts der ganzen Ungerechtigkeit, des Hasses und Brutalität der Menschen betet Er. Für sich? Nein, Er betet:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Was für ein Herz! Was für eine Liebe!
Schon Jesaja hatte davon geschrieben, dass Er für die Übertreter vor Gott eintreten würde (Jes.53,12). Er stellt sich zwischen Gott und Seine Hasser und betet, dass der Vater ihnen vergeben möge. „Sie wissen nicht, was sie tun!“ Er macht seine Mörder (Apg.5,30) zu Totschlägern (Apg.3,17). Seinen Jüngern hatte der Herr einmal gesagt, dass sie für die Menschen beten sollten, die sie verfolgten (Mt.5,44). Er tut es hier in unnachahmlicher Weise!
Das Teilen Seiner Kleider
Ungeachtet dessen geht das Treiben unter dem Kreuz weiter. Die Soldaten teilen Seine Kleider. Johannes berichtet davon am ausführlichsten. Die anderen Evangelisten erwähnen es eher nebenbei.
Seine Oberkleider zerrissen sie in vier Teile. Sein Untergewand muss so wertvoll gewesen sein, dass sie es verlosten. Bestimmt hatte Er es von einer der Frauen bekommen, die Ihm mit ihrem Besitz gedient hatte (Joh.8,3). Die Soldaten erfüllen damit das, was der Herr in Psalm 22,19 sagt: „Sie teilen meine Kleider unter sich und über mein Gewand werfen sie das Los.“
Sie hatten Ihm wirklich ALLES genommen! Unbekleidet hing der Heiland am Kreuz. Was für eine Demütigung! Hoch aufgerichtet - für alle sichtbar. Die Arme ausgestreckt und angenagelt und so ohne Möglichkeit, sich zu schützen. Auch das hat Er empfunden und ausgedrückt. Wieder ist es Psalm 22. „Alle meine Gebeine könnte ich zählen. Sie schauen uns sehen mich an“ (Vers 18).
Unbegreifliche Liebe, die meinen Heiland dass alles ertragen ließ.
Hast Deine Lieb am Kreuz enthüllet,
so wie der Mensch den tiefsten Hass,
hast Gottes Willen ganz erfüllet,
und - ach! - der Mensch sein Sündenmaß.
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