2020-07-01

Gradlinige Nachfolge

„Und die Kühe gingen geradeaus auf dem Wege nach Beth-Semes; … und wichen nicht zur Rechten noch zur Linken …“ (1. Samuel 6,12)

Trotz, vielleicht aber auch gerade wegen der Spannung, unter der sie standen, scherten die Kühe nicht zur Rechten oder Linken aus. Gott zog sie nach vorne, ihre Kälber nach hinten. Aber rechts oder links, das war keine wirkliche Option für die Kühe.

Petrus hatte da so seine Probleme. Er verließ den „geraden Weg nach der Wahrheit“ (Gal 2,14). Zuerst pflegte er Tischgemeinschaft mit den jungen Christen aus den Nationen. Als er aber auf dem Missionsfeld Besuch von den Juden bekam, tat er so, als ob er seine jungen „türkischen“ Brüder nicht kannte. „Theologische Kompromisse sind die notorische Sünde großer Menschenfreunde“, kommentierte ein Ausleger dies Geschehen.

Wir brauchen da aber nicht die Nase über ihn zu rümpfen. Wenn es nach uns ginge, würde die Bibel neu geschrieben. Das Schweigen der Frauen in der Versammlung würde weggelassen. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften würden vielleicht zu „Alternativen des Lebens“. Das Gebot, nicht zu töten, würde mit Ausnahmeregelungen zur Abtreibung und Euthanasie versehen. Auf jeden Fall würden wir den geraden Weg nach der Wahrheit mehr oder weniger stark krümmen.

Was Christen denken und leben ist heutzutage kaum vermittelbar. Sie opfern ihre Sonntagmorgen anstatt mal so richtig auszuschlafen. Sie verzichten auf Karriere, obwohl sie alle Voraussetzungen für diese hätten. Vor allem aber sind sie „ewig Gestrige“. Keinen Sex vor der Ehe - da kaufst Du ja die Katze im Sack! Keine Steuerhinterziehung - wie willst Du denn da überleben? Und dann das Gerede von absoluter Wahrheit in einer relativistischen Gesellschaft. Christen leben einen Anachronismus.

Nero ließ sie als lebende Fackeln durch seine Lustgärten laufen. Die Moderne lässt sie zunehmend durch die „Spießruten der Presse“ laufen. Auf jeden Fall werden wir Christen den Menschen wieder ein „Schauspiel“ (gr.: theatron) werden. (1Kor 14,9). So, wie die Kühe der Philister den Philistern selbst ein gewaltiges Spektakel wurden. Denn die Schrift sagt: „… und die Fürsten der Philister gingen hinter ihnen her, bis an die Grenze von Beth-Semes.“ (1. Sam 6,12)

Aber was soll‘s. Wir können sowieso nichts dagegen tun. Hinter uns brennt das Feuer der ewigen Verdammnis, vor uns das der Heiligkeit Gottes. In uns treibt der Geist Gottes uns - nach vorn. Wir haben die Flucht in eine bessere Zukunft angetreten. Wir ziehen einen Karren, vor den Gott selbst uns gespannt hat. Unser Ende ist womöglich die Schlachtung. Und doch: Niemals hatte es heiligere Kühe in Philistäa gegeben, als die, welche die Bundeslade zogen.

C.G.


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